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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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<strong>Im</strong> Dezember 1917 reiste Wechssler sogar „an einige Orte auf französischem Boden“, um<br />

„zu unseren Mannschaften zu sprechen“ und „in kritischer Gegenüberstellung französischer<br />

und deutscher Kultur seine deutsche Gesinnung zu bekennen“ 284 . Diese Reise war ihm –<br />

beson<strong>der</strong>s in seiner Rolle als Professor – ein Anliegen, das er bereits im Juni 1916 in einem<br />

„Sonnenwendgruß ihren im Felde stehenden Kommilitonen“ auf die Frage, wie man sich als<br />

Lehrer des Französischen nun zu seinem Fach verhalten solle, so formuliert hatte: Es könne<br />

nur mitreden, wer „draußen vom rauen Erlebnis gepackt worden ist und selbst es mit<br />

geistigem Zugreifen gepackt hat“. Ein Hochschullehrer könne sich dazu nicht äußern, da er<br />

„fern vom Landesfeind und von Fliegergefahr“ weiterarbeiten müsse. Die „jungen Freunde<br />

draußen“ seien deshalb berufen, an <strong>der</strong> Lösung „einer großen Frage“ mitzuarbeiten. Der<br />

frühere Lehrer werde notwendig zum Lernenden, <strong>der</strong> „mit herzlicher Dankbarkeit die<br />

klärende Antwort vom Felde empfangen würde.“ 285 Mit seiner Reise an die Westfront schien<br />

er demnach seine mangelnde Fronterfahrung wettmachen zu wollen, die er als Bedingung<br />

dafür sah, sich weiterhin sachgerechte Gedanken über „französische Volks- und Geistesart“ 286<br />

machen zu können 287 . Hier, in den „Mannschaftsvorträgen an <strong>der</strong> Westfront“ und <strong>der</strong> im<br />

Anschluss daran schriftlich nie<strong>der</strong>gelegten ersten „Vergleichung in kurzer und handlicher<br />

Form“ 288 wie<strong>der</strong>holt er indessen, diesmal unter Rückgriff auf das Klischee des weiblichen<br />

Frankreich und männlichen Deutschland, seine Ansichten über den Hauptschuldigen für den<br />

Krieg:<br />

<strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Reichsleitung, um hier einen Umschwung hervorzurufen. Der Umschwung kam.“ (Sp.557). Der<br />

„herrschenden Bourgeoisie“ sei die Revancheidee gerade recht gekommen, weil sie die „Volksmassen“ auf diese<br />

Weise von drängenden innenpolitischen Problemen „ablenken“ konnte (Ebenda, Sp. 558). Ihr ist die<br />

Hauptschuld am Krieg anzulasten: „So hat unleugbar die Bourgeoisie den Weltkrieg gewollt und vorbereitet.“<br />

(Ebenda, Sp.560)<br />

284 Wechssler, Eduard: Deutsche und französische Kultur. Mannschaftsvorträge an <strong>der</strong> Westfront im Dezember<br />

1917. Ein Gruß an die Kämpfer draußen. Marburg 1918, S. II.<br />

285 Wechssler, Eduard: „Deutschtum und Franzosentum.“ In: Sonnenwendgruß ihren im Felde stehenden<br />

Kommilitonen am 21.Juni 1916 zugesandt von <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Marburg. Marburg 1916, S. 84.<br />

286 Ebenda.<br />

287 Diesem von ihm empfundenen Mangel an Fronterfahrung begegnet er des Weiteren mit einem geistigen<br />

Feldzug in Form <strong>der</strong> Abhandlung: „Der Neuphilologe zu Felde in Frankreich“, wo er den Zwiespalt des an <strong>der</strong><br />

Front stehenden Neuphilologen aufzeigt: „Soll er verwerfen, was er bis dahin hochgeschätzt? Soll er<br />

verabscheuen und hassen, was er zuvor mit aufrichtiger Neigung umfasst hat?“ (S.1) In <strong>der</strong> Antwort wird<br />

zunächst Victor Hugo bemüht: ihn zu verstehen heiße, „den Franzosen“ (S.21) zu verstehen: „Nun wird uns<br />

begreiflich, daß dem Franzosen in <strong>der</strong> rasenden Leidenschaft dieses Weltkriegs unser Kaiser zur Verkörperung<br />

des bösen Prinzips geworden ist, und daß je<strong>der</strong> gefangene boche seinem leibhaft schauenden Auge als die<br />

Menschwerdung alles Schlechten und Gemeinen erscheint“ (S.21). Gegen diesen Glauben könne nur ein<br />

„deutscher Glaube“ helfen: „[…] an unser Pflichtgefühl, unsere Sachlichkeit und Rechtlichkeit und an unser<br />

gutes Gewissen vor Gott und den Menschen“. Dabei mitzuhelfen, ruft Wechssler am Ende die „Kommilitonen<br />

draußen“ auf: „Das Reich muß uns doch werden. […] ein gleichberechtigtes, starkes und geachtetes Deutschland<br />

drinnen und draußen!“ Vgl. Wechssler, Eduard: <strong>der</strong> Neuphilologe zu Felde in Frankreich, Marburg 1918, S. 22.<br />

288 Wechssler, Eduard: Deutsche und französische Kultur. Mannschaftsvorträge an <strong>der</strong> Westfront im Dezember<br />

1917. Ein Gruß an die Kämpfer draußen. Marburg 1918, S. II.<br />

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