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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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2. L’homme sensuel moyen/ Der deutsche Mensch lebt aus dem Grund <strong>der</strong> Seele:<br />

Monadenlehre (S. 272-294)<br />

Die Franzosen sind, nach Wechssler, Sensualisten 1120 und Epikureer, d.h. „<strong>der</strong> Franzose ist<br />

ein Mensch, <strong>der</strong> seine Sinne achtet und veredelt und sich dabei im Maß und Gleichgewicht<br />

erhält“ 1121 . Frankreich sei „die Heimat philosophischer Lehrer und Lehrgebäude, die den<br />

Menschen vornehmlich als Leib, und dessen Sinne als dessen wichtigste Werkzeuge<br />

auffaßten“ 1122 . Dies sei ein „uraltes Denkverfahren“ 1123 . Von hier aus werde alles Geistige<br />

untersucht und beleuchtet: Deshalb seien Begriffe wie „sentiment“ und „sensation“, wie<br />

Wechssler sogar bei dem großen Rousseau festzustellen meint, fast austauschbare Begriffe<br />

und man sei sich dieses „verfänglichen Missverständnisses“ in keiner Weise bewusst 1124 .<br />

Beispiel dafür, dass auch die Liebe in Frankreich nur eine Angelegenheit des „Leibes“ und<br />

<strong>der</strong> Sinne sei – in Deutschland dagegen liebe man mit <strong>der</strong> Seele und fühle sich in den an<strong>der</strong>en<br />

ein –, ist Wechssler u. a. Stendhal, <strong>der</strong> im „Coeur Virginal“ geschrieben habe: „Si j’aime<br />

Rose, c’est que je la désire; si je la désire, c’est que j’ai des besoins physiques“ 1125 .<br />

Dabei sei es nun auch kein Wun<strong>der</strong>, dass sich die Metaphysik in Frankreich nicht entwickeln<br />

konnte. Außerdem habe auch <strong>der</strong> Kantforscher Renouvier „ehrlich angegeben“, dass „diese<br />

Sinnenmenschen sich in <strong>der</strong> Einsamkeit ihrer eigenen Seelen verlassen und sogar verängstigt<br />

fühlen“.<br />

Aus diesem Grund kehrten sie auch „gern und dankbar“ zu dem „von Kant überwundenen<br />

Dogmatismus <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong> Stoa o<strong>der</strong> Epikurs“ 1126 zurück.<br />

Und selbst Descartes, <strong>der</strong> seine „Meditationen“ „metaphysisch“ genannt habe, sei es<br />

eigentlich nicht um Gott o<strong>der</strong> Transzendenz gegangen, son<strong>der</strong>n einzig und allein um „Natur“<br />

und „Vernunft“ 1127 .<br />

Der Deutsche dagegen sei von Anfang an im „Reich <strong>der</strong> Seele“ heimisch und baue sich<br />

„von dieser Wesensmitte aus die Welt <strong>der</strong> Sinne erst nach außen auf“. „Sinnlich“,<br />

„Sinnlichkeit“ und „Sinnenmensch“ hätten einen eher negativen Beigeschmack, im Gegensatz<br />

zu „fühlen“ o<strong>der</strong> „Einfühlung“ 1128 . Der „Leib“ spiele eine untergeordnete Rolle, während die<br />

1120 Ebenda, S. 275.<br />

1121 Ebenda, S. 273.<br />

1122 Ebenda, S. 274.<br />

1123 Ebenda, S. 273.<br />

1124 Ebenda, S. 275.<br />

1125 Ebenda, S. 276.<br />

1126 Ebenda, S. 281.<br />

1127 Ebenda.<br />

1128 Ebenda, S. 283.<br />

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