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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Dauer in den Menschen hineinbringen kann" 528 . Der Weg zur Erfassung <strong>der</strong> „Wesensmitte"<br />

wie<strong>der</strong>um gehe über das Ausschöpfen <strong>der</strong> „Kulturkunde" und <strong>der</strong> „Wesenskunde“ 529 . Neu ist<br />

am Begriff des „Wesens“, dass damit das Unverän<strong>der</strong>liche, das alles Überdauernde<br />

hervorgehoben wird, das laut Wechssler und Strohmeyer gleichzeitig genetisch<br />

festgeschrieben ist und höchstens durch Erziehung geweckt werden kann o<strong>der</strong> muss.<br />

Erziehung nützt aber nichts, wenn die Anlagen nicht bereits „im Blut“ ererbt sind. Damit<br />

erhält die biologistische Betrachtung Einzug in diese „Wissenschaft“.<br />

Das Gesagte beschreibt zusammenfassend nicht nur eine mögliche Verbindung zwischen<br />

Wechssler und den Richertschen Richtlinein, es zeigt auch den Weg von <strong>der</strong> Kultur- zur<br />

Wesenskunde, eine Entwicklung, an <strong>der</strong> Eduard Wechssler entscheidend beteiligt war.<br />

Die Reform <strong>der</strong> Höheren Schulen in Preußen folgte schließlich den Richtlinien aus dem<br />

Jahr 1924, „die weit über Preußen hinauswirkten und bis in die 50er Jahre eine starke<br />

Autorität behielten" 530 . Mit dieser Reform, für die, wie gezeigt wurde, in erster Linie Hans<br />

Richert verantwortlich war, wurde die „kulturkundliche Bewegung" nun zur offiziell<br />

geltenden Unterrichtskonzeption 531 . Hinrichs/Kolboom nennen die Zeit zwischen 1924 und<br />

1928 entsprechend die „Blütezeit" <strong>der</strong> Kulturkunde „im Sinne von Wesenskunde ...auf Volk<br />

und Völker angewandte praktische Psychologie" 532 . Wenn es vorher – zwischen 1919 und<br />

1923 – noch um eine „vertiefte und erweiterte Landes- und Volkskunde“ gegangen war,<br />

erfuhr die „Kulturkunde" nun eine Zuspitzung zur „Wesenskunde" und zur offiziellen<br />

Schuldoktrin 533 .<br />

528 Ebenda.<br />

529 Ebenda, S.15.<br />

530 Bott, Gerhard : Deutsche Frankreichkunde 1900-1933. Das Selbstverständnis <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik und ihr<br />

bildungspolitischer Auftrag, Rheinfelden 1982, 1.Bd.S.63.<br />

531 Die „kulturkundliche Bewegung im Unterricht <strong>der</strong> neueren Sprachen", ist für das Englische von W.Apelt<br />

(Apelt, Walter: Die kulturkundliche Bewegung im Unterricht <strong>der</strong> neueren Sprachen in Deutschland in den Jahren<br />

1886 bis 1945. Ein Irrweg deutscher Philologen, Berlin 1967) eingehend dargestellt worden. 1972 hat E. Mihm<br />

mit „Die Krise <strong>der</strong> neusprachlichen Didaktik” die Grundsätze <strong>der</strong> kulturkundlichen Ideologie am Beispiel des<br />

Anglisten und Didaktikers W. Hübner ausführlich erforscht. Für das Französische ist <strong>der</strong> 1977 von M. Nerlich<br />

herausgegebene Band „Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung" anzugeben, in dem die deutsche Frankreichforschung<br />

und die Entwicklung des Französischunterrichts seit 1871 behandelt werden. Weiterhin für das Französische<br />

Frank-Rutger Hausmann mit beson<strong>der</strong>s den folgenden Titeln zur Fachgeschichte <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik im Dritten<br />

Reich: „Aus dem Reich <strong>der</strong> seelischen Hungersnot“ (1993), wo es um die Fachgeschichte <strong>der</strong> <strong>Romanist</strong>ik<br />

zwischen 1933 und 1945 geht, und „Vom Strudel <strong>der</strong> Ereignisse verschlungen“ (2000), <strong>der</strong> einen Überblick<br />

über die deutschsprachige <strong>Romanist</strong>ik von <strong>der</strong> Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit liefert.Außerdem<br />

und vor allem ist Gerhard Bott zu nennen, mit „Deutsche Frankreichkunde 1900-1933“ (1982), wo die<br />

romanistische „Kultur- und Wesenskunde“ Frankreichs von 1914 bis 1933 den thematischen Schwerpunkt<br />

darstellen.<br />

532 Hinrichs, Peter /Kolboom, Ingo: „`Ein gigantischer Trödelladen´? Zur Herausbildung <strong>der</strong> Landes- und<br />

Frankreichkunde vor dem Ersten Weltkrieg. In: Nerlich, Michael (Hg.): Kritik <strong>der</strong> Frankreichforschung: 1871-<br />

1975. Karlsruhe 1977, S.172.<br />

533 Hinrichs, Peter /Kolboom, Ingo, s.o., S.172.<br />

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