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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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ei <strong>der</strong> Tageszeitung über die Mode bis hin zu gewaltsamen Revolutionen 1035 . So werde auch<br />

verständlich, warum „wenigstens <strong>der</strong> geistige Franzose mit seinen Gedanken, an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong><br />

Deutsche, in <strong>der</strong> Zukunft lebt“. Sogar im Sprachgebrauch lasse sich dies feststellen: Nur im<br />

Französischen werde von <strong>der</strong> Vergangenheit aus das „Künftige und für später Angekündigte<br />

im echten Futurum“ ausgedrückt, „als stünde man in neuer Zukunft mitten drin“ 1036 .<br />

Der Deutsche halte lieber an allem fest, was ihm vertraut geworden sei, „Altgewohntes“<br />

und „Altgeübtes“ würden „beinahe ehrfürchtig aufbewahrt, auch wenn es Sinn und Wirkung<br />

längst verlor“ 1037 . Das deutsche Gegenstück zu „révolution“ sei „Entwicklung und<br />

Entfaltung“. Die „Entwicklung“ habe den <strong>deutschen</strong> „die Gaben <strong>der</strong> großen<br />

Geschichtsforschung“ beschert, Beispiele seien Ranke, Mommsen, Treitschke, Meinecke und<br />

Marcks, Nietzsche und Troeltsch 1038 . Der Historismus sei den Deutschen deshalb „heilig“,<br />

weil er sich an <strong>der</strong> „Vorliebe für das Alte und <strong>der</strong> Scheu für das Neue“ nähre und damit die<br />

„uralte deutsche Eigenheit“ verstärke. Dies sei aber gleichzeitig eine gefährliche<br />

„Entfremdung von allem, was werden soll und was uns dringend not tut“:<br />

„Wann endlich soll es damit besser werden?“ 1039<br />

Ein solcher Zustand könne auf die Dauer für „den Deutschen“ aber unerträglich werden.<br />

Dann, und so schließt dieser Abschnitt mit prophetischem Anklang, „kann es geschehen, daß<br />

er im jähen Anlauf die hohlen Götzen umstürzt und zerschmettert, aber dabei auch das<br />

zerstört, was <strong>der</strong> Erhaltung würdig gewesen wäre“ 1040 .<br />

7. L’aptitude et le talent/ Deutsche Nachdrücklichkeit, Eindringlichkeit und Wucht (S.<br />

130-143)<br />

Wechssler macht nun einen bis in die gallisch-germanische Zeit reichenden<br />

„Wesensunterschied“ aus: Die Franzosen seien in hohem Maße „anpassungsfähig, geschickt<br />

und findig, zur Nachahmung und zum Erlernen wie geschaffen“. Die Deutschen seien mit<br />

„Wucht und Nachdruck, Eindringlichkeit und Stoßkraft“ mehr geneigt, sich ihren Weg selbst<br />

zu suchen 1041 . Als Zeuge wird erneut Camille Jullian angeführt. Das Wort „talent“ müsse mit<br />

1035 Ebenda, S. 120f.<br />

1036 Ebenda, S. 119.<br />

1037 Ebenda, S. 124.<br />

1038 Ebenda, S. 128f.<br />

1039 Ebenda, S. 129.<br />

1040 Ebenda.<br />

1041 Ebenda, S. 130.<br />

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