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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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informellen Kommunikationsnetzen in <strong>der</strong> Wissenschaft, Publizistik o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kunst“ 306 ihre<br />

gesellschaftlichen Machtpositionen und ihre damit verbundene kulturelle Hegemonie nicht<br />

nur erhalten, son<strong>der</strong>n sogar gefestigt hätten. Er nennt in diesem Zusammenhang exemplarisch<br />

den sich um Stefan George sammelnden exklusiven Kreis von Künstlern und Gelehrten, dem<br />

u. a. K. Wolfskehl, M. Dauthendey, H. von Hofmannsthal, M. Lechter, E. H. Kantorowicz, L.<br />

Klages, F. Gundolf, M. Kommerell angehörten. Die „Illusion <strong>der</strong> politikenthobenen<br />

Geistigkeit“ habe deshalb bestehen können, weil man sich „im praktischen antirevolutionären<br />

Einverständnis mit den traditionellen gesellschaftlichen Machteliten in <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik“ befunden habe, und „in <strong>der</strong> Gewissheit, von diesen im Streben nach nationaler<br />

Erneuerung und nach Revision des Versailler Systems wirksam gestützt und geschützt zu<br />

werden“ 307 .<br />

Nicht untersucht ist in diesem Kontext die Rolle <strong>der</strong> „Kränzchen“, die in jener Zeit nicht<br />

ohne Bedeutung waren, und die möglicherweise auch zu diesen „informellen<br />

Kommunikationsnetzen“ zu zählen sind. So hat auch Wechssler einem solchen „Kränzchen“<br />

angehört, in dem u. a. Vorträge gehalten wurden, was aus mehreren halboffiziellen bzw.<br />

privaten Schreiben hervorgeht. Er schreibt z.B. an seinen ehemaligen Marburger Kollegen<br />

Rudolf Otto, „ […unlesbar A.d.A.] hat in unserem Kränzchen seinerzeit einen Vortrag gegen<br />

Sie gehalten“ 308 . Wenn man aus einem Schreiben Anna Wechsslers an eines <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

dieses Kränzchens diesen Schluss ziehen darf, ging man zudem fast familiär miteinan<strong>der</strong> um,<br />

wie folgen<strong>der</strong> Abschnitt zeigt:<br />

„Wie ist es Ihnen in all <strong>der</strong> Zeit ergangen, ist Ihnen Ihr Haus mit allem was darin ist erhalten<br />

geblieben? […]Wie geht es Ihnen gesundheitlich und vor allem Ihrer Frau? […] Lebt das<br />

Kränzchen schon wie<strong>der</strong> mein Mann bittet Sie alle Herrn zu grüßen.“ 309<br />

Nach dem Krieg ging es Wechsslers aber weniger um eine ideelle Stütze als vielmehr um<br />

konkrete praktische Hilfe, denn das Hauptanliegen Anna Wechsslers war es zu erfahren, ob<br />

und wieviel Pension Wechsslers erwarten konnten 310 .<br />

Neben diesen Verfahren zum Zwecke <strong>der</strong> gesellschaftlichen Machterhaltung und<br />

306<br />

Bock, Hans Manfred: „Ernst Robert Curtius und die Aporien des `unpolitischen´ Intellektuellen.“ In: Gangl,<br />

Manfred/Raulet, Gérard (Hg.): Intellektuellendiskurse in <strong>der</strong> Weimarer Republik. Zur politischen Kultur einer<br />

Gemengelage. Frankfurt a.M. 1994, S.236f.<br />

307<br />

Alle Zitate: Ebenda, S.237.<br />

308<br />

<strong>Universität</strong>sbibliothek Marburg, NL Rudolf Otto, 797/848, 15.10.1936. .<br />

309<br />

UK PA W 68, Bd. III, 16.1.1946<br />

310<br />

Vgl. dazu auch Kapitel 2 <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit.<br />

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