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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Zuletzt berichtet Tritsch über einen „sehr lehrreichen“ Vortrag Jean Baruzis über „die<br />

französische Philosophie <strong>der</strong> Gegenwart“, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Berliner Kant-Gesellschaft stattgefunden<br />

habe 1469 . Über Baruzis Vortrag im Romanischen Seminar, <strong>der</strong> auch in dieser Zeit<br />

stattgefunden haben muss, erfährt man hier nichts.<br />

Dass die französischen Redner letztlich dazu dienten, schon vorhandene Ansichten zu<br />

bestätigen und das von Wechssler propagierte Frankreichbild zu festigen, wird auch bezogen<br />

auf Benjamin Crémieux 1470 deutlich, <strong>der</strong> am 14.11.1927 über „La poésie nouvelle“ sprach.<br />

Über ihn sagt Wechssler in „Esprit und Geist“, er sei ein Beispiel dafür, dass „<strong>der</strong> Franzose“<br />

„kämpft und leidet, lebt und stirbt für Worte“ 1471 . Als Beleg zitiert er u.a. einen Satz aus<br />

Crémieux´ „Le premier de la classe“ (1921), wo <strong>der</strong> Held, Jean Rigaud, sagt: „J´aime certains<br />

mots comme des visages, j´inscris sur un carnet par ordre alphabétique mes mots de<br />

prédilection“ 1472 . In <strong>der</strong> Zeitschrift „Schule und Wissenschaft“ ist Wechssler dasselbe Werk<br />

Beispiel dafür, dass die jüngste Generation nur Wahrheit wolle, „Einfachheit, Ehrlichkeit,<br />

Natur“ 1473 und dass „<strong>der</strong> französische Mensch“ auf nichts so schwer verzichten könne wie auf<br />

das Bewusstsein, frei handeln zu können. Er brauche die „freie und große Tat“, die ihn vor<br />

Willensschwäche schütze, und als Gegenstück zum Bild des Schwächlings ein<br />

Heldenleben 1474 . In Crémieux´ „schönem Buch mit tiefen Hintergründen“ „kämpfen […]<br />

Wahrheit und Täuschung, Ernst und Spiel um wahrhaft heldisch gesinnte Kin<strong>der</strong>seelen“ 1475 .<br />

Der Vortrag von Crémieux wird in <strong>der</strong> DAZ beschrieben, wobei das Thema leicht<br />

abgewandelt als „Der Mensch im neuen Schrifttum“ angegeben und sein Inhalt wie folgt<br />

beschrieben wird: Der Nihilismus Drieu la Rochelles, Morands und Soupaults schließe nur<br />

„den Kreis des aufklärerisch naturalistischen Zeitalters“ 1476 . Seitdem rege sich in Frankreich<br />

wie<strong>der</strong> „wie bei uns“ ein neuer Anfang, <strong>der</strong> zwar auch an „das Erbe <strong>der</strong> Alten“ anknüpfe, aber<br />

„nicht an die analytischen son<strong>der</strong>n an die synthetischen Kräfte <strong>der</strong> Meister“ 1477 . Der Artikel<br />

schließt mit dem Satz:<br />

1469 Ebenda.<br />

1470 Benjamin Crémieux (1888-1944) war Literaturkritiker, Schriftsteller und französischer Vertreter des 1921<br />

gegründeten internationalen PEN-Clubs. (Vgl. Bock, Hans Manfred/ Krebs, Gilbert/ Schulte, Hansgerd (Hg.):<br />

Bertaux, Pierre: Un normalien à Berlin. Lettres franco-allemandes 1927-1933. Asnières, Paris 2001, S. 87.)<br />

1471 Wechssler, Eduard: Esprit und Geist, s.o., S. 541.<br />

1472 Ebenda, S. 542.<br />

1473 Wechssler, Eduard: „Wesenszüge <strong>der</strong> jüngsten französischen Literatur“, in: Schule und Wissenschaft. Ein<br />

Wegweiser zu neuzeitlichem Unterricht, 1.Jg., Oktober 1926 bis September 1927, S. 2.<br />

1474 Ebenda, S. 5.<br />

1475 Ebenda, S. 6.<br />

1476 „Benjamin Crémieux“, in: Deutsche Allgemeine Zeitung, Morgenausgabe, 20.11.1927, S. 8.<br />

1477 Ebenda.<br />

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