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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Gedanken <strong>der</strong> „Verquickung“ <strong>der</strong> beiden <strong>Nation</strong>en 1842 . Wer sich also für die Zukunft <strong>der</strong><br />

<strong>deutschen</strong> <strong>Nation</strong> interessiert, muss sich auch für Frankreich interessieren. Nur das Ziel des<br />

Französischunterrichts muss ein an<strong>der</strong>es werden: Die Kin<strong>der</strong> dürfen nicht mehr – z.B. durch<br />

Singen von französischen <strong>Nation</strong>allie<strong>der</strong>n – zu französischem Heimatgefühl erzogen werden,<br />

diesem „uralten Volkslaster <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>ei“ 1843 , son<strong>der</strong>n müssen „die unsere von frem<strong>der</strong><br />

Wesensart son<strong>der</strong>n lernen“ 1844 . Wenn Wechssler sich in <strong>der</strong> ersten Phase fragt: „Was<br />

charakterisiert die deutsche <strong>Nation</strong>? Was sind ihre Stärken gegenüber <strong>der</strong> Nachbarnation?“,<br />

dann erhalten diese Fragen in <strong>der</strong> 2. Phase ein konkret formuliertes Ziel: Sie sollen den<br />

Deutschen zu einem neuen Bewusstsein über sich selbst verhelfen, um dem französischen<br />

Nachbarn trotzen zu können.<br />

Eine weitere Zuspitzung und damit eine dritte Phase kann nach dem Verlust des Krieges<br />

ausgemacht werden: Noch immer stehen die in <strong>der</strong> ersten Phase gestellten Fragen im Raum,<br />

jetzt noch bedrohlicher und übermächtiger, beför<strong>der</strong>t durch das als „Ungerechtigkeit“<br />

empfundene „Versailler Diktat“. Das, was Wechssler bereits zu Beginn des Weltkrieges<br />

geahnt hat, dass die Deutschen nämlich nicht mehr richtig deutsch sind, wird für ihn nun zur<br />

Ursache für den verlorenen Krieg. D.h. die Deutschen müssen ab jetzt auch nach Frankreich<br />

sehen, um zu verfolgen, wie sich <strong>der</strong> „französische Geist“ weiterentwickelt, um nicht noch<br />

mehr von ihm vereinnahmt zu werden.<br />

Was Wechsslers Verhältnis zum <strong>Nation</strong>alsozialismus angeht, wurde schon gezeigt, dass er<br />

diesen quasi als notwendigen Schritt auf dem „Weg empor“ zu einem idealen Lebenszustand<br />

im Geiste von „Althellas“ betrachtet. Gerade hier – und die folgenden Ausführungen sind als<br />

Ausblick und möglicherweise Ansatz zur Weiterarbeit zu verstehen – ist davon auszugehen,<br />

dass Wechssler wichtige <strong>Im</strong>pulse, beson<strong>der</strong>s, was das völkische und mystische Element<br />

angeht, von seinem Freund, dem Philosophen und Theologen Hermann Schwarz (1864-1951)<br />

erhielt. Schwarz und Wechssler kannten sich schon aus Halle und blieben über Jahrzehnte<br />

hinweg freundschaftlich verbunden, was auch darin zum Ausdruck kommt, dass Schwarz<br />

einen Beitrag zur Festschrift anlässlich Wechsslers 60. Geburtstags leistet 1845 . Sie verfolgten<br />

und kommentierten die Arbeiten des jeweils an<strong>der</strong>en und bezogen sich in ihrer eigenen<br />

Argumentation darauf. So entnimmt Schwarz in dem Artikel „Deutsches Wesen und deutsche<br />

1842<br />

Wechssler, Eduard: „Deutschtum und Franzosentum“, in: Sonnenwendgruß ihren im Felde stehenden<br />

Kommilitonen am 21.Juni 1916 zugesandt von <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Marburg. Marburg an <strong>der</strong> Lahn 1916, S.83f.<br />

1843<br />

Ebenda, S.85.<br />

1844<br />

Ebenda, S.86.<br />

1845<br />

Schwarz, Hermann: „Unterschiedliche Kulturauffassungen“, in: Festschrift für Eduard Wechssler zum<br />

19. Oktober 1929, Jena und Leipzig 1929.<br />

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