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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„Neuerdings“ gebe es, unter <strong>der</strong> Führung von Paul Valéry, eine „poésie obscure“, eine<br />

Dichtung von „seltsamer ungewohnter Dunkelheit <strong>der</strong> Gedanken“. Klarheit könne aber<br />

wie<strong>der</strong>um „nicht aus dem Dunkel“ kommen; „Wo Klarheit ist, muß eine Sonne strahlen“ 1206 .<br />

Nach allem Gesagten fragt man sich nach dem Sinn <strong>der</strong> Überschrift dieses Kapitels:<br />

„Aussprache und Austausch bringen Klärung“. Es hätte vielleicht besser „Das deutsche<br />

Schweigen bringt Klärung“ heißen sollen.<br />

8. Calcul, composition, intrigue, plan de vie, méthode, règle/<br />

Gewachsene Form, die lebend sich entwickelt (S.426- 448)<br />

Aus dem bisher Gesagten leitet Wechssler ein weiteres Klischee ab, das schon im Titel<br />

erkennbar wird: die Franzosen seien mechanistisch- mathematisch und bestrebt, „die Dinge<br />

alle, auch die des Lebens und Wirkens“ zu bemessen. Deshalb sei Frankreich auch das Land<br />

<strong>der</strong> Mathematiker. Beispiele seien François Viète, <strong>der</strong> die Algebra eingeführt habe, Descartes,<br />

<strong>der</strong> die analytische Geometrie entwickelt und Pascal, <strong>der</strong> die Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

entdeckt habe 1207 .<br />

Am besten sei diese „mathematisch-konstruktive Art“ in <strong>der</strong> Verwaltung geeignet – in diesem<br />

Werk des „großen Mathematikers Napoleon“ sei „die echte clarté verwirklicht“.<br />

Am wenigsten sei dieses Verfahren in <strong>der</strong> Schule geeignet:<br />

„Zu <strong>der</strong>selben Stunde wird drüben in denselben Klassen des ganzen Landes <strong>der</strong>selbe<br />

Unterrichtsstoff behandelt. Der Unterricht soll alles leisten; freiwillige Selbsttätigkeit ist<br />

kaum erwünscht“ 1208 .<br />

Nun verwun<strong>der</strong>e es, so Wechssler auch nicht mehr, dass die Franzosen glaubten, eine<br />

„gutgewählte planmäßige Erziehung“ könne „zu allem, sogar zur schöpferischen Leistung“<br />

führen 1209 . „La composition“ sei „die französische For<strong>der</strong>ung, die alles dem schöpferischen<br />

Menschen“ sehr erschwere, jedoch „dem Mittelmäßigen und dabei Geschickten“ sehr<br />

erleichtere 1210 . So sei auch die Kunst „konstruiert“, weshalb im Roman und auf <strong>der</strong> Bühne<br />

beson<strong>der</strong>s die Intrige dem französischen Geschmack entspreche 1211 . Damit einher gehe auch,<br />

dass „man sich drüben alles Gute und Neue“ von einer „méthode nouvelle“ verspreche. Das<br />

1206 Ebenda, S. 425.<br />

1207 Ebenda, S. 427.<br />

1208 Ebenda, S. 434.<br />

1209 Ebenda.<br />

1210 Ebenda, S. 433.<br />

1211 Ebenda, S. 432.<br />

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