31.10.2012 Aufrufe

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hinsicht „von dem stark betonten französischen Vorbild“ lösen 1739 . Die „lateinisch-<br />

französische Zivilisation“ habe die „eigentümlichen Kräfte“ Brasiliens entwertet. Nun müsse<br />

man sich – mit dem „erstarkenden Selbstbewußtsein“ – wie<strong>der</strong> auf seine „Eigenwerte“<br />

besinnen, und – hier tritt deutsches Sendungsbewusstsein in seiner reinsten Form hervor –<br />

Deutschland soll dabei die Aufgabe zukommen, „einem jungen aufstrebenden Land, das sich<br />

eben erst seiner Kraft bewußt geworden ist, die Überzeugung zu vermitteln, daß die deutsche<br />

Kultur Werte zu vermitteln hat, die, ohne jeden machtpolitischen Hintergedanken, geeignet<br />

sind, die eigene Entwicklung zu för<strong>der</strong>n“ 1740 . Und auch die Deutschen werden sich in<br />

Brasilien nicht langweilen:<br />

„Welche Fülle von Anregungen ergeben sich für den Landwirt, den Zoologen und Botaniker,<br />

den Geographen, den Techniker, den Rasseforscher!“ 1741<br />

Es wird deutlich, dass jede Seite ihre eigenen Vorstellungen über den Zweck <strong>der</strong> Arbeit<br />

des Instituts mitbrachte und dass es unmöglich gewesen wäre, detaillierte gemeinsame Ziele<br />

zu formulieren. Der kleinste gemeinsame Nenner war die Tatsache, dass in beiden Län<strong>der</strong>n<br />

ein autoritäres Regime herrschte, dass die <strong>Nation</strong> erstarken sollte und dass in diesem<br />

Zusammenhang Portugal etwas von Deutschland und umgekehrt Deutschland etwas von<br />

Portugal wollte. Anschließend schieden sich die Geister. Als Ausdruck dieses kleinsten<br />

gemeinsamen Nenners ist deshalb die unverfängliche Formel zu werten, man wolle mit <strong>der</strong><br />

Schaffung des Institutes „die wissenschaftlichen Beziehungen för<strong>der</strong>n“, denn dieser<br />

Formulierung konnten beide Parteien bedenkenlos zustimmen.<br />

Wechsslers Ernennung zum Leiter des Instituts, die <strong>der</strong> Eröffnung vorausgegangen war,<br />

war indes nicht unproblematisch, denn die Dozentenschaft 1742 war mit seiner Einsetzung in<br />

dieses Amt nicht einverstanden. Ausschlaggebend für ihre Ansicht dürfte dabei u. a.<br />

Wechsslers Parteilosigkeit gewesen sein. Es kam zu einer persönlichen Unterredung zwischen<br />

dem Rektor <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Berlin und einem Vertreter <strong>der</strong> Dozentenschaft – dessen Name<br />

1739 Ebenda, S.67.<br />

1740 Ebenda, S.68.<br />

1741 Ebenda.<br />

1742 Die Dozentenschaft, genauer, <strong>der</strong> „<strong>Nation</strong>alsozialistische Deutsche Dozentenbund“ (NSDDB), war im Juli<br />

1935 auf Anordnung von R. Hess aus dem „<strong>Nation</strong>alsozialistischen Lehrerbund“ hervorgegangen. Er war eine<br />

nach dem „Führerprinzip“ aufgebaute Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> NSDAP zur ideologischen Beeinflussung – so wurden in<br />

diesem Sinne z.B. Dozentenlager veranstaltet – und politischen Kontrolle <strong>der</strong> Hochschullehrerschaft. Letzteres<br />

bedeutete, dass die Dozenten bei <strong>der</strong> Berufung von Professoren ein Gutachten abgaben. Vgl. Benz, Wolfgang/<br />

Graml, Hermann/ Weiß, Hermann (Hg.): Enzyklopädie des <strong>Nation</strong>alsozialismus, München 1998, S.608.<br />

322

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!