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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Darwinismus u. a. m.“ 410 . Dieses fließe in die „Weltanschauung“ ein, doch sei für die<br />

Konstituierung einer neuen Weltanschauung „allein nur <strong>der</strong> Wille, <strong>der</strong> bewertende und<br />

entwertende Wille“ von Bedeutung: Er erschaffe sie, „indem er die Vorstellungen, die die<br />

Seele befriedigen, an sich heranzieht, die an<strong>der</strong>n ihm wi<strong>der</strong>strebenden von sich abstößt“ 411 .<br />

Damit grenzt Wechssler seinen eigenen Weltanschauungsbegriff von demjenigen Diltheys ab.<br />

Der Neoidealist Dilthey hatte „in den Jahren nach 1880 eine klare und systematische<br />

Definition“ 412 <strong>der</strong> „Geisteswissenschaft“ entwickelt. Er kritisierte am Positivismus, dass<br />

naturwissenschaftliche Verfahren auf geistige und gesellschaftliche Gegenstände angewendet<br />

wurden. Statt sich in <strong>der</strong> Folge aber mit dem Inhalt dieser Wissenschaft auseinan<strong>der</strong>zusetzen<br />

bzw. ihre falschen Aussagen zu korrigieren, machte er, wie Bott feststellt, eine methodische<br />

Aussage über die Gegenstände <strong>der</strong> Wissenschaft:<br />

„Daß <strong>der</strong> Positivismus die gesellschaftlichen und geistigen Gegenstände falsch erklärt hat,<br />

nimmt er zum Anlaß, die Unerklärbarkeit dieser Gegenstände zu behaupten: objektive, d.h.<br />

allein vom Gegenstand bestimmte Erkenntnis gibt es seiner Ansicht nach nur in den<br />

Naturwissenschaften: `Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir´.“ 413<br />

Verstehen enthält somit eine irrationale Komponente und „kann durch keine Formeln<br />

logischer Leistung repräsentiert“ 414 werden. Dieses Erkenntnisverbot beinhaltet eine<br />

Mystifizierung <strong>der</strong> geschichtlichen und gesellschaftlichen Realität, dadurch, dass die<br />

Gegenstände nicht mehr als das analysiert werden sollen, was sie sind, son<strong>der</strong>n als Teil <strong>der</strong><br />

abstrakten, höheren Einheit „Leben“ betrachtet bzw. „verstanden“ werden müssen 415 . Die<br />

Wissenschaft muss sich dabei den Gegenständen unterwerfen. Was zählt, ist das „Erleben“<br />

<strong>der</strong> Welt, wobei die „Intuition“ komplementär zur Vernunft eine wichtige Rolle als<br />

Erkenntnisorgan spielt. „Intuition“ definiert Dilthey dabei als eine „Art von intellektueller<br />

Einfühlung, kraft <strong>der</strong>en man sich in das Innere eines Gegenstandes versetzt; um auf das zu<br />

treffen, was er an Einzigem und Unausdrückbaren besitzt“ 416 . Die Gegenstände <strong>der</strong><br />

Geisteswissenschaften werden zu „Erlebnissen“, und ein literarisches Werk ist das Gleiche<br />

wie irgendeine an<strong>der</strong>e Äußerung <strong>der</strong> Psyche. Als Ziel <strong>der</strong> Geisteswissenschaften wird<br />

410 Ebenda, S.12.<br />

411 Ebenda.<br />

412 Ringer, Fritz K.: Die Gelehrten. Der Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Mandarine 1890-1933, Stuttgart 1983, S. 91.<br />

413 Bott, Gerhard: Deutsche Frankreichkunde 1900-1933. Das Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik und ihr<br />

bildungspolitischer Auftrag. Rheinfelden 1982, 1.Bd., S.15.<br />

414 Ebenda.<br />

415 Ebenda.<br />

416 Ebenda.<br />

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