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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„Auf keinen Fall darf er sich dem gesunden Empfinden eines Volkes entgegenstellen. Denn<br />

wir Deutsche brauchen die Erinnerung an all die uns zugefügten Ungerechtigkeiten und<br />

Treulosigkeiten ..." 495<br />

Bereits 1920 war zusammengefasst eines deutlich: Um Völkerversöhnung konnte es in <strong>der</strong><br />

näheren Zukunft auch in <strong>der</strong> Schule nicht gehen. Stattdessen musste es aber darum gehen, den<br />

Kriegsgegner besser kennen zu lernen, mit dem Ziel, den Krieg – wenn auch auf einer<br />

an<strong>der</strong>en, z.B. <strong>der</strong> wirtschaftlichen, Ebene – doch noch zu gewinnen. Außerdem wurde man<br />

sich wie<strong>der</strong> darüber bewusst, dass die Erkenntnis des Fremden sozusagen eine positive<br />

Nebenwirkung hatte, nämlich zu einem Bewusstsein über sich selbst zu gelangen.<br />

Der 19. Neuphilologentag 1924 in Berlin schließlich bereitete für das Gebiet des<br />

Fremdsprachenunterrichts die „Richtlinien für die Lehrpläne <strong>der</strong> Höheren Schulen Preußens“<br />

mit vor. Apelt weist darauf hin, dass hier von „Völkerversöhnung“ nun nicht einmal mehr die<br />

Rede war 496 . Das Hauptreferat auf dieser Tagung hielt <strong>der</strong> Anglist Oberschulrat Hübner. Hier<br />

heißt es erneut ausdrücklich, es gehe darum, „fremdes Volkstum“ zu studieren, „aber nicht als<br />

Selbstzweck, son<strong>der</strong>n mit dem Ziel einer vertieften Erkenntnis <strong>deutschen</strong> Wesens“ 497 . Auch<br />

Hans Richert, <strong>der</strong> mit Hübner eng zusammenarbeitete, hatte bereits im Krieg in einer<br />

Aufsatzsammlung mit dem Titel „Die deutsche Schule und die deutsche Zukunft" gefor<strong>der</strong>t,<br />

unsere Kultureinheit „in <strong>der</strong> Tiefe unseres eigenen Wesens" zu suchen und die „Deutschheit"<br />

als alle Stoffe durchdringenden Gedanken zu betrachten 498 . Apelt weist darauf hin, dass die<br />

Worte „vertieft“ bzw. „Tiefe" symptomatisch erscheinen 499 .<br />

Der Ausschuss stimmte <strong>der</strong> These Hübners zu und nahm die Punkte „Betonung <strong>der</strong> nationalen<br />

Bildungsstoffe" und „Auswahl <strong>der</strong> Lesestoffe […] nach dem Grundsatz des für das fremde<br />

Volkstum Charakteristischen als Folie für das eigene Volkstum“ einstimmig an 500 .<br />

Ausschussmitglied war auch <strong>der</strong> Direktor des Neusprachlichen Gymnasiums in Berlin-<br />

Oberschöneweide, Dr. Hans Strohmeyer. Er war ebenfalls Mitglied <strong>der</strong> entsprechenden<br />

495<br />

Ebenda.<br />

496<br />

Apelt, Walter, s.o. S.139.<br />

497<br />

Ebenda.<br />

498<br />

Ebenda.<br />

499<br />

So definiert z.B. auch <strong>der</strong> Neuphilologe E.Schön die „Fremdsprachliche Kulturkunde" als das „Ziel einer<br />

Unterrichtsweise, welche die in Wertrichtungen sich offenbarenden Strukturmerkmale einer einzelnen<br />

Persönlichkeit wie eines Volksganzen zu dem Zweck zu erkennen strebt, die eigene Wesensart t i e f e r zu<br />

erfassen und entschiedener zu wollen" (Hervorhebung durch die Autorin). Raddatz, Volker: „Englandkunde im<br />

Spannungsfeld von Schule und Gesellschaft“, in: Dithmar, Reinhard (Hg.): Schule und Unterricht in <strong>der</strong><br />

Endphase <strong>der</strong> Weimarer Republik. Neuwied, Kriftel, Berlin 1993, S.145.<br />

500<br />

Apelt, Walter: „Englandkunde – von <strong>der</strong> Realienkunde zur Kulturkunde“, in: Dithmar, Reinhard (Hg.):<br />

Schule und Unterricht in <strong>der</strong> Endphase <strong>der</strong> Weimarer Republik. Neuwied, Kriftel, Berlin 1993, S.139f.<br />

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