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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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französische Autoren zu Vorträgen nach Berlin ein und setzte sich nicht nur auf diese Weise<br />

für einen intellektuellen Austausch zwischen Frankreich und Deutschland in jener Epoche ein,<br />

und auch Wechssler ging es, wie Curtius, darum, einen „Beitrag zur festeren und klareren<br />

Ausbildung <strong>der</strong> nationalen Identität <strong>der</strong> Deutschen“ 47 zu leisten.<br />

<strong>Im</strong> Einzelnen liegen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung, die dazu beitragen will, die von<br />

Nerlich konstatierte Forschungslücke zu schließen, folgende Gedanken zugrunde:<br />

Eduard Wechssler war in einer entscheidenden Phase <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Gesellschaft, nämlich von 1920 bis 1937, Professor für <strong>Romanist</strong>ik an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> in<br />

Berlin. In dieser Funktion sah er sich vor allem als Ausbil<strong>der</strong> von zukünftigen Lehrern. Als<br />

Erzieher von Multiplikatoren ist er mit dem, was er lehrte, mitverantwortlich für die<br />

Bewusstseinsbildung von mehreren Generationen und damit letztlich auch für den prekären<br />

<strong>Nation</strong>alismus des „Dritten Reiches“.<br />

Gleichzeitig, und das geht dem Gesagten notwendig voraus, beteiligte sich Wechssler von<br />

Anfang seines Schaffens an an <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> Identität <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Nation</strong>. Dies war<br />

sein zentrales Anliegen. Daraus resultierte die Tatsache, dass er sich überhaupt mit Frankreich<br />

beschäftigte. Auf diesen Zusammenhang nimmt, wie oben angedeutet, <strong>der</strong> Titel Bezug:<br />

Wechsslers Handeln ist quasi von Anfang an und einzig von <strong>der</strong> „Sorge“ um die deutsche<br />

<strong>Nation</strong> geleitet.<br />

In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit geht es insbeson<strong>der</strong>e darum zu beschreiben, aus welchem<br />

politischen, gesellschaftlichen, intellektuellengeschichtlichen und disziplingeschichtlichen<br />

Rahmen heraus und vor dem Hintergrund welcher individuellen und familiären<br />

Voraussetzungen sich Wechssler an <strong>der</strong> „Arbeit an <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> <strong>Nation</strong>“ beteiligt und<br />

warum und in welcher Form er das bezogen auf Frankreich tut. Dabei sollen die Entwicklung<br />

von Wechsslers Ideen und die unterschiedlichen feststellbaren Einflüsse, denen sie ausgesetzt<br />

waren, Denkangebote, auf die Wechssler reagiert, vom Ende des 19. bis zum Ende des ersten<br />

Drittels des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts nachgezeichnet werden, und es soll deutlich gemacht werden,<br />

dass es sowohl in Wechsslers Denken als auch in seinem Handeln eine Kontinuität gab, was<br />

die frühen auf das Mittelalter bezogenen Studien und die späten „wesenskundlichen“ Werke<br />

betrifft.<br />

In einem biographischen Überblick geht es zunächst um die Herkunft Wechsslers, um<br />

familiäre Prägungen und um die Frage nach <strong>der</strong> Bildungstradition, in welcher er aufwächst,<br />

denn hier werden die Grundsteine für sein späteres „Weltverständnis“ gelegt. Weiterhin<br />

47 Bock, Hans Manfred: „Die Politik des ‚Unpolitischen’. Zu Ernst Robert Curtius’ Ort im politischintellektuellen<br />

Leben <strong>der</strong> Weimarer Republik“, s.o., S.44.<br />

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