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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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und „sachliche Antwort auf diese Frage“, und zwar „für Europa und den künftigen<br />

Frieden“ 698 .<br />

In „Esprit und Geist“ ersetzt Wechssler nun die „leblose“ „Einzelforschung“ <strong>der</strong><br />

bisherigen Philologie und Kulturkunde durch das „Erkennen“ <strong>der</strong> „Wesensmitte“, <strong>der</strong><br />

„Wesenseinheit“ und <strong>der</strong> „volkheitlichen Wesensart“ „des Franzosen“ und „des<br />

Deutschen“ 699 . Der Historismus des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts habe, wie Wechssler bereits früher<br />

formuliert hatte, ja nur versucht, „Inhalt und Wesen geschichtlicher Taten und Menschen,<br />

auch <strong>der</strong> <strong>Nation</strong>en, am Ablauf ihrer Entwicklung und Schicksale abzulesen“ 700 . Dies reiche<br />

nicht aus und würde an den eigentlichen Gegenstand zwar heran-, doch nicht<br />

„hineinführen“ 701 . Es gehe ab jetzt nicht mehr um das „Zufällige“, „alles, was bekleidet und<br />

verhüllt“, son<strong>der</strong>n um das „Wesenhafte, Dauernde, Unwandelbare, Zeitueberlegene“ 702 , den<br />

„Grundriss mit Mauern, Trägern und Gebälk, ... das Knochengerüst“. 703<br />

Dies war Wechssler u. a. auch deshalb umso wichtiger geworden, als er bereits 1921<br />

gefor<strong>der</strong>t hatte, man müsse endlich damit aufhören, das so häufig gebrauchte „Schlagwort<br />

Décadence“ zu benutzen, und stattdessen darauf hinweisen, „wie uns nichts verhängnisvoller<br />

werden kann, als <strong>der</strong>gleichen Gerede und trostreiche Aussicht dem <strong>deutschen</strong> Volke<br />

vorzusprechen“ 704 . Man müsse sich klarmachen, dass das „besiegte und entwaffnete<br />

Deutschland alles an<strong>der</strong>e eher als Schonung zu erwarten hat“, denn die „Alten vom vorigen<br />

Kriege“ seien unversöhnlich geblieben und „beherrschen noch das öffentliche Leben und die<br />

Familien durch die Macht ihrer Jugen<strong>der</strong>innerungen und ihren Glauben an die alleinige<br />

Wirksamkeit von Kraft und Gewalt“ 705 . Dies müsse man normalerweise nicht extra betonen,<br />

„wenn nicht bei uns die maßgebenden und führenden Kreise die Rede vom Nie<strong>der</strong>gang des<br />

französischen Volkstums so ernst genommen und darauf sogar unsinnige politische und<br />

militärische Erwartungen gegründet hätten“ 706 . Zwar habe auch „Karl Hillebrand, in seinen<br />

Essays über Frankreich (zuerst 1871; jetzt bei Trübner in Straßburg), ähnlich geurteilt“, und<br />

auch Hippolyte Taine habe mit „Vie et opinions de M. Thomas Graindorge (1867, Hachette)“<br />

Analoges geäußert, doch hätten die Deutschen „den großen Fehler“ gemacht, „die beiden<br />

698<br />

Ebenda.<br />

699<br />

Wechssler, Eduard: Esprit und Geist, s.o., 1927, S. Vff.<br />

700<br />

Wechssler, Eduard: „Phänomenologie und Philologie“, s.o., S. 4.<br />

701<br />

Ebenda.<br />

702<br />

Ebenda, S. 6.<br />

703<br />

Ebenda.<br />

704<br />

Wechssler, Eduard: „Das junge Frankreich und das junge Deutschland“, s.o., S. 188.<br />

705 Ebenda, S.190f.<br />

706 Ebenda, S.191f.<br />

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