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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Und noch eines muss herausgestellt werden: Ein Pfeiler von Wechsslers Denken wird hier<br />

deutlich, nämlich die Überzeugung, dass „die planmäßige Erkenntnis des geistigen Lebens<br />

und seiner Geschichte“ „während <strong>der</strong> zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts“ nun<br />

einmal nicht in Frankreich – wo man sich aber z. B. um die Naturwissenschaft verdient<br />

gemacht habe – , son<strong>der</strong>n in Deutschland „geleistet“ worden sei. Mit dieser „einzigartigen<br />

Tat“ verbindet Wechssler die Namen Kant, Her<strong>der</strong>, Fichte, Hegel, Fr. Aug. Wolff, Franz<br />

Bopp, Jakob Grimm, und die „Geschichtsforscher“ Niebuhr und Savigny 862 . Wer diese<br />

Leistung anfechte, so, wie es das „Jungfrankreich“ tue, ist deshalb in seinen Augen<br />

zwangsläufig im Unrecht. Auf dieser Feststellung baut Wechsslers gesamte Argumentation<br />

auf.<br />

Die Arbeiten Wechsslers während des Weltkrieges setzen sich unter verschiedenen<br />

Überschriften ausschließlich mit dem Thema „Franzosen und Deutsche“ auseinan<strong>der</strong>. So<br />

unternimmt Wechssler 1916 eine erste systematische Zuschreibung von Eigenschaften <strong>der</strong><br />

Deutschen und <strong>der</strong> Franzosen und geht dabei von Äußerungen Alexis de Tocquevilles, Alfred<br />

Fouillées, Karl Hillebrands, Theodor Mommsens und nicht zuletzt Julius Cäsars – über die<br />

Gallier – aus 863 . Damit ist er in seiner inhaltlichen Bestimmung <strong>der</strong> spezifischen<br />

französischen „Art“ nicht nur „<strong>der</strong> älteren Frankreichliteratur noch stark verpflichtet“ 864 ,<br />

son<strong>der</strong>n, zumindest teilweise, sogar <strong>der</strong> ältesten.<br />

Cäsars „Sehergabe“ sei zu bewun<strong>der</strong>n 865 , und nichts sei ihm an den Galliern so sehr<br />

aufgefallen wie die „Sucht nach Neuem“. Deshalb konnten nur in Frankreich <strong>der</strong><br />

<strong>Im</strong>pressionismus entstehen und Bergson zum „Modephilosophen“ werden. Die Deutschen<br />

dagegen hielten am „Liebgewonnenen“ beharrlich fest 866 . Sie seien außerdem ernst und von<br />

„heiliger Sachlichkeit“, die Franzosen nur auf „Belustigung“ aus und lachen auch über das<br />

„Heiligste“, wie Molière beweise. Die Franzosen seien „von alters vererbt“ selbstgefällig,<br />

eitel, ehrgeizig, leicht zügellos, besäßen ein „starkes Selbstgefühl“ und „Ehrgefühl, das zur<br />

Duellwut entartet“. Graf Tocqueville habe richtig erkannt, dass die Franzosen „im Grunde<br />

nicht kriegerisch sind, aber den Krieg als Schaubühne ihrer guten und schlechten<br />

Eigenschaften nicht glauben entbehren zu können“ 867 . Die „Sehnsucht nach Zerstreuung und<br />

862<br />

Wechssler, Eduard: Die Franzosen und wir. Der Wandel in <strong>der</strong> Schätzung deutscher Eigenart 1871-1914. Jena<br />

1915, S. 4.<br />

863<br />

Wechssler, Eduard: „Französische Volksart“, in: Deutsche Politik. 1.Jg. Weimar Januar/Juni 1916, S. 1042.<br />

864<br />

Bock, Hans Manfred: „Tradition und Topik des populären Frankreich-Klischees in Deutschland 1925 bis<br />

1955“, in: Francia 14, 1986, S.483.<br />

865<br />

Wechssler, Eduard: „Französische Volksart“, in: Deutsche Politik. 1.Jg. Weimar Januar/Juni 1916, S. 1042.<br />

866 Ebenda, S. 1043.<br />

867 Ebenda, S. 1045.<br />

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