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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt schließlich einem Zeitgenossen Eckeharts, dem italienischen<br />

Dichter Dante Alighieri zu 1836 : Hier findet Wechssler die Synthese in idealer Weise<br />

umschrieben, die nämlich in <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> gottgewollten weltlichen und<br />

geistlichen Ordnung <strong>der</strong> Gesellschaft 1837 besteht. So wird auch Wechsslers Synthese von<br />

Deutschen und Franzosen zu etwas Gottgewolltem. Die Dreiteilung Dantes in „Inferno“,<br />

„Purgatorio“ und „Paradiso“ übernimmt Wechssler 1927 in „Esprit und Geist“.<br />

Die Analyse dieses umfassendsten Werks Wechsslers ergibt folgendes Bild: Die Franzosen<br />

sind das genaue Gegenteil <strong>der</strong> Deutschen, die die direkten Erben von „Althellas“ sind. Die<br />

Deutschen werden insgesamt positiv, die Franzosen negativ beurteilt. Indirekt haben aber<br />

auch die Franzosen ihre Wurzeln in Hellas. Wenn beide nun ihrem „inneren Drang“<br />

nachgeben und den entsprechenden gottgewollten Weg „empor steigen“, dann müssten sie<br />

sich auf dem „Läuterungsberg“ bzw. in „Althellas“ wie<strong>der</strong> treffen und könnten dort in Frieden<br />

leben. Von diesem abgehobenen Ziel setzt sich allerdings <strong>der</strong> „Rest“ des Buches deutlich ab,<br />

<strong>der</strong> darin besteht, die Gegensätze zwischen Deutschen und Franzosen als unvereinbar<br />

darzustellen. Wechssler hat sich dabei insgesamt das Frankreichbild des 18. und 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts zu Eigen gemacht. Kant, Goethe, Fichte, Ernst Moritz Arndt, Hegel,<br />

Schopenhauer, Leopold von Ranke und Nietzsche sind nur einige wichtige Quellen.<br />

Praktische Anwendung findet das Werk schließlich in Scurlas „Dritter Front“ von 1940.<br />

Die Vielzahl von Reaktionen auf „Esprit und Geist“ reichen von anerkennendem Beifall<br />

über gemäßigte Kritik bis zur vollständigen Ablehnung dieses Werks, wobei auffällt, dass die<br />

Existenz <strong>der</strong> „ewigen Charakterzüge“ nicht bezweifelt wird, und dass stattdessen<br />

hauptsächlich die Zuschreibung von bestimmten Eigenschaften und die methodische<br />

Vorgehensweise kritisiert werden.<br />

Die Vorträge von französischen Schriftstellern und Philosophen, die auf Veranlassung<br />

Wechsslers zwischen 1926 und 1934 am Romanischen Seminar <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Berlin<br />

stattfanden, bieten ihm die Möglichkeit, „die Wesensart des Franzosen“ einem breiten<br />

Publikum nahe zu bringen. Die Redner dienen also <strong>der</strong> Bestätigung des von Wechssler u. a. in<br />

„Esprit und Geist“ propagierten Bildes.<br />

Als Wechssler sich bezogen auf Frankreich nicht mehr für die deutsche <strong>Nation</strong> engagieren<br />

kann, widmet er sich als Leiter des 1936 gegründeten Instituts für Portugal und Brasilien einer<br />

neuen – wenn auch in den Jahren zuvor bereits vorbereiteten – Tätigkeit. Das Institut soll, so<br />

1836<br />

Wechssler, Eduard: „Der deutsche Dante. Gute Dante-Bücher aus dem Gedenkjahr“, in: Berliner Tageblatt<br />

und Handelszeitung, 30.12.1921.<br />

1837<br />

Buck, A.: „Die `Commedia´“, in: Gumbrecht, H.U./ Mölk, U. (Hg.): „Die italienische Literatur im Zeitalter<br />

Dantes und am Übergang vom Mittelalter zur Renaissance“, GRLMA, X, 1, Heidelberg 1987, S.21-165.<br />

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