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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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es seinen Landsleuten mehr um Gleichheit als um Freiheit zu tun ist. Wofern nur <strong>der</strong> Nachbar<br />

nicht mehr Rechte hat als er selbst, ist je<strong>der</strong> Franzose bereit, sich <strong>der</strong> Hausfrau im Salon o<strong>der</strong><br />

dem Fürsten im Staat willig unterzuordnen“ 906 . Ausführlich „erklärt“ Wechssler zwei<br />

Begriffe, die für ihn zentral sind, da sie „eben jetzt mit immer erneuter Heftigkeit gegen uns<br />

gewendet“ werden, und zwar „La Justice sociale et la Démocratie“: Frankreich werde seit<br />

1795 beherrscht von <strong>der</strong> Bourgeoisie, „ein Ring reicher Familien des Tiersétat, die durch<br />

Güterkauf, Kriegsgewinn und Spekulation sich bereichert haben und an die Stelle des<br />

zertrümmerten alten Hochadels getreten sind“ 907 . Diese sorge dafür, dass die „Mehrheit des<br />

Volkes auf Regierung und Verwaltung des Landes“ noch immer keinen Einfluss habe. Sie<br />

habe die „Steuern auf Türen und Fenster“ eingeführt, „aber eine Einkommenssteuer<br />

hintertrieben“. Deshalb habe schon Balzac 1830 geschrieben: „Nous sommes une démocratie<br />

de riches“ 908 . Und Anatole France habe in seiner „Geschichte <strong>der</strong> Pinguine“ über die „Justice<br />

sociale“ gesagt, dass im französischen Staat die Armen für die Reichen Steuern zahlen.<br />

Tatsache bleibe, so Wechssler, dass seit 1789 die französischen Revolutionen von den<br />

„unteren Volksschichten gegen die höheren ausgefochten und bezahlt worden sind, und von<br />

allen ohne Ausnahme das reiche Bürgertum allein den Vorteil gezogen und seine<br />

Geldherrschaft immer stärker befestigt hat“ 909 . Eine Wortforschung soll deshalb helfen zu<br />

erkennen, „wo <strong>der</strong> geistige Feind sitzt“, denn „es sind die heiligen Ideen <strong>der</strong> großen<br />

Revolution, es sind die nationalen Götter, unter <strong>der</strong>en Führung und Schutz das<br />

republikanische Frankreich den jüngsten Waffengang herausgefor<strong>der</strong>t hat“ 910 . Der „Begriff“,<br />

für die Deutschen eine „bloße Abstraktion unseres Denkens“, werde in Frankreich „zum<br />

geistigen Eigenwesen [erhöht] und als leibhafte Erscheinung und Gestalt“ erlebt. Als Beispiel<br />

nennt Wechssler die „lehrhaft-allegorische Moralité des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit Gestalten wie<br />

Foi und Raison, Contrition, Confession und Pénitence“ 911 .<br />

Nach dem, was bis hierher zu Wechsslers Schwerpunkt „Franzosen und Deutsche“ gesagt<br />

wurde, lässt sich Folgendes festhalten: Wechssler ist bei Kriegsbeginn <strong>der</strong> Ansicht, dass es im<br />

Grunde zum Krieg gekommen sei, weil Teile <strong>der</strong> damaligen französischen Intelligenz die<br />

Deutschen nicht gekannt und die Deutschen die Franzosen falsch beurteilt hätten. Nachdem er<br />

feststellt, dass dies wohl daran liegt, dass man sich nicht richtig verstanden habe, weil<br />

906 Ebenda, S. 15f.<br />

907 Ebenda, S. 17.<br />

908 Ebenda, S. 18.<br />

909 Ebenda.<br />

910 Ebenda, S. 18f.<br />

911 Ebenda, S. 20.<br />

190

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