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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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könne man den „Zusammenhang des Gesamtwerks“ eines Dichters erkennen. Und nicht<br />

zuletzt helfe man auf diese Weise auch „manchem Werdenden“, „sich selber zu klären und zu<br />

erhöhen“ 791 . D.h., bei <strong>der</strong> Suche nach „Synthese und Einheit“ geht es auch darum, die<br />

gesamte Literaturgeschichte als eine Einheit aufzufassen: Dem einzelnen Werk soll man sich<br />

als „Glied einer Kette“ nähern, und dem Gesamtwerk eines Autors als Ausdruck seines<br />

„Geistes“:<br />

„In den tiefen Urgrund wollen wir schauen, aus dem das alles unerklärlich, wie durch ein<br />

Wun<strong>der</strong>, hörbar und sichtbar emporsteigt.“ 792<br />

Damit hat Wechssler, wie gezeigt, einige Differenzierungen gegenüber seiner ersten<br />

Darstellung über Molière von 1910 vorgenommen, seinen Versuch, einen Autor, dessen<br />

Gesamtwerk und die gesamte Literatur als Einheit zu verstehen, ausgebaut, die Bedeutung<br />

eines solchen Vorgehens auch für die Gegenwart und Zukunft herausgestellt und schließlich<br />

den Begriff des „Geistes“ eingeführt, <strong>der</strong> hier zunächst nur als <strong>der</strong> „tiefe Urgrund“ erscheint.<br />

Dies steht nicht zuletzt vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Wilhelm Diltheys<br />

Weltanschauungslehre. Victor Hugo erscheint in dieser Darstellung zunächst als Gegensatz zu<br />

Molière, doch steht am Ende die Feststellung <strong>der</strong> Gemeinsamkeit ihres „innersten Wesens“,<br />

das nach wie vor nicht präzisiert wird.<br />

Das Komische<br />

1912 setzt sich Wechssler mit dem „Problem des Komischen“ auseinan<strong>der</strong> und stellt am<br />

Beispiel Molières fest, dass es bis jetzt noch niemand geschafft hat, einen „das ganze Gebiet<br />

des Komischen“ umfassenden Erklärungsversuch zu geben 793 . Wechssler selbst geht hier von<br />

dem Begriff <strong>der</strong> „Lebenswerte“ aus, durch die das „Geistesleben“ des Menschen bestimmt<br />

werde 794 . Ein „Verlachen“ käme dann zustande, wenn solche „Lebenswerte“ verletzt werden.<br />

Wenn jemand lache, bekenne er sich so mittelbar zu einem „Lebenswert“ 795 . Diese<br />

Auffassung werde u. a. durch die Theorie Henri Bergsons bestätigt, in <strong>der</strong>en Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

biologische „élan vital“ stehe, <strong>der</strong> „Lebensdrang o<strong>der</strong> Lebenstrieb“. Das Komische entdecke<br />

791 Ebenda, S. 37.<br />

792 Ebenda, S. 38.<br />

793 Wechssler, Eduard: Zum Problem des Komischen anlässlich Molières. Son<strong>der</strong>druck aus <strong>der</strong> Festschrift zum<br />

15. Neuphilologentag. Frankfurt a. M. 1912, S. 5.<br />

794 Ebenda, S. 15.<br />

795 Ebenda.<br />

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