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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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So ging es auch für Eduard Wechssler vor dem Krieg um „das tiefinnerliche Bemühen <strong>der</strong><br />

edelsten Herzen und besten Köpfe, Deutschland von innen heraus zu erneuern und zu<br />

verjüngen“ 276 . Die wenigsten hätten sich dabei „wenn sie ehrlich gegen sich selber waren,<br />

[…] mit dem damaligen offiziellen Deutschland einverstanden [gefühlt]“ 277 . Dieses<br />

„offizielle“ Deutschland habe den Glanz höher gestellt als „Einfachheit und<br />

Überzeugungstreue“ und habe zur „neuen Kunst und Geistigkeit keines o<strong>der</strong> ein feindliches<br />

Verhältnis“ gehabt: Das Grundübel im bisherigen Deutschland sei gewesen, dass die<br />

preußisch-deutsche Regierung geglaubt habe, sie könne mit einer guten Verwaltung die<br />

richtige Staatsgesinnung erzeugen „und schöpferischen Geist entbehrlich zu machen. Technik<br />

und Organisation galten damals, und gelten lei<strong>der</strong> noch heute bei den meisten als Anfang und<br />

Ende aller Weisheit. `Theoretiker´ und `Idealisten´ werden als Kin<strong>der</strong> belächelt o<strong>der</strong> als<br />

Starrköpfe mundtot gemacht.“ 278<br />

Was im Übrigen den Ausbruch des Krieges betraf, war – wie die gelehrte Welt in<br />

Deutschland insgesamt 279 – auch Wechssler davon überzeugt, dass nicht Deutschland,<br />

son<strong>der</strong>n „die Völker rings“ die Hauptverantwortung trugen 280 . Der Krieg sei kein Zufall<br />

gewesen, er sei „mit eherner Notwendigkeit“ gekommen: „Er ist ganz Abschluß, ganz Folge<br />

nur und Wirkung, von Deutschlands Feinden gewollt und vorbereitet.“ 281 Frankreich wurde<br />

dabei die Hauptverantwortung zugeschoben, denn „erster Herd des Wunsches und Verlangens<br />

nach <strong>der</strong> Entscheidung durch die Waffen war Frankreich“ 282 . Und: „Wenn in Deutschland<br />

Kaiser und Volk aufrichtig den Frieden wollten, so war Frankreich um so ernstlicher zum<br />

Angriff entschlossen …“ 283 .<br />

276 Wechssler, Eduard: „Unsere Kriegsliteratur in französischer Vorstellung und in <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Wirklichkeit“,<br />

in: internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, Bd. XV, 1921, Sp. 430.<br />

277 Ebenda.<br />

278 Ebenda, S.434.<br />

279 Ringer, Fritz K.: Die Gelehrten. Der Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Mandarine 1890 – 1933, Stuttgart 1983,,<br />

S.170.<br />

280 Für Eduard Wechsler war <strong>der</strong> Weltkrieg in erster Linie nicht Ausdruck eines <strong>deutschen</strong> Kriegswillens. Es sei<br />

gar nicht um die Frage nach „Krieg o<strong>der</strong> Frieden“ gegangen. Deutschland habe sich stattdessen in dieser Zeit in<br />

einer Phase <strong>der</strong> „geistig-sittlichen Umbildung“ befunden, „einer Zeit, wo Altes sich zersetzte und selber<br />

zermürbte, indes Neues und Junges auf allen Gebieten mühsam, aber kraftvoll zum Licht gedieh“. Vgl.<br />

Wechssler, Eduard: „Unsere Kriegsliteratur in französischer Vorstellung und in <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Wirklichkeit“, in:<br />

internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, Bd. XV, 1921, Sp. 429f.<br />

281 Wechssler, Eduard: Die Franzosen und wir. Der Wandel in <strong>der</strong> Schätzung deutscher Eigenart 1871-1914, Jena<br />

1915, S.1.<br />

282 Ebenda.<br />

283 Ebenda, S.37. – <strong>Im</strong> September 1918, wie Wechssler ausdrücklich feststellt (Vgl. Wechssler, Eduard: „Das<br />

mo<strong>der</strong>ne Frankreich. Marburger Auslandsvorträge im Sommerhalbjahr 1918.“ In: Internationale Monatsschrift<br />

für Wissenschaft, Kunst und Technik. Leipzig, Berlin 13/1919,Sp.485, Anm.1), führt er dazu genauer aus, die<br />

„weitesten Kreise“ Frankreichs seien um 1900 eigentlich pazifistisch eingestellt gewesen, und hätten sich einen<br />

neuen Krieg mit Deutschland nicht vorstellen können: „Es bedurfte des Streites um Marokko, <strong>der</strong> englischen<br />

Einwirkung auf die Pariser Presse, vor allem aber <strong>der</strong> kriegerischen Gebärden und gleichzeitigen Nachgiebigkeit<br />

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