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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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durch die Jahrhun<strong>der</strong>te hindurch ausgetragen sieht. <strong>Im</strong> „höchsten Sinne Geist ihrer Volkheit“<br />

seien Abälard, Montaigne, Descartes, La Fontaine, Voltaire und Di<strong>der</strong>ot, „bei uns“ Eckehart,<br />

Luther, Leibniz, Kant, Goethe, Schiller, Fichte und Hegel 984 . Abälard und Eckehart gelten<br />

ihm als Begrün<strong>der</strong> ihres jeweiligen „Volksgeistes“, Descartes und Leibniz als diejenigen, die<br />

die jeweils klassischen Zeitalter einläuteten und Voltaire und Goethe als die würdigsten<br />

Vertreter, als „höchste gewachsene Zusammenfassung“ ihres jeweiligen „Volksgeistes“ 985 .<br />

Gegensatzpaare findet Wechssler aber auch in Politik und Kunst: Friedrich II. und Ludwig<br />

XIV, Bismarck und Richelieu, Gluck und Rameau u. a. 986 . Ein Son<strong>der</strong>fall ist Rousseau, <strong>der</strong><br />

von Wechssler häufig nur vertraulich „Jean-Jacques“ genannt wird. Er wird sowohl als<br />

Beispiel für französisches als auch für deutsches „Wesen“ angeführt. Französisch sei er z.B.,<br />

wenn er die Erziehung über die Natürlichkeit stelle und sage: „On façonne les plantes par la<br />

culture, et les hommes par l’éducation“ 987 . Gleichzeitig habe Rousseau z.B. dem <strong>deutschen</strong><br />

Pietismus nahe gestanden 988 . In ähnlicher Weise wird <strong>der</strong> „Flame“ Huysmans genannt, <strong>der</strong><br />

einerseits „germanisch-deutscher Eigenart“ 989 „nahe“ komme, an<strong>der</strong>erseits mit seinen<br />

Romanen „Là-bas“ und „À-rebours“ ein Beispiel dafür sei, dass bei den Franzosen<br />

„perversité“ keine „Sünde wi<strong>der</strong> das Heiligste“ sei 990 . Entsprechende deutsche Beispiele – wie<br />

z.B. <strong>der</strong> „heimliche Franzose“ Heine – sind nicht zu finden.<br />

Den gemeinsamen und zugleich trennenden Ursprung des französischen und <strong>deutschen</strong><br />

„Geistes“ sieht Wechssler im Anschluss an seine bisherigen Untersuchungen 991 in<br />

Griechenland. Die Franzosen seien die Erben <strong>der</strong> „Römer und späten Griechen“ bzw. <strong>der</strong><br />

„hellenistischen Zeit“ 992 , <strong>der</strong> „deutsche Geist“ dagegen sei das Erbe des „echten“,<br />

„althellenischen“ Griechentums bzw. dem dionysischen Geist „tief innerlich verwandt“. Das<br />

von Nietzsche in <strong>der</strong> „Geburt <strong>der</strong> Tragödie aus dem Geist <strong>der</strong> Musik“ gebrauchte Begriffspaar<br />

„dionysisch-apollinisch“ 993 zieht sich als Leitmotiv durch dieses Werk und Wechssler fasst<br />

984<br />

Ebenda, S. 17.<br />

985<br />

Ebenda, S. 19.<br />

986<br />

Ebenda, S. 17.<br />

987<br />

Ebenda, S. 61<br />

988<br />

Ebenda, S. 63.<br />

989<br />

Ebenda, S. 15.<br />

990<br />

Ebenda, S. 62.<br />

991<br />

Wechssler, Eduard: „Sind die Franzosen die echten Erben althellenischen Geistes?“, s.o., S. 115<br />

992<br />

Ebenda, S. 37.<br />

993<br />

Nietzsche, Friedrich Wilhelm : Die Geburt <strong>der</strong> Tragödie aus dem Geist <strong>der</strong> Musik, 1872. Abgeleitet von <strong>der</strong><br />

mythischen Gestalt des Dionysos stellen Menschen mit einem dionysischen Lebensstil nach Nietzsche den<br />

dynamischen, leidenschaftlichen Lebens- und Machtwillen in den Mittelpunkt. Apollinische Menschen dagegen<br />

sind durch ihre theoretischen, intellektuellen, nach Maß, Ordnung und Harmonie strebenden Triebe<br />

gekennzeichnet. Dionysisch sind daneben bei Nietzsche <strong>der</strong> Rausch und das Ausbrechen einer dunklen Urkraft,<br />

das Leid und <strong>der</strong> Kampf im Dasein, aber auch die Lust, da es die Einheit alles Lebendigen zu zeigen vermag.<br />

Apollinisch ist <strong>der</strong> Traum, <strong>der</strong> schöne Schein, das Helle, die Erhabenheit, die Welt <strong>der</strong> Formen.<br />

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