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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Vor<strong>der</strong>grund stehen, sollen die zukünftigen Akademiker am Beispiel <strong>der</strong> alten Griechen (und<br />

Römer) lernen, die „inneren“ Werte hochzuhalten und sich aktiv an <strong>der</strong> Gestaltung des die<br />

„wahre“ menschliche Vernunft verkörpernden Staates zu beteiligen. Auf Gymnasium und<br />

<strong>Universität</strong> sollen sie diese Einstellung zu ihrer späteren Tätigkeit durch „Bildung“ und mit<br />

ihr auch die dafür nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben 439 . Mit <strong>der</strong> Betonung <strong>der</strong><br />

Antike verknüpft Humboldt Sprache mit Kultur und weist auf den Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Nation</strong>alsprache und <strong>Nation</strong>alcharakter hin, <strong>der</strong> für ihn darin besteht, „daß die<br />

Verschiedenheit <strong>der</strong> Sprachen in mehr als einer bloßen Verschiedenheit <strong>der</strong> Zeichen besteht,<br />

daß die Wörter und Wortfügungen zugleich die Begriffe bilden und bestimmen, und daß in<br />

ihrem Zusammenhange, und ihrem Einfluß auf Erkenntnis und Empfindung betrachtet,<br />

mehrere Sprachen in <strong>der</strong> Tat mehrere Weltansichten sind“ 440 . Die Kenntnis einer an<strong>der</strong>en –<br />

antiken – Kultur sollte „noch ohne Rassen- und Völkervorurteile eine nationale (sprich:<br />

antifeudale) 'Läuterung'“ bewirken 441 .<br />

Das humanistische Gymnasium war dabei zunächst <strong>der</strong> einzige vollwertige, zum<br />

<strong>Universität</strong>sstudium berechtigende Typ <strong>der</strong> Höheren Schule. Die Neueren Sprachen spielten,<br />

wie die Naturwissenschaften, eine untergeordnete Rolle. In Preußen wurde zunächst an den<br />

Gymnasien das Französische unterrichtet, welches jedoch nach den Befreiungskriegen bis<br />

etwa 1825 wie<strong>der</strong> abgeschafft wurde 442 . 1837 wurde es schließlich verbindlich eingeführt:<br />

„Französisch war bis zum Ende des neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts immer erste neuere<br />

Fremdsprache. Erst 1901 sollte das Englische, Mitte des neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts zum<br />

Pflichtfach geworden, das Französische angesichts <strong>der</strong> sich verän<strong>der</strong>nden weltpolitischen<br />

Verhältnisse vom ersten Platz im <strong>deutschen</strong> Schulunterricht verdrängen." 443<br />

Diese Stellung verdankte das Französische in erster Linie <strong>der</strong> Bildungstradition; praktische<br />

Erwägungen waren weniger entscheidend:<br />

„Dank seines etablierten Prestiges als Sprache von Wissenschaft, Kunst, Handel und<br />

Diplomatie wuchs dem Französischen – im Gegensatz zum Englischen – im 17. und 18.<br />

439<br />

Alle Zitate aus Bott, Gerhard, s.o., 1.Bd. S.46.<br />

440<br />

Wilhelm von Humboldt: „Über den <strong>Nation</strong>alcharakter <strong>der</strong> Sprachen“. Vgl. Hinrichs, Peter /Kolboom, Ingo: „<br />

`Ein gigantischer Trödelladen´? Zur Herausbildung <strong>der</strong> Landes- und Frankreichkunde vor dem Ersten Weltkrieg.<br />

In: Nerlich, Michael (Hg.): Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung: 1871-1975. Karlsruhe 1977, S.85.<br />

441<br />

Ebenda.<br />

442<br />

Ebenda.<br />

443<br />

Köppen, Ulrich: „Die Entwicklung des Französisch-Schulunterrichts von 1871-1914.“ In: Nerlich, Michael<br />

(Hg.): Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung: 1871-1975. Karlsruhe 1977, S.73.<br />

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