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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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Lebenseinheit des Menschen, <strong>der</strong> es geschaffen hat“ 1810 noch wüchsen, womit er auf das<br />

Werk hinweist, an dem er gerade arbeitet, nämlich „Esprit und Geist“ (1927).<br />

Bis hierhin sind die wichtigsten Kontexte beschrieben, die in unterschiedlicher Weise<br />

för<strong>der</strong>lich auf die Entstehung von Wechsslers eigentümlicher „Wesenskunde“ gewirkt haben.<br />

Dabei ist <strong>der</strong> Grundstein für diese Entwicklung in Wechsslers Werk schon sehr frühzeitig<br />

gelegt, wie schon seine Dissertation aus dem Jahre 1893 und ein Artikel mit dem Titel<br />

„Wechselbeziehungen zwischen den romanischen Litteraturen unter sich und romanischer und<br />

germanischer Litteratur“ 1811 zeigen. Wechsslers Versuch geht, das wird deutlich, schon hier<br />

dahin, das Deutsche vom Französischen abzugrenzen, um so den Nachweis einer<br />

eigenständigen <strong>deutschen</strong> Leistung zu erbringen. Ausgehend von Golthers „Geschichte <strong>der</strong><br />

<strong>deutschen</strong> Litteratur I“ 1812 konstatiert er, dass „<strong>der</strong> französische Einfluss als ein<br />

überwiegen<strong>der</strong> erscheint“ 1813 . Das daraus resultierende Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühl zeigt sich bei<br />

ihm u. a. in <strong>der</strong> fortwährenden Hervorhebung deutscher Leistungen. Des Weiteren wird hier<br />

bereits verglichen bzw. Frankreich verurteilt, und auch das spätere „Wesen“ klingt an, wenn<br />

Wechssler die Deutschen nämlich z.B. „wahrhafte Dichternaturen“ nennt, während die<br />

Franzosen übrigens nur „Meister <strong>der</strong> Technik“ seien. Die hier angeführten Klischees über<br />

Franzosen und Deutsche entsprechen – in selektiver und unsystematischer Weise – bereits<br />

denen, die sich später in „Esprit und Geist“ wie<strong>der</strong> finden lassen.<br />

Dieses Werk von 1927 ist insgesamt das Ergebnis einer Reihe von Einzeluntersuchungen<br />

Wechsslers, wobei <strong>der</strong>en Analyse deutlich macht, wie Wechsslers Denken zunehmend Kontur<br />

gewinnt und auf welche Weise er versucht, seiner zentralen Fragestellung näher zu kommen.<br />

Diese besteht darin, herauszufinden, von welchen Faktoren <strong>der</strong> – in seinem Werk zum<br />

Ausdruck kommende – „Geist“ bzw. <strong>der</strong> „tiefe Urgrund“ bzw. das „innerste Wesen“ eines<br />

Autors bestimmt ist. Dazu wendet er sich z.B. Bergson zu und verwirft ihn wie<strong>der</strong>, und er<br />

beschäftigt sich mit Dilthey und Husserl. 1914 erwähnt Wechssler zum ersten Mal in einem<br />

Aufsatz über Verlaine eine teilweise Blutsverwandtschaft dieses Dichters mit den Germanen,<br />

was <strong>der</strong> Grund dafür sei, dass er <strong>der</strong> „germanischen Gemütsart“ sehr nahe stehe. Doch nicht<br />

1810<br />

Ebenda, S. 13.<br />

1811<br />

Wechssler, Eduard: „Wechselbeziehungen zwischen den romanischen Litteraturen unter sich und<br />

romanischer und germanischer Litteratur“, „Einflüsse <strong>der</strong> altfranzösischen Litteratur auf die altdeutsche“, S. 382-<br />

416, „Germanisches in <strong>der</strong> altfranzösischen Dichtung 1891-96“, S.416-426 in: Kritischer Jahresbericht über die<br />

Fortschritte <strong>der</strong> romanischen Philologie, IV. Bd., 2.Teil, 1895-96.<br />

1812<br />

Golther, Wolfgang: Geschichte <strong>der</strong> <strong>deutschen</strong> Litteratur I. Von den Anfängen bis zum Ausgang des<br />

Mittelalters. Stuttgart 1892.<br />

1813<br />

Wechssler, Eduard: „ Wechselbeziehungen zwischen den romanischen Litteraturen unter sich und<br />

romanischer und germanischer Litteratur“, „Einflüsse <strong>der</strong> altfranzösischen Litteratur auf die altdeutsche“, in:<br />

Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte <strong>der</strong> romanischen Philologie, IV. Bd., 2.Teil, 1895-96, S. 385.<br />

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