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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Namen wie Hermann Cohen und Paul Natorp als die bedeutendsten Vertreter <strong>der</strong> Marburger<br />

Schule des Neukantianismus und als <strong>der</strong>en Schüler Nicolai Hartmann, Ernst Cassirer und<br />

Heinz Heimsoeth, die das „Wie<strong>der</strong>erwachen <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Idealphilosophie“ sorgfältig<br />

vorbereitet hätten 133 .<br />

Der Artikel ist ein Lobgesang auf die <strong>Universität</strong> Marburg und ihre Leistungen und<br />

gleichzeitig Ausdruck von Wechsslers Stolz darüber, ihr 18 Jahre lang angehört zu haben.<br />

Nicht zuletzt gibt er auch Aufschluss über Prägungen, die Wechssler in diesen Jahren erfahren<br />

hat, bzw. über Entwicklungen, die sein Werk in unterschiedlicher Weise beeinflusst haben,<br />

wie später deutlich werden wird. Der Begriff „Neukantianismus“ soll deshalb im Folgenden<br />

kurz ausgeführt werden. Er vereinigte ab ca. 1860 Bestrebungen in <strong>der</strong> Philosophie, kantische<br />

Lehren zu erneuern und weiterzubilden. Innerhalb dieser Bewegung wurden, wie Ringer<br />

feststellt, zwei größere Richtungen unterschieden: „…zwischen einem in erster Linie kritisch<br />

orientierten Flügel und einer mehr konstruktiv idealistischen Tendenz. Der kritische Flügel<br />

bestand hauptsächlich aus <strong>der</strong> Marburger Schule des Neukantianismus, <strong>der</strong> idealistische aus<br />

<strong>der</strong> badischen o<strong>der</strong> südwest<strong>deutschen</strong> Schule, die von Wilhelm Windelband und Heinrich<br />

Rickert um 1890 gegründet wurde“ 134 . Hermann Cohen (1842-1918) galt als Vater <strong>der</strong><br />

Marburger Schule und Ernst Cassirer (1874-1945) als ihr bedeutendster Vertreter während <strong>der</strong><br />

Weimarer Zeit. Wie dies gelegentlich auch von an<strong>der</strong>en getan wurde, zählte auch Wechssler<br />

Paul Natorp (1854-1924) zu dieser Gruppe, „obwohl seine späteren Forschungsinteressen ihn<br />

eher in die Nähe <strong>der</strong> Badischen Schule zu rücken schienen“ 135 . Die Marburger Schule wollte<br />

vor allem eine wissenschaftstheoretisch-methodologische Grundlegung <strong>der</strong> exakten<br />

Naturwissenschaften geben. Wie Ringer beschreibt, habe sich Cohen offenbar insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die Probleme und Methoden <strong>der</strong> Naturwissenschaften interessiert und Mathematik und<br />

befinden wir uns inmitten einer schweren geistigen Krise, <strong>der</strong> wir nicht gewachsen scheinen“ (Fritz K.: Die<br />

Gelehrten. Der Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Mandarine 1890-1933, Stuttgart 1983, S.230). Eucken habe, so<br />

Ringer, von einem „Kult <strong>der</strong> Arbeit“ geschrieben, „bei welchem die Seele vernachlässigt werde, von einer Suche<br />

nach oberflächlichem Genuß, welche die innere Unsicherheit des Menschen deutlich werden lasse.“ Die<br />

Deutschen seien „sorgfältige Forscher, aber keine unabhängigen Denker, gewissenhafte Beamte, aber keine<br />

schöpferischen Staatsmänner, `tüchtige Arbeiter, aber … flache Menschen´.“ Und Ringer fasst Eucken so<br />

zusammen: „Weil ihnen [den Deutschen] die innere Konzentration fehle, um ihre Bemühungen zu<br />

vereinheitlichen und ihnen eine Richtung zu geben, seien sie Opfer gemeiner Instinktregungen und Sklaven ihrer<br />

Maschinen geworden.“ (Ringer, Fritz K, s.o. S. 230). –Der Philosoph Kuno Fischer (1824 – 1907) war Professor<br />

in Jena und Heidelberg. Mit seiner 1860 erschienenen Kant-Monographie schuf er die Grundlage für den<br />

Neukantianismus.<br />

133<br />

Wechssler, Eduard: „Marburg 1527-1927, Festgruß an die <strong>Universität</strong>“, in: Berliner Tageblatt und<br />

Handelszeitung, 29.7.1927 (Jg.56), S.1.<br />

134<br />

Ringer, Fritz K.: Die Gelehrten. Der Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Mandarine 1890-1933, Stuttgart 1983, S. 273.<br />

135 Ebenda.<br />

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