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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„Geschicklichkeit“ übersetzt werden, und diese sei „von jeher beson<strong>der</strong>s eifrig“ eingestzt<br />

worden, wenn es darum gegangen sei, „den Feind zu quälen“. Dies ist nicht zuletzt ein<br />

Beispiel dafür, wie Wechssler von einer Ebene zur an<strong>der</strong>en springt: Ist die typisch<br />

französische Geschicklichkeit hier maßgeblich bei <strong>der</strong> Erfindung von Foltertechniken,<br />

inklusive <strong>der</strong> im Weltkrieg angewandten „privation du sommeil“ 1042 , so ist sie auf <strong>der</strong><br />

nächsten Seite verantwortlich für die vielfältigen Adaptionen antiker Autoren, die gekonnt<br />

„nachgeahmt“ 1043 würden.<br />

Die Deutschen seien für Nachahmung und das Erlernen von Mustern und Regeln<br />

wie<strong>der</strong>um ungeeignet. Sie zeichneten sich stattdessen durch „deutsche Urkraft und<br />

Ursprünglichkeit des ungebrochenen Willens“ 1044 aus. Ihre beson<strong>der</strong>e Begabung sei<br />

„Stoßkraft“. Diese erlaube es ihnen, sich gegen den Druck <strong>der</strong> Umgebung aufzulehnen und zu<br />

behaupten, so z.B. schon die Germanen gegen die Römer. Je<strong>der</strong> „große Deutsche“ handele<br />

mit solcher „ur<strong>deutschen</strong> Wucht“ so z.B. Leibniz, Kant, Fichte, Hegel,Bach, Beethoven,<br />

Freiherr von Stein, Bismarck u. a. 1045 . Außerdem habe Kant richtig in <strong>der</strong> „Kritik <strong>der</strong><br />

Urteilskraft“ geschrieben, Nachahmungsgeist sei Gelehrigkeit, aber kein Genie 1046 . Beson<strong>der</strong>s<br />

eindrucksvoll hier Wechsslers Beurteilung <strong>der</strong> Gegenwart: Es scheine nämlich, als wäre<br />

„deutsche Tatkraft aufs neue ausgewan<strong>der</strong>t“, seit „im Walde von Compiègne als Unterhändler<br />

den feindlichen Feldherrn kein deutscher Heerführer, son<strong>der</strong>n Matthias Erzberger“ entgegen<br />

getreten sei, „dieses Bündel neudeutscher schlechter Eigenheiten“ und seit <strong>der</strong> Anschluss von<br />

Österreich und Tirol „nicht tapfer und flink vollzogen“ worden sei:<br />

„Wann endlich wird ganz Deutschland wie aus Einem Munde mit überwältigen<strong>der</strong> Wucht das<br />

Selbstbestimmungsrecht für alle Deutschen for<strong>der</strong>n?“ 1047<br />

Auch nach einer solchen Aussage wun<strong>der</strong>t es nicht mehr, dass Wechssler in Adolf Hitler eine<br />

„Chance“ dazu sah. Doch Wechssler schließt an dieser Stelle noch „pessimistisch“, „alte<br />

Wucht“ sei „fern und lang verhallt“ und lebe wohl nur noch in <strong>der</strong> Sage 1048 . Der hier zum<br />

Ausdruck kommende Revanche-Gedanke wird auch im folgenden Abschnitt deutlich.<br />

1042 Ebenda, S. 132.<br />

1043 Ebenda, S. 133.<br />

1044 Ebenda, S. 142.<br />

1045 Ebenda, S. 138.<br />

1046 Ebenda, S. 139.<br />

1047 Ebenda, S. 143.<br />

1048 Ebenda.<br />

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