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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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vom 28.4.1919 „an einer Geistesstörung mit Depressions- und Stimmungszuständen,<br />

hypochondrischen Wahnideen und Neigung zum Querulieren. /…/ Ebenso ist eine <strong>der</strong>artige<br />

Besserung, dass Herr Morf sein Amt und seine Lehrstellung in <strong>der</strong> Philosophischen Fakultät<br />

in Berlin wie<strong>der</strong> wird versehen können, nicht mehr zu erwarten.“ 141<br />

Am 16. Juni 1919, nachdem das Ordinariat für romanische Philologie bereits im dritten<br />

Semester „verwaist“ war, nannte die Fakultät dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und<br />

Volksbildung als Nachfolger zunächst den in Bonn tätigen Professor Wilhelm Meyer-<br />

Lübke 142 , <strong>der</strong> bereits zehn Jahre zuvor zusammen mit Morf vorgeschlagen worden war. Er sei<br />

noch immer „ein so überragen<strong>der</strong> Forscher und Schulbildner, dass sein Name unter allen<br />

Umständen mit den größten Ehren wie<strong>der</strong>holt werden muss“ 143 . An<strong>der</strong>erseits sei Meyer-<br />

Lübke nun aber bereits an <strong>der</strong> „Schwelle <strong>der</strong> Sechziger“, und es gebe inzwischen eine Reihe<br />

jüngerer <strong>Romanist</strong>en, von denen auch einige geeignet erscheinen. Außerdem sei zu<br />

befürchten, dass Herr Meyer-Lübke durch eine Tätigkeit an <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> Berlin „auf Jahre<br />

hinaus von seinem eigenen Arbeitsfeld abgezogen werden müsste“, was für die Forschung<br />

und sein Fach nicht wünschenswert sei. Deshalb folgen im selben Schreiben drei weitere<br />

Vorschläge für Nachfolger, und zwar in <strong>der</strong> Reihenfolge, „wie sie ihr tüchtig und für Berlin<br />

geeignet erscheinen“ 144 . Als erster wird anschließend <strong>der</strong> 1872 geborene „junge Schwabe“<br />

Karl Vossler 145 genannt, Ordinarius in München, „wo ihn bereits die kaiserliche Akademie<br />

<strong>der</strong> Wissenschaften in ihren Kreis aufgenommen hat“. Nach Herausstellung seiner<br />

wissenschaftlichen Leistungen 146 wird zusammenfassend konstatiert, Vossler sei nun in seiner<br />

Entwicklung auf einer „festen, realen Basis angelangt“: „Vossler ist eine starke geistige<br />

Potenz, pflegt sein reiches Wissen in gedankenhafter Durcharbeitung auszuprägen, vereinigt<br />

hohe wissenschaftliche Eigenschaften mit manchen künstlerischen und übt daher auf<br />

Studierende und weitere Kreise einen sehr anziehenden Einfluss aus.“ 147 Erst als Zweiter<br />

141<br />

Vgl. I.3, 141-144.<br />

142<br />

Wilhelm Meyer-Lübke (1861-1936), veröffentlichte u. a. eine „Grammatik <strong>der</strong> romanischen Sprachen“ (4<br />

Bde., 1890-1902) und das „Romanische etymologische Wörterbuch“ (14 Tle., 1911 – 1920). Er galt als einer <strong>der</strong><br />

Hauptvertreter <strong>der</strong> historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft.<br />

143<br />

Vgl. I.3, 136 – 140.<br />

144<br />

Ebenda.<br />

145<br />

Vossler, Karl (1872 – 1949) Professor in Heidelberg, Würzburg und München. Er wandte sich gegen den<br />

sprachwissenschaftlichen Positivismus <strong>der</strong> Junggrammatiker und for<strong>der</strong>te die ästhetische Betrachtung <strong>der</strong><br />

Sprache unter Einbeziehung von Philosophie und Kulturgeschichte. so in „Positivismus und Idealismus in <strong>der</strong><br />

Sprachwissenschaft“(1904).<br />

146<br />

Genannt werden als „Hauptarbeitsgebiet“ „das Italienische“, „eine Geschichte <strong>der</strong> italienischen Literatur 1900<br />

(2.Afl. 1908), ein vierbändiges Werk über Dante 1907/8 und ein mehr populär gehaltenes Büchlein über<br />

italienische Literatur <strong>der</strong> Gegenwart 1914. Dann wandte sich das philosophische Interesse des jungen Schwaben<br />

zu linguistischen Problemen; er glaubte den Einschlag ästhetischer (und erziehlicher Richtungen selbst in<br />

lautlichen Dingen beobachten) [durchgestrichen und handschriftlich ersetzt durch:] Faktoren“<br />

147<br />

Vgl. I.3, 136 – 140.<br />

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