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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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duca e maestro [zu] werden zum Eintritt in die Welt und zur Mitarbeit an den großen und<br />

schweren Aufgaben <strong>der</strong> Gegenwart und Zukunft.“ 522<br />

Ein weiteres Beispiel, das die geistige Nähe zwischen Wechssler und Strohmeyer,<br />

wenigstens n a c h <strong>der</strong> Abfassung <strong>der</strong> Richertschen Richtlinien, zeigt: Apelt nennt<br />

Strohmeyers Buch „Das Neusprachliche Gymnasium" (1926) zwar „eine Art<br />

Ausführungsbestimmungen für die […] Thesen zur Reform des Höheren Schulwesens in<br />

Preußen" 523 , allerdings, so Trabant, nimmt Strohmeyer hier wie auch in seiner „Methodik des<br />

Neusprachlichen Unterrichts" (1928) eine terminologische Präzisierung gegenüber Richert<br />

vor, die „gerade ein Moment <strong>der</strong> Radikalisierung des kulturkundlichen Prinzips markiert" 524 .<br />

Gleichzeitig weist diese Präzisierung auch auf Wechssler hin: Es geht um die Begriffe<br />

"Kultur" und "Wesen". Nach Strohmeyers Vorstellung geht es nämlich nicht darum, die<br />

verschiedenen „Kulturen" zu verstehen, son<strong>der</strong>n die verschiedenen „Wesen" zu erkennen.<br />

Diese Unterscheidung ist zwar bei Richert schon angelegt, wenn er den trennenden nationalen<br />

Kulturen das gemeinsame Erbe des „mo<strong>der</strong>nen Europäismus“ – <strong>der</strong> Antike und des<br />

Christentums – gegenüberstellt. Für letztere benutzt er aber ohne Unterschied die Begriffe<br />

„Kultur", „Geist" o<strong>der</strong> „Wesen". Strohmeyer dagegen nennt das Gemeinsame die<br />

„abendländische Kultur" 525 , das Trennende das „Wesen". Die Grundlagen des „Wesens" seien<br />

Vererbung und Erziehung, wobei aber die Vererbung letztlich dominierend sei 526 . Hier fallen<br />

nun deutliche Überschneidungspunkte zwischen Strohmeyer und Wechssler auf, <strong>der</strong> sich<br />

1927 wie folgt zu diesem Thema geäußert hatte:<br />

„Das, was man <strong>Nation</strong>alcharakter nennt, ist ein Erzeugnis <strong>der</strong> im Blut ererbten Volksart mit<br />

gemeinsamer Arbeit, Erziehung und Gewöhnung.“ 527<br />

„Volksart" und „Erziehung" seien es, so Wechssler, aber nicht allein, es müsse deshalb von<br />

einer „Wesensmitte" ausgegangen werden, die für den <strong>Nation</strong>alcharakter ausschlaggebend ist,<br />

„denn Erfahrung lehrt, daß Erziehung nur Vorhandenes wecken, nicht aber Fremdes auf die<br />

522 Ebenda, S.6.<br />

523 Apelt, Walter: Die kulturkundliche Bewegung im Unterricht <strong>der</strong> neueren Sprachen in Deutschland in den<br />

Jahren 1886 bis 1945. Ein Irrweg deutscher Philologen. Berlin 1967, S. 89.<br />

524 Trabant, Jürgen: „Xenophobie als Unterrichtsfach“, in: Dithmar, Reinhard/Willer, Jörg: Schule zwischen<br />

Kaiserreich und Faschismus. Darmstadt 1981, S.39.<br />

525 Strohmeyer, Hans: Das neusprachliche Gymnasium. Braunschweig und Hamburg 1926, S.210.<br />

526 Trabant, Jürgen: „Xenophobie als Unterrichtsfach“, in: Dithmar, Reinhard/Willer, Jörg: Schule zwischen<br />

Kaiserreich und Faschismus. Darmstadt 1981, S.39.<br />

527 Wechssler, Eduard: Esprit und Geist. Bielefeld und Leipzig 1927, S.25.<br />

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