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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„überwundene Ratio“ 1144 entlarvt und stehe in <strong>der</strong> Tradition von Meister Eckeharts<br />

„Minnefünklein in <strong>der</strong> Seele“, diesem „Licht“, durch das „die Seele mit <strong>der</strong> Gottheit eines und<br />

einig“ werde 1145 . So habe Rousseau „la lumière intérieure“ und „le sentiment intérieur“ gegen<br />

„raison“ und „intelligence“ gesetzt. Diese „Heilsbotschaft“ habe „zwar nicht in Frankreich,<br />

aber in Deutschland gezündet“, was wie<strong>der</strong>um damit zu tun habe, dass „tatsächlich /…/ von<br />

französischer Sprachgewalt und rationaler Überredungskunst ein vermeintlicher Fremdling<br />

dorthin zurückgeführt“ wurde, „wo seine Heimat und sein Ursprung waren, und dort mit<br />

höchsten Ehren aufgenommen“ wurde 1146 .<br />

Das Werk Rousseaus wird hier – wie fast immer – grob vereinfacht dargestellt. Desgleichen<br />

werden <strong>der</strong> politische Theoretiker Rousseau wie auch die enorme Wirkung seiner Schriften,<br />

insbeson<strong>der</strong>e des staatsphilosophischen Werks „Du contrat social ou principes du droit<br />

politique“ (1762), auf führende Köpfe <strong>der</strong> französischen Revolution fast ganz übergangen.<br />

4. <strong>Im</strong>agination ancilla rationis/ Die Phantasie als Dienerin <strong>der</strong> Forschung und des Glaubens<br />

(S. 328-352)<br />

Die Franzosen brauchen die Phantasie so wie jedes an<strong>der</strong>e Volk auch, doch fürchteten sie<br />

gleichzeitig „ihr freies Spiel“, weshalb sie sie „dem zügelnden und überwachenden Verstand“<br />

unterstellten. So werde die Phantasie zur „Dienerin“ des Verstandes. Karl Hillebrand habe<br />

schon darauf hingewiesen, dass „drüben“ die Entwicklung <strong>der</strong> Phantasie „im<br />

heranwachsenden Kind für noch gefährlicher gehalten werde als die des selbständigen<br />

Urteils“. Als Beispiele dienen des weiteren Montaigne und Rousseau, die solche<br />

„imagination“ bei sich selbst „getadelt“ hätten 1147 . Hillebrand habe außerdem festgestellt, dass<br />

beim „französischen Kind das Gedächtnis statt <strong>der</strong> Phantasie geübt und entwickelt“ werde.<br />

Den Grund dafür sieht Wechssler u. a. darin, dass schon bei Aristoteles, „dem großen<br />

Hellenen“, <strong>der</strong> „auch sonst“ im französischen Denken „nachwirkend“ weiterlebe, Phantasie<br />

mit Gedächtnis gleichgesetzt worden sei, als „Festhalten <strong>der</strong> Wahrnehmungen als<br />

Erinnerungsbil<strong>der</strong>“ 1148 . Die französische Phantasie bleibt grundsätzlich zweckbestimmt, „so<br />

daß frankogallische Ruhmredigkeit die schlichte Wahrheit färbt und übersteigert“, wobei man<br />

sich „<strong>der</strong> Lüge kaum bewußt“ sei 1149 . In <strong>der</strong> Rechtswissenschaft befähige dementsprechend<br />

„den Franzosen seine logisch-beherrschte Kraft <strong>der</strong> Einbildung zu den höchsten Leistungen“,<br />

1144 Ebenda, S. 321.<br />

1145 Ebenda, S. 316f.<br />

1146 Ebenda, S. 322.<br />

1147 Ebenda, S. 328.<br />

1148 Ebenda, S. 329.<br />

1149 Ebenda, S. 334.<br />

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