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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Renaissance, son<strong>der</strong>n zeigte schon hier sein Interesse für die jüngere französische Literatur:<br />

<strong>Im</strong> Sommersemester 1905 las er „Geschichte <strong>der</strong> französischen Literatur im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t“<br />

und „Madame de Staël: De l’ Allemagne (in französischer Sprache)“, im Wintersemester<br />

1905/06 „Emile Zola, La Débâcle“, im Wintersemester 1908/09 „Daudet: Lettres de mon<br />

moulin“, im Sommersemester 1913 „Victor Hugos Lyrik“ und im Wintersemester 1913/14<br />

schließlich laut offizieller Ankündigung „Paul Verlaine“. Dies machte Wechssler zu einem<br />

äußerst mo<strong>der</strong>nen Professor, denn es war zu jener Zeit nicht gerade üblich, sich mit <strong>der</strong><br />

jüngsten französischen Literatur zu beschäftigen. So schil<strong>der</strong>t z. B. Bott das wissenschaftliche<br />

Programm, das die Forscher beschäftigte: In <strong>der</strong> einen Abteilung habe „das systematische<br />

Nachzeichnen <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> einzelnen romanischen Sprachen und Dialekte in Laut-<br />

und Formenlehre, Etymologie und später auch Syntax vorgeherrscht“, in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en „das<br />

Auffinden, Herstellen und Veröffentlichen `historisch-kritischer Ausgaben´ vorwiegend<br />

mittelalterlicher Texte“ 114 . Und Eduard Wechssler selbst meinte dazu, in Deutschland als<br />

dem Lande <strong>der</strong> Arbeitsteilung und Organisation habe sich bisher die Mehrzahl <strong>der</strong> gelehrten<br />

Forscher von <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit und nächsten Zukunft grundsätzlich ferngehalten.<br />

Es habe sogar eine Zeit gegeben, wo „maßgebende und vorbildliche Gelehrte die<br />

Beschäftigung mit <strong>der</strong>gleichen Dingen und Fragen für unwissenschaftlich hielten“. Und noch<br />

neuerdings könne man Stimmen vernehmen, die die französische Literatur seit 1850 mit<br />

Bewusstsein „dem Zeitungsschreiber und Parteimann“ zu überlassen empfehlen. Unter diesen<br />

Umständen sei <strong>der</strong> Studierende an <strong>deutschen</strong> Hochschulen für die Kenntnis neuester Sprache<br />

und Literatur auf die Übungen und Vorträge des Lektors angewiesen, während <strong>der</strong><br />

Fachvertreter und Prüfende durch seinen Unterrichtsbetrieb oft den Eindruck erweckte, als<br />

wäre „vielhun<strong>der</strong>tjähriges Alter bei philologischen Texten <strong>der</strong> Wertmaßstäbe höchster“ 115 .<br />

Erst jetzt begann die Beschäftigung mit mo<strong>der</strong>ner französischer Literatur: So erschien z. B.<br />

1914 von Wilhelm Friedmann ein Überblick über die französische Literatur im 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t, Leo Spitzer schrieb 1918 über Henri Barbusse, Walter Küchler 1919 über<br />

Barbusse und Romain Rolland, Ernst Robert Curtius gab 1919 „Die literarischen Wegbereiter<br />

des neuen Frankreich“ heraus und Victor Klemperer veröffentlichte 1923 „Die mo<strong>der</strong>ne<br />

französische Prosa“ 116 . Christmann beschreibt, wie „gespannt, konfliktgeladen“ die<br />

114<br />

Bott, Gerhard: Deutsche Frankreichkunde 1900-1933, Das Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik und ihr<br />

bildungspolitischer Auftrag. 1.Bd. Rheinfelden 1982, S.10.<br />

115<br />

Wechssler, Eduard: „Der Neuphilologe und die jüngste Literatur“, in: Die Neueren Sprachen, Bd. 28,<br />

Dezember – März 1921, Heft 9-10, S. 386.<br />

116<br />

Friedmann, Wilhelm: Die französische Literatur im XX. Jahrhun<strong>der</strong>t. Ein Skizze, Leipzig 1914; Spitzer, Leo:<br />

Studien zu Henri Barbusse, Bonn 1920, <strong>der</strong> 2.Teil ist wie<strong>der</strong>abgedruckt aus <strong>der</strong> Zürcher „Internationalen<br />

Monatsschrift“1918; Küchler, Walther: Romain Rolland – Henry Barbusse – Fritz von Unruh. Vier Vorträge,<br />

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