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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Mannschaften. Gemeinsamkeiten zwischen <strong>der</strong> Regierung Salazar und dem Dritten Reich<br />

bezogen sich auf den „Antikommunismus und die Ablehnung von Demokratie, Liberalismus,<br />

Arbeiterbewegung und Erscheinungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kultur. Zwei zentrale Elemente <strong>der</strong> NS-<br />

Ideologie, <strong>der</strong> Rassengedanke und <strong>der</strong> Antisemitismus, waren dem Salazarismus fremd“ 1653 .<br />

Bezogen auf Portugal verfolgten die deutsche Diplomatie und die Dienststellen des Reiches<br />

und <strong>der</strong> NSDAP nicht das Ziel, das Land zum Kriegseintritt auf deutscher Seite zu bewegen.<br />

Allerdings wollten sie den alliierten Einfluss auf Staat und Gesellschaft zurückdrängen und<br />

beabsichtigten, die Lage Portugals für Spionage- und Diversionszwecke gegen die<br />

Westmächte nutzen 1654 . Spätestens „als sich die politisch-militärische Großwetterlage zu<br />

Deutschlands Ungunsten geän<strong>der</strong>t hatte“, habe man dann, so Hausmann, um sich nicht völlig<br />

zu isolieren, begonnen, die faschistischen „Bru<strong>der</strong>län<strong>der</strong>“, die Kontakte zu den Alliierten<br />

hatten, zu hofieren, in dem z.B. eine prinzipielle Gleichrangigkeit <strong>der</strong> romanischen Kulturen<br />

mit <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> unterstellt wurde 1655 . Insgesamt habe das Deutsche Reich aber, so von zur<br />

Mühlen abschließend, trotz unstreitiger Sympathien <strong>der</strong> portugiesischen Staatspolizei und des<br />

Militärs für das NS-Regime, keinen erwähnenswerten Einfluss auf Lissabon ausgeübt 1656 .<br />

Zur Situation <strong>der</strong> portugiesischen Germanistik in jener Zeit lässt sich Folgendes sagen:<br />

1911 waren in Lissabon und Coimbra philosophische Fakultäten gegründet worden. In <strong>der</strong><br />

germanistischen Abteilung wurden Deutsch und Englisch gemeinsam gelehrt. Hausmann<br />

zeigt, dass Gustavo Cordeiro Ramos beim Aufbau <strong>der</strong> Germanistik eine bedeutende Rolle<br />

spielte. Er hatte ein Jahr in Leipzig studiert und ab 1913 den germanistischen Lehrstuhl in<br />

Lissabon übernommen. Dies war jedoch nicht sein ausschließlicher Tätigkeitsbereich: Als<br />

katholisch-konservativer <strong>Nation</strong>alist unterstützte er die nationale Erhebung vom Mai 1926<br />

und diente <strong>der</strong> bis 1974 dauernden Diktatur, teilweise (ab 1928) als Kultus- und<br />

Erziehungsminister. Er bewun<strong>der</strong>te Hitler und setzte sich z.B. in vier Vorträgen vor <strong>der</strong><br />

Lissabonner Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften für eine portugiesische Nachahmung des<br />

nationalsozialistischen Modells ein 1657 . Nach dem Ende seiner politischen Funktionen wurde<br />

1653<br />

Von zur Mühlen, Patrik: „Portugal“, in: Benz, Wolfgang/ Graml, Hermann/ Weiß, Hermann (Hg.):<br />

Enzyklopädie des <strong>Nation</strong>alsozialismus, München 1998, S. 649.<br />

1654<br />

Ebenda, S. 650.<br />

1655<br />

Hausmann, Frank-Rutger: „Vom Strudel <strong>der</strong> Ereignisse verschlungen“. Deutsche <strong>Romanist</strong>ik im „Dritten<br />

Reich“. Frankfurt a. M. 2000, S. 497.<br />

1656<br />

von zur Mühlen, Patrik: „Portugal“, in: Benz, Wolfgang/ Graml, Hermann/ Weiß, Hermann (Hg.):<br />

Enzyklopädie des <strong>Nation</strong>alsozialismus, München 1998, S. 650.<br />

1657<br />

Hausmann, Frank-Rutger: „Vom Strudel <strong>der</strong> Ereignisse verschlungen“. Deutsche <strong>Romanist</strong>ik im „Dritten<br />

Reich“. Frankfurt a. M. 2000, S. 494f. – In seiner Funktion als „Presidente da Junta Nacional da Educação“<br />

veröffentlichte Gustavo Cordeiro Ramos 1939 in einer Publikation des Ibero-Amerikanischen Institutes einen<br />

Artikel mit dem Titel „Tradição Secular do Intercâmbio Germano-Luso“. (Vgl. ALEMANIA Y EL MUNDO<br />

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