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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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menschlichem Verhalten. Und schließlich gehen sie davon aus, dass „die Quellen <strong>der</strong><br />

Historiker normalerweise Tatsachen liefern, welche von Menschen ausgewählt wurden, die<br />

ihnen gemäß ihren eigenen Vorstellungen Bedeutung zumaßen“ 642 . Je<strong>der</strong> deutsche Gelehrte,<br />

<strong>der</strong> sich dieser Einwände bewusst war, habe sich, so Ringer, offensichtlich für einen<br />

Idealisten gehalten. Mit dem Idealismus verknüpft war die „Vorstellung, man könne den<br />

`subjektiven Geist´ einer Epoche durch dessen `Objektivationen´ verstehen“, was eine<br />

Reaktion gegen die Enge des Positivismus in den Sozial- und Geisteswissenschaften<br />

darstellte:<br />

„In je<strong>der</strong> Disziplin und auf jedem Forschungsgebiet wurde <strong>der</strong> Gegensatz von Idealismus und<br />

Positivismus dazu verwendet, einen profunden, unbestimmt humanistischen und<br />

wertbezogenen Ansatz von einem oberflächlicheren zu unterscheiden.“ 643<br />

In diesem Zusammenhang ist Karl Vosslers (1872-1949) Aufsatz über „Positivismus und<br />

Idealismus in <strong>der</strong> Sprachwissenschaft“ von 1904 zu sehen, <strong>der</strong> einen engen Empirismus<br />

zurückwies, <strong>der</strong> sich darin erschöpfe, den sprachlichen „Stoff“ detailliert zu untersuchen,<br />

ohne nach den logischen Verbindungen zwischen den Wörtern, geschweige denn nach <strong>der</strong><br />

Bedeutung und dem geistigen Inhalt <strong>der</strong> Sprache zu fragen. Aus dem Vorwort erfährt man<br />

zunächst, dass Vossler es „tunlichst vermieden“ habe, die „einzelnen Vertreter <strong>der</strong> von mir<br />

bekämpften positivistischen Anschauungen“ zu nennen, denn diese könnten sich<br />

„empfindlich“ in „ihrem Selbstbewusstsein getroffen“ fühlen. Nur Wechssler sei da eine<br />

Ausnahme 644 . Damit bezog Vossler sich auf einen 189 Seiten umfassenden Aufsatz von<br />

Eduard Wechssler zum Thema „ Giebt es Lautgesetze?“ 645 . Wechssler stellt hier fest, <strong>der</strong><br />

„Kampf um die Lautgesetze“ sei „zur Ruhe gekommen“ und nur noch selten äußere man sich<br />

zu dieser Frage. Das Ergebnis <strong>der</strong> Debatten darum erscheint ihm jedoch „merkwürdig genug“:<br />

„In <strong>der</strong> Praxis haben sich die Lautgesetze jedenfalls bewährt: niemand möchte mehr auf ihre<br />

Anwendung verzichten. […] Gegen die Theorie jedoch haben die Gegner schwerwiegende<br />

Einwände vorgebracht, welche nicht immer wi<strong>der</strong>legt worden sind. […] Dieser Wi<strong>der</strong>spruch<br />

642 Ebenda.<br />

643 Ebenda.<br />

644 Vossler, Karl: Positivismus und Idealismus in <strong>der</strong> Sprachwissenschaft, Heidelberg 1904, S.VI. Vgl. in <strong>der</strong><br />

vorliegenden Arbeit Kap. 2.3. Exkurs: Charakterisierungen.<br />

645 Wechssler, Eduard: „Giebt es Lautgesetze?“, in: Forschungen zur Romanischen Philologie, Festgabe für<br />

Hermann Suchier zum 15.März 1900, S. 349-538.<br />

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