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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Menschen gerade „aus seiner Fähigkeit, ins Unendliche denken zu können“, abzuleiten sei 1016 .<br />

„Sehnende des wahrhaft Unendlichen“ könne man „alle großen Deutschen“ nennen. Während<br />

die Franzosen außerdem – wie die Römer – Religion „als Bindung an Lehre und heilige<br />

Bräuche erfassen und üben“, entferne sich „je<strong>der</strong> echte Deutsche, ob er will o<strong>der</strong> nicht, aus<br />

innerem Drang <strong>der</strong> Seele von Regel und Menge, um je<strong>der</strong> für sich auf seine Weise seelig zu<br />

werden“ 1017 . Auch die deutsche Wan<strong>der</strong>lust und das Fernweh seien Ausdruck des „Dranges<br />

ins Unendliche“, des weiteren die Unfähigkeit, ein Buch kurz und knapp zu halten, da es den<br />

Deutschen immer um „das Ganze“, den „Lebenszusammenhang“ gehe. Aus diesem Grund<br />

blieben auch, so Wechssler, „viele Bücher bei uns unvollendet“. Der „glücklichere Nachbar“<br />

dagegen wisse seine Fragen scharf zu begrenzen und könne so schnell ein „klares,<br />

zweckmäßiges und lohnendes Handbuch“ schreiben 1018 . Den beschriebenen Drang sieht<br />

Wechssler auch in einer <strong>deutschen</strong> „Vorliebe für das Fremdwort“:<br />

„Weil diese nicht im eigenen Denken und Anschauen wurzelt, scheint es ins Uferlose sich zu<br />

dehnen“ 1019 .<br />

4. La vie sociale et sociable: le courtisan et le bourgeois/ Das deutsche Eigendasein und<br />

Eigenrecht : Grundherr und Bauer (S.88-102)<br />

Wem Natur und Unendlichkeit verdächtig vorkomme, dem bleibe nur die „Geselligkeit“.<br />

So habe z.B. Victor Hugo „seine Pariser“ als „sein peuple unanime“ 1020 angeredet. Und schon<br />

die Gallier seien bei „Sieg o<strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lage“, bedingt durch den Trieb zur Gemeinschaft, in<br />

„Massenfreude o<strong>der</strong> Massenwahn“ verfallen 1021 . Frau von Staël habe in ihren „Betrachtungen<br />

über die Revolution“ diesen „Seelenzustand“ des Massenwahns beson<strong>der</strong>s eindringlich<br />

beschrieben. Und schließlich mache sich dieser Trieb sogar im Satzakzent bemerkbar:<br />

„Ein jedes Wort und eine jede Silbe wird eingeordnet in einen geselligen Verband, in dessen<br />

gleichmäßig fortschreitendem Ablauf <strong>der</strong> einzelne Begriff als Glied sich einreiht und jedes<br />

Eigenrecht auf Son<strong>der</strong>wert aufgeben muß“ 1022 .<br />

1016 Ebenda, S. 80.<br />

1017 Ebenda, S. 81.<br />

1018 Ebenda, S.86.<br />

1019 Ebenda, S.88.<br />

1020 Ebenda, S.88.<br />

1021 Ebenda, S.89.<br />

1022 Ebenda, S. 91.<br />

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