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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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tief versenken sollte. Es bestehe auch nicht die Gefahr, dass man sich durch dieses Eintauchen<br />

in die fremde Kultur von seiner eigenen entfremde, denn die „Liebe zum heimischen“<br />

Volkstum sitze „tiefer“. Wenn man sich außerdem über eine vaterländische Erziehung<br />

Gedanken mache, dann dürften die „Kriegsverstimmungen“ nicht zu dauernden Ideologien<br />

werden, so wie das bei Wechssler <strong>der</strong> Fall sei:<br />

„Der Typus des, grob gesprochen, franzosenfressenden <strong>deutschen</strong> <strong>Romanist</strong>en ist veraltet, wie<br />

<strong>der</strong> des <strong>deutschen</strong>fressenden französischen Germanisten.“ 630<br />

Ein <strong>Romanist</strong> solle wie<strong>der</strong> Liebe zu <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kultur entwickeln, ein „Romanophiler“<br />

werden, bzw. wie Bott zusammenfasst, „in persona die `Spannung´, die `Dialektik´ von<br />

Germanentum und Romanentum verkörpern und damit pädagogisch nutzbar machen“ 631 .<br />

Bott führt zum Schluss die Kritik Eugen Lerchs an, die keine Kritik an <strong>der</strong> Kulturkunde<br />

selbst darstellt, son<strong>der</strong>n nur eine Ablehnung <strong>der</strong> „neue[n] Deutung, die man diesem Begriff<br />

heute gibt“ 632 . Auch Lerch for<strong>der</strong>t das Erfassen <strong>der</strong> eigenen Wesensart anhand <strong>der</strong><br />

französischen, allerdings hätten Schön und Klemperer dies zu einseitig beschrieben. Sie<br />

hätten das „<strong>Nation</strong>ale“ in Literatur und Kultur überschätzt und den „übernationalen, rein-<br />

menschlichen Gehalt“ unterschätzt 633 . Wichtig sei eine Betonung <strong>der</strong> gemeinsamen Quellen<br />

<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> und französischen Kultur in Antike, Christentum und Mittelalter und die<br />

Betrachtung von Kultur als „die Summe <strong>der</strong> geistigen Güter (auf den Gebieten <strong>der</strong> Religion,<br />

Ethik, Kunst), die die kultivierten Völker g e m e i n s c h a f t l i c h hervorgebracht<br />

haben“ 634 . Für Lerch haben <strong>der</strong> „mittelalterliche Deutsche“ und <strong>der</strong> „mittelalterliche<br />

Franzose“ mehr gemeinsam als <strong>der</strong> „mittelalterliche“ und <strong>der</strong> „heutige Franzose“, womit er u.<br />

a. zeigt, dass es den „Dauerfranzosen“ Klemperers für ihn nicht gibt. „Der Franzose“ ist für<br />

Lerch nur „ein populäres Schlagwort […], das näherer Prüfung nicht standhält“ 635 . Lerchs<br />

Kritik ist jedoch keine Absage an die Kulturkunde, denn es gibt für ihn trotz allem eine<br />

französische „Wesensart“. Die Aufgabe <strong>der</strong> Kulturkunde sieht er darin, die Wandlungen des<br />

Volkscharakters „differenzierter“ herauszuarbeiten 636 . Durch die Konstruktion dauern<strong>der</strong><br />

Grundeigenschaften ergebe sich außerdem die pädagogische Gefahr, die Schüler könnten<br />

630 Ebenda, S.122.<br />

631 Ebenda, S.123.<br />

632 Lerch, Eugen: „Französische Kulturkunde?“, in: Zeitschrift für französischen und englischen Unterricht, Bd.<br />

27, 1928, S.1.<br />

633<br />

Bott, Gerhard, s.o., S.123.<br />

634<br />

Ebenda, S.124.<br />

635<br />

Ebenda.<br />

636<br />

Ebenda.<br />

140

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