31.10.2012 Aufrufe

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

dieser eurer Wesenheit zugrunde, so gehet mit euch zugleich alle Hoffnung des gesamten<br />

Menschengeschlechts auf Rettung aus <strong>der</strong> Tiefe seiner Übel zugrunde…“ 1310 .<br />

Es verwun<strong>der</strong>t danach nicht mehr, wenn Wechssler for<strong>der</strong>t, Deutschland müsse die geistige<br />

Führung in Europa übernehmen 1311 .<br />

In verschiedener Hinsicht ist nicht zuletzt eine Wirkung Ernst Moritz Arndts auf<br />

Wechssler auszumachen. In seinen Ausführungen „Über den Volkshaß und über den<br />

Gebrauch einer fremden Sprache“ von 1813 stellt er zunächst fest, dass die Verschiedenheit<br />

<strong>der</strong> „Völker, Län<strong>der</strong>, Sprachen“ usw. gottgewollt sei. Wer dies nicht anerkenne, son<strong>der</strong>n alle<br />

Völker vereinen wolle und „die Verschiedenheiten, die Gott geschaffen hat, vertilgen will, <strong>der</strong><br />

tut wi<strong>der</strong> Gottes Willen“ 1312 . Wenn Wechssler sich nun in „Esprit und Geist“ gegen das blasse<br />

„Gesamteuropa“ „weltbürgerlicher Gesinnung und Gesittung“ ausspricht 1313 , dann könnte<br />

nicht zuletzt Arndt ursächlich daran beteiligt sein, zumal Wechssler an ihm „altgermanische“<br />

Züge entdeckt 1314 . Auch Arndts Vorstellungen über die Franzosen – sie seien z. B. unruhig,<br />

eitel und herrschsüchtig – lassen sich bei Wechssler wie<strong>der</strong> finden. Genauso verhält es sich<br />

mit Arndts Behauptung, die „Teutschen“ seien durch „französische Äfferei und Ziererei“ und<br />

„eitle Nichtigkeiten“ „entteutscht“ worden 1315 . Dabei ist ein Umstand beson<strong>der</strong>s interessant:<br />

Wechssler stellt sich ja auf <strong>der</strong> einen Seite in die Goethesche Tradition, wenn er sagt, <strong>der</strong><br />

„echte“ Deutsche sei friedliebend und unfähig zum Hass. Wie passt das aber zu dem mit<br />

angeblich echt-<strong>deutschen</strong> Zügen behafteten Arndt, <strong>der</strong> in dem bereits zitierten Aufsatz den<br />

„Volkshaß“ u. a. mit folgenden Worten predigt: „Ich will den Haß gegen die Franzosen, nicht<br />

bloß für diesen Krieg, ich will ihn für immer. […] Dieser Haß glühe als die Religion des<br />

teutschen Volkes, als ein heiliger Wahn in allen Herzen“ 1316 . Die Antwort gibt Wechssler<br />

selber und verurteilt dabei dieses Verhalten keinesfalls: „Das waren und sind bis heute<br />

vereinzelte ungewohnte Klänge. Nur jahrelange unverdiente Peinigung verschuldet und<br />

rechtfertigt sie noch heute“ 1317 , was ungefähr heißt: wenn das Fass überläuft, ist es nur<br />

verständlich und folgerichtig, wenn auch <strong>der</strong> friedliebendste Deutsche sich zum „Volkshaß“<br />

1310 Johann Gottlieb Fichte s.o., S. 47.<br />

1311 Wechssler, Eduard: Deutsche und französische Kultur. Mannschaftsvorträge an <strong>der</strong> Westfront im Dezember<br />

1917, Marburg 1918, S. 36.<br />

1312 Vgl.Weidinger, Dorothea: „<strong>Nation</strong> – <strong>Nation</strong>alismus – <strong>Nation</strong>ale Identität“, Bonn 1998, S.48.<br />

1313 Wechssler, Eduard: Esprit und Geist, s.o., S. 576.<br />

1314 Ebenda, S. 100.<br />

1315 Ernst Moritz Arndt: Über den Volkshaß und über den Gebrauch einer fremden Sprache, 1813, in: Weidinger,<br />

Dorothea: „<strong>Nation</strong> – <strong>Nation</strong>alismus – <strong>Nation</strong>ale Identität“, Bonn 1998, S. 50.<br />

1316 Ebenda.<br />

1317 Wechssler, Eduard: Esprit und Geist, s.o., S. 236.<br />

253

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!