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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„entscheidende innere Urbegriff“ habe ihm jedoch gefehlt: „Was ist das Urphänomen o<strong>der</strong><br />

Urmotiv als objektiver Gegenstand, um welchen alle diese Weltanschauungskämpfe zwischen<br />

Alten und Jungen ausgefochten werden? Steckt nicht in all dem bunten, scheinbar immer<br />

neuen Allerlei so etwas wie ein ewig Wie<strong>der</strong>kehrendes?“ 1872 Seit Leisegang wisse man nun,<br />

dass „seit den althellenischen Denkern, für jeden, <strong>der</strong> Weltgeschehen und Weltbestehen<br />

wahrhaft verstehen will, nicht weniger und nicht mehr als eben vier und eben diese vier<br />

Denkformen o<strong>der</strong> Gedankenwelten“ gültig seien 1873 : das „kosmisch-organische Denken im<br />

Erleben <strong>der</strong> lebendigen Welt; das ethisch-persönliche im Anblick <strong>der</strong> sittlichen Taten und<br />

Pflichten; das physikalisch-mechanische innerhalb des körperhaften Daseins und Geschehens;<br />

das rational-mathematische in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> reinen Gedanken“ 1874 . Die Jugend kämpfe immer<br />

wie<strong>der</strong> „um die eine Denkform, welche vor den an<strong>der</strong>en in die Einheit und Ganzheit <strong>der</strong> Welt<br />

zu führen verspricht, vielleicht eben darum, weil sie bisher vergessen zur Seite gelegen<br />

war“ 1875 . Leisegang habe gezeigt, dass „jedes Volk und jede neue Jugend […] notgetrieben<br />

die Heimat seiner Seele“ suche. Das sei es, worum es im „Kampf <strong>der</strong> Jugendreihen“ in „Staat<br />

und Volk und Menschheit auf immer neue, immer an<strong>der</strong>e Weise“ gehe: „Einheit und<br />

Mannigfaltigkeit entstehen und bestehen darum beieinan<strong>der</strong>“. Allerdings wisse man nicht, ob<br />

dieser Kampf zu „Aufstieg o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>gang, Aufbau o<strong>der</strong> Abbau“ führe. Die ganze<br />

Menschheit wolle „ein- und dasselbe, Vierfach- Geschiedene“. Seine Aufgabe sieht<br />

Wechssler deshalb nun zunächst darin, „Jugendreihen“ und „Gedankenwelten“ „säuberlich“<br />

zu unterscheiden. Bei seinen Zuordnungen geht Wechssler allerdings über die in „Esprit und<br />

Geist“ und einigen an<strong>der</strong>en Artikeln 1876 formulierten Klischees nicht maßgeblich hinaus, und<br />

er schließt mit <strong>der</strong> Mahnung, die Jugend müsse künftig „aus deutschem Geist“ den <strong>deutschen</strong><br />

Staat mehr pflegen, schützen und lieben, als es die Älteren getan hätten, denn Jugendgeist und<br />

Denkform seien kein „blindes Schicksal“, son<strong>der</strong>n „<strong>der</strong> Wille, zu sehen und auszuführen, was<br />

uns in nächster Zeit nottut, damit wir leben“. Das deutsche Volk müsse sich selbst helfen,<br />

und <strong>der</strong>s.: „Der Neuphilologe und die jüngste Literatur“. In: Die Neueren Sprachen, Bd. 28/1921, H. 9/10, S.<br />

393. Vgl. auch Kapitel 4.1. <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.<br />

1872<br />

Wechssler, Eduard: Die Generation als Jugendreihe und ihr Kampf um die Denkform, Leipzig 1930, S. VIII.<br />

1873<br />

Ebenda, S. IX.<br />

1874<br />

Dazu schil<strong>der</strong>t Bertaux folgende Gegebenheit, die er selbst als „très amusant, très bien intentionné –<br />

évidemment un peu pavé de l’ours, mais si sympathique“ beschreibt: „Wechssler m’a parlé avec son feu habituel<br />

de son prochain ouvrage sur les générations […] et sur les Denkformen, die kreisartige, die faustische, die<br />

fächerförmige, die logische, et il me faisait la démonstration en bondissant de sa chaise et en dressant le poing<br />

contre le ciel pour m’expliquer die faustische, strebende, kämpfende Denkform – die von Schiller – faisant des<br />

ronds dans l’air pour me faire comprendre comment pensent Héraclite et Goethe, etc.“. Vgl. Bertaux, Pierre: Un<br />

normalien à Berlin. Lettres franco-allemandes 1927-1933, PIA, Asnières 2001, S. 309.<br />

1875<br />

Ebenda, S. 3.<br />

1876<br />

Wechssler, Eduard: Das mo<strong>der</strong>ne Frankreich. Marburger Auslandsvorträge im Sommerhalbjahr 1918. In:<br />

Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik. Leipzig, Berlin 13/1919. Ders.: „Der<br />

Neuphilologe und die jüngste Literatur“. In: Die Neueren Sprachen, Bd. 28/1921, H. 9/10.<br />

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