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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Für die weitere Entwicklung des Faches war diese letzte Phase deshalb unerheblich.<br />

Dagegen konnte die nationalsozialistische Wissenschaft nach 1933 ohne Mühe an die zweite<br />

Phase anknüpfen, ohne dass es zu einer tief greifenden Zäsur gekommen wäre. Nach<br />

Kroymann/Ostermann waren nur geringfügige Än<strong>der</strong>ungen nötig, um das Prinzip <strong>der</strong><br />

Kulturkunde – „fremdsprachlicher Unterricht als Mittel zur Erkennung des <strong>deutschen</strong><br />

Wesens“ – noch stärker rassentheoretisch zu fundieren 609 . Wenn Strohmeyer schon 1926 eine<br />

„instinktive Ablehnung" französischen „Wesens" beim „<strong>deutschen</strong> Jungen" konstatiert hatte,<br />

so konnten nationalsozialistische Neuphilologen nun daran anschließen: Sie warnten die<br />

deutsche Jugend vor dem „französischen Menschen“, vor allem vor dessen mangeln<strong>der</strong><br />

„Rassenhygiene" 610 .<br />

Kritik an <strong>der</strong> Kulturkunde<br />

Die Kritik an <strong>der</strong> mit den Namen Schön, Wechssler und Klemperer in Verbindung<br />

gebrachten Phase <strong>der</strong> Kulturkunde bezieht sich nicht auf „grundsätzliche politische o<strong>der</strong><br />

philosophische Thesen <strong>der</strong> führenden Kulturkundler“, wie Bott mit Apelt feststellt 611 . Es gehe<br />

nur um „unterschiedliche, niemals jedoch gegensätzliche Vorstellungen von dem idealen<br />

<strong>deutschen</strong> Menschen und um die Art und Weise, wie und aus welchem `Geist´ heraus <strong>der</strong><br />

Französischunterricht an Schule und Hochschule zu gestalten sei, damit er seine<br />

nationalpädagogische Funktion am wirkungsvollsten erfüllen könne“ 612 .<br />

So waren die Vertreter <strong>der</strong> traditionellen – positivistischen – Philologie, zu denen z.B. Karl<br />

Voretzsch zählte, und die einen großen Teil <strong>der</strong> romanistischen Lehrstühle besetzt hielten,<br />

nicht ohne weiteres bereit, sich den kulturkundlichen Auffassungen zu unterwerfen.<br />

Voretzsch kritisierte, die „Kulturkunde“ sei „von oben verordnet“ und stelle eine<br />

Beschränkung dar, weil nur Französisch und Englisch an den Höheren Schulen unterrichtet<br />

werde. Gleichzeitig stellten die „Richtlinien“ dem Unterricht so zahlreiche und vielfältige<br />

Aufgaben, dass das Resultat notwendig „Vielwisserei“ und „Oberflächlichkeit“ sei 613 . Dieser<br />

609 Kroymann, Maren/ Ostermann, Dorothea: „Beitrag zur Untersuchung des Französischunterrichts von 1914 bis<br />

1945“. In: Nerlich, Michael (Hg.): Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung: 1871-1975. Karlsruhe 1977, S.157.<br />

610 Hinrichs, Peter /Kolboom, Ingo: „`Ein gigantischer Trödelladen´? Zur Herausbildung <strong>der</strong> Landes- und<br />

Frankreichkunde vor dem Ersten Weltkrieg. In: Nerlich, Michael (Hg.): Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung, s.o.,<br />

S.178.<br />

611 Apelt, Walter: Die kulturkundliche Bewegung im Unterricht <strong>der</strong> neueren Sprachen in Deutschland in den<br />

Jahren 1886 – 1945. Ein Irrweg deutscher Philologen, Berlin 1967, S. 60.<br />

612 Bott, Gerhard, s.o. S.113f.<br />

613 Voretzsch, Karl: Philologie und Kulturkunde im neusprachlichen Unterricht an Schule und <strong>Universität</strong>. Halle<br />

1926, S. 9.<br />

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