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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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zw. <strong>der</strong> „historische[n] Anarchie dieser Systeme“ sei, so auch Wechssler in seiner Kritik, <strong>der</strong><br />

Weltanschauungsbegriff „immer mehr herabgesunken“. Diltheys Lehre führe letztlich nicht<br />

zu den „Anfangsgründen des Weltdenkens und Weltverstehens“ 427 .<br />

Auf den von Dilthey geprägten Strukturbegriff bezogen sich dessen ungeachtet weite Teile<br />

<strong>der</strong> Geisteswissenschaften, in denen sich im ersten Drittel des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts „die<br />

Subjektivität <strong>der</strong> Wissenschaftler in <strong>der</strong> Konstruktion von `Typen´ austobte, die<br />

anthropologisch (vgl. Spenglers `Untergang des Abendlandes´) nach Epochen <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong><br />

Geistesgeschichte (`Klassik und Romantik´), <strong>der</strong> Kunstgeschichte („Barock und<br />

Manierismus`) und auf an<strong>der</strong>e Weisen begründet wurden“ 428 . Und auch die<br />

Kulturkundebewegung, von <strong>der</strong> das folgende Kapitel u. a. handelt, stützte sich z. T. genau auf<br />

diesen Strukturbegriff.<br />

Phänomenologie<br />

Von Bedeutung war in dieser Epoche – auch für Wechssler 429 und Curtius – die in <strong>der</strong><br />

Philosophie entwickelte phänomenologische Methode. Sie wurde von Edmund Husserl (1859-<br />

1938) begründet und von Max Scheler (1874-1928) weitergeführt. Die „transzendentale<br />

Phänomenologie“ stellte die Antwort Edmund Husserls auf die Kulturkrise <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Welt dar, als <strong>der</strong>en Ursache er Relativismus und Naturalismus ausmacht. Dieser Sinnkrise<br />

setzt er eine analytische und zugleich intuitive Wissenschaft von dem entgegen, was im<br />

Bewusstsein an gültigen Strukturen aufweisbar ist 430 . Den Positivismus bezeichnet er als<br />

„Naturalismus“, wobei er aber nicht dessen Aussagen kritisiert, son<strong>der</strong>n die Tatsache, dass er<br />

nicht phänomenologisch verfährt 431 . Die „Dinge“ in <strong>der</strong> Natur könne man objektiv<br />

bestimmen, die psychischen Gegenstände, die „Phänomene“, entziehen sich dagegen jeglicher<br />

objektiver Erkenntnis. Ein Phänomen „kommt und geht“ und „bewahrt kein bleibendes<br />

identisches Sein“, weshalb es auch nicht objektiv fassbar sei, son<strong>der</strong>n nur „erschaut“ werden<br />

könne. Für Husserl wird ein Phänomen also erst vom Betrachter geschaffen und verän<strong>der</strong>t und<br />

hängt von dessen subjektiver Perspektive ab. So fasst Bott Husserls Bemühungen um eine<br />

427<br />

Wechssler, Eduard: „Denkform und Weltanschauung in <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Bildung“, in:<br />

Zeitschrift für Geschichte <strong>der</strong> Erziehung und des Unterrichts. 20. Jg., Heft 1/4, Berlin 1930, S. 4.<br />

428<br />

Bott, Gerhard, s.o., 1.Bd., S. 16.<br />

429<br />

Vgl. dazu Kapitel 3.4.<br />

430<br />

Vgl. z.B. Wetz, Franz Josef: Edmund Husserl, Frankfurt a.M./New York 1995 und Möckel, Christian:<br />

Einführung in die transzendentale Phänomenologie, München 1998.<br />

431<br />

Bott, Gerhard, s.o., 1.Bd., S. 16.<br />

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