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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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sich gleichzeitig vor diese „krampfig fieberhafte Volkheit Gewölk von Ungeheuern und<br />

Gespenstern“ 1222 . Als Beispiele dienen u. a. Paul Gaultier, Taine und Fustel de Coulanges.<br />

Die Deutschen suchten dagegen nicht nach <strong>der</strong> „Person“, son<strong>der</strong>n nach dem „Wesen“.<br />

Dieses sei „ein ungeteiltes Ganzes“: „Denn Wesen ist und lebt und wandelt sich, es wächst<br />

und wird und kann doch nie verwesen“. Eckehart habe gesagt, „daß wir von Gott unser<br />

Wesen empfangen“ 1223 . Die Deutschen ständen unter einem Gesetz, das „auf die aus heiliger<br />

Planmäßigkeit gewachsenen Gebilde <strong>der</strong> Natur“ hinweise: „auf Mensch und Tier und auf die<br />

Landschaft mit Baum und Strauch, mit Blume und Frucht, mit Felsenquell und Lauterbach,<br />

mit Fluß und Meer und Firngebirg. Sie alle sprechen zu uns unmittelbar vom ewigen<br />

Urwesen, aus dem mit uns sie alle selber stammen“. Dies klingt nach Pantheismus, <strong>der</strong><br />

Identität von Gott und <strong>der</strong> Welt, nach Schellings System <strong>der</strong> Gleichsetzung von Geist und<br />

Natur. Doch von „Pantheismus“ hält Wechssler nicht viel: aus diesem „von den Englän<strong>der</strong>n<br />

erfundenen Worte“, „bei dem sich wie bei allen solchen Ismen mehr Flaches als Vertieftes<br />

denken lässt“, entstehe immer neuer „übler Irrtum“ 1224 . An<strong>der</strong>erseits findet Wechssler dann<br />

doch kein wirklich passendes Wort für dieses „deutsche Wesen“, so dass er später selbst<br />

„unseren sogenannten Pantheismus“ verteidigt, <strong>der</strong> schon immer von den uneinsichtigen<br />

Franzosen „verkannt und angeschwärzt“ worden sei 1225 . Die Deutschen könnten nicht in<br />

Allegorien denken, und wenn z.B. Schiller dichte: „Freude hehrer Götterfunken, Tochter aus<br />

Elysium“, dann schwebten hier „Boten aus dem Reich <strong>der</strong> Seelen“ vorüber und keine<br />

„leiblich-sichtbare Gestalt“ 1226 . Die Deutschen könnten sich nicht einmal selbst zeichnen, wie<br />

André Gide „uns tadelnd vorhält“. So habe Gide überdies geschrieben : „En littérature, leur<br />

impuissance à créer des figures est remarquable […] et plus absolument, ils ne savent pas<br />

dessiner´“ 1227 . Tatsächlich sei es schwierig für deutsche Maler, „das Verbundensein mit<br />

höheren Gewalten“ auf die Leinwand zu bringen, doch sei dies trotzdem vielen gelungen, wie<br />

Thoma, Leibl, Menzel, Franz Marc, Feuerbach u. a. 1228<br />

Es folgt ein kurzer Hinweis auf die Errungenschaften <strong>der</strong> „neueren <strong>deutschen</strong> Biologie“,<br />

die – verbunden mit den Namen Driesch und Uexküll – zu Ergebnissen komme, „die genau<br />

zum Sinn des <strong>deutschen</strong> Wesens passen, ja, man kann sagen, ihn im Kern bestätigen“ 1229 .<br />

Dazu folgende Ausführungen: Der Philosoph und Biologe Hans Adolf Eduard Driesch (1867-<br />

1222 Ebenda, S. 462f.<br />

1223 Ebenda, S. 465.<br />

1224 Ebenda, S. 467.<br />

1225 Ebenda, S. 476.<br />

1226 Ebenda.<br />

1227 Ebenda, S. 477.<br />

1228 Ebenda, S. 478.<br />

1229 Ebenda.<br />

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