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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Und es geht weiter: Der Deutsche fühle „diese Lebenseinheit“ in sich, die er „vom Schöpfer<br />

unmittelbar“ empfangen habe als eine „nie versagende Lebensquelle“ 1182 . Die deutsche „Art“<br />

sei die „tiefere und wahrhaft überlegene“ 1183 . Dem „einzigen und einzigartigen“ Molière<br />

gesteht Wechssler allerdings zu, „durchaus nicht immer“ „hie Narren, dort Weise!“<br />

ausgerufen zu haben und stattdessen im „Misanthrope“, „Avare“ und „Bourgeios-<br />

gentilhomme“ „die Narrheit o<strong>der</strong> Torheit auf beiden Seiten unerschöpflich ausgebreitet“ zu<br />

haben. Genauso würde es auch <strong>der</strong> Deutsche machen 1184 .<br />

In einer Zeit, als „je<strong>der</strong> denkende Mensch von dem Bewußtsein unheilbarer Gegensätze<br />

zerrissen und zerwühlt“ 1185 gewesen sei, habe „<strong>der</strong> eine Leibniz“ „den Bann gebrochen, <strong>der</strong><br />

wie ein Rauhfrost unser Denken schnürte: den Wahn, daß jene Gegensätzlichkeit des Denkens<br />

unübersteigbar und unüberwindlich sei“ 1186 . Damit wird Leibniz mit seiner Monadenlehre<br />

deutlich höher bewertet als <strong>der</strong> metaphysische Dualismus Descartes’.<br />

Beson<strong>der</strong>s abenteuerlich erscheint schließlich Wechsslers Deutung des französischen und<br />

<strong>deutschen</strong> Humors: Der Franzose „verlache“ und zeige damit einen Sinn für Komik, während<br />

<strong>der</strong> Deutsche immer noch „einen verborgenen Wert zu vermuten o<strong>der</strong> zu wittern“ vermöge<br />

und deshalb echten Humor offenbare 1187 . Der „Kin<strong>der</strong>humor und <strong>der</strong> des kindlichen<br />

Menschen“ stehe dabei „über allem, was als Humor mit Absicht ausgesonnen“ worden sei,<br />

also auch über französischer Ironie. Echten Humor gebe es in Frankreich äußerst selten, so bei<br />

Molière und Rabelais, in „Oncle Benjamin“ von Claude Tillier, in „Meister Breugnon“ von<br />

Romain Rolland und „in einigen Mühlenbriefen, die Alphonse Daudet von seinem Freunde<br />

Paul Aréne“ bezogen habe. Ansonsten handele es sich „drüben“ um Ironie, „so auch bei<br />

France“. Und schließlich glaubt Wechssler auch bei diesem Thema zu erkennen, dass es<br />

„vielleicht kein großes Volk <strong>der</strong> Erde“ gebe, „das sich so unaufhörlich wie das deutsche<br />

abmüht, auch einem Fremden, Wi<strong>der</strong>sacher, Gegner gerecht zu werden“. Gefährlich daran sei,<br />

dass die „Gerechtigkeit gegen das An<strong>der</strong>e“ oft „zur Ungerechtigkeit gegen das Eigene“<br />

werde 1188 . Die Selbstgerechtigkeit Wechsslers kennt, so könnte man meinen, keine Grenzen:<br />

Eduard Wechssler, <strong>der</strong> Großzügige, Gerechte, Tolerante, so möchte er als echter Deutscher<br />

erscheinen. Doch das Bild, das er nicht nur an dieser Stelle vom An<strong>der</strong>en zeichnet, hat mit <strong>der</strong><br />

1182 Ebenda, S. 389.<br />

1183 Ebenda, S. 391.<br />

1184 Ebenda.<br />

1185 Ebenda, S. 393.<br />

1186 Ebenda, S. 395.<br />

1187 Ebenda, S. 398.<br />

1188 Ebenda, S. 399.<br />

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