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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„Wenn Scherer schreibt, die Erkenntnisabsicht <strong>der</strong> Philologie sei mit <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Naturwissenschaften identisch, insofern `als wir die Erkenntnis <strong>der</strong> Geistesmächte suchen, um<br />

sie zu beherrschen, wie mit Hilfe <strong>der</strong> Naturwissenschaft die physischen Kräfte in<br />

menschlichen Dienst gezwungen werden´, so heißt das, daß die `Geistesmächte´ Zwecken<br />

dienstbar gemacht werden sollen, die von dem forschenden Subjekt an sie herangetragen<br />

werden. Deswegen müssen sie auch in den menschlichen Dienst `gezwungen´ werden.“ 360<br />

Bei den Gegenständen <strong>der</strong> Natur dagegen sei das nicht <strong>der</strong> Fall. Der Naturwissenschaftler<br />

bediene sich <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Natur wirkenden Gesetze, tue ihr „also keinen Zwang an, wenn er ihre<br />

Kräfte für den Menschen wirken läßt“ 361 . Entsprechend folgert Bott, dass <strong>der</strong> Positivismus<br />

„alles an<strong>der</strong>e als objektive Wissenschaft“ 362 ist.<br />

Die Verlängerung <strong>der</strong> positivistischen Ansichten in Gesellschaft und Staat beschreibt Bott<br />

folgen<strong>der</strong>maßen: Die positivistische Wissenschaft habe alles verherrlicht, was es gab und<br />

gibt, „als notwendig und gut: weil es so geworden ist, muß es so sein, und das ist gut so“. Sie<br />

habe so Partei für die bestehenden gesellschaftlichen und staatlichen Verhältnisse des Ersten<br />

Deutschen Reiches genommen. Diese Wissenschaft habe auf „Ideale, die auch in <strong>der</strong><br />

Wissenschaft die Durchsetzung <strong>der</strong> bürgerlichen Gesellschaft und des <strong>Nation</strong>alstaates<br />

begleiteten (man denke z.B. an die Literaturgeschichte eines Gervinus)“, verzichtet, weil ihre<br />

Repräsentanten mit <strong>der</strong> bestehenden Welt zufrieden gewesen seien 363 .<br />

Die Umstände <strong>der</strong> Entstehung des Positivismus beschreibt Ringer wie<strong>der</strong>um<br />

zusammenfassend folgen<strong>der</strong>maßen: Die <strong>deutschen</strong> <strong>Universität</strong>sphilosophen des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts hätten das klassische Zeitalter <strong>der</strong> spekulativen Philosophie von Kant bis Fichte<br />

idealisiert, doch Hegel und die Naturphilosophie des frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts schon<br />

wesentlich weniger enthusiastisch behandelt. Hegel habe, genauso wie die meisten <strong>deutschen</strong><br />

Philosophen, die vor 1840 schrieben, nach 1890 neue Anhänger gefunden. Auch sei wohl die<br />

Sprache <strong>der</strong> „Synthese“ und des „objektiven Geistes“ auf Fichte und Hegel zurückzuführen.<br />

Trotzdem habe eine breite Übereinstimmung dahingehend bestanden, dass „Hegel und die<br />

Naturphilosophen mit ihren Spekulationen ein wenig zu eigenwillig vorgegangen seien“ und<br />

dass ihre Übertreibungen auch ein Grund dafür gewesen seien, die systematische Philosophie<br />

für mehrere Jahrzehnte zu diskreditieren. Allgemein habe es geheißen, die Lehren des<br />

360 Ebenda, S.11.<br />

361 Ebenda, S.12.<br />

362 Ebenda.<br />

363 Bott, Gerhard: Deutsche Frankreichkunde 1900-1933. Das Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik und ihr<br />

bildungspolitischer Auftrag, 1.Bd. Rheinfelden 1982, S.13.<br />

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