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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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ei dem sich diese Bewun<strong>der</strong>ung einstelle, „we<strong>der</strong> ein Deutscher noch ein Junge im Sinne des<br />

Geschlechts, noch ein Junge im Sinne des Alters" sei. Der idealtypische Bewun<strong>der</strong>er<br />

französischer Kultur wäre demnach „eine alte, nichtdeutsche Frau“ 555 .<br />

Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen und <strong>der</strong> Französischunterricht im beson<strong>der</strong>en<br />

waren insgesamt, wie es Trabant formuliert, als „Unterricht in Feindeskunde“ konzipiert und<br />

sind, wie es scheint, auch so durchgeführt worden 556 . Die Stellung des Französischunterrichts<br />

war dabei in den verschiedenen Bundeslän<strong>der</strong>n unterschiedlich. Für Preußen galt für das<br />

Englische und das Französische das gleiche Lernziel. Außerdem sollte wegen <strong>der</strong> größeren<br />

formalen Schwierigkeiten mit dem Französischen als erster Fremdsprache begonnen werden.<br />

Diese Sprachenfolge wurde noch 1931 von <strong>der</strong> preußischen Regierung festgelegt 557 . Die<br />

Ablehnung des Gegenstandes – ein deutscher Junge durfte sich ja nicht zu sehr für die<br />

französische Sprache interessieren, um nicht als undeutsch zu gelten – konnte schließlich als<br />

logische Folge aber nur die Ablehnung dieses Unterrichts selbst nach sich ziehen 558 , was die<br />

<strong>Nation</strong>alsozialisten später dazu veranlasste, mit <strong>der</strong> Reform 1937/38 die Sprachenfolge<br />

umzukehren und zum ersten Mal reichseinheitlich festzulegen. Erst- und Hauptfremdsprache<br />

wurde nun Englisch, zweite Fremdsprache Latein, Französisch wurde in den Wahlbereich<br />

abgeschoben und konnte durch Spanisch o<strong>der</strong> Italienisch ersetzt werden. 559<br />

Die Konsequenzen <strong>der</strong> Kultur- und Wesenskunde für die Schulbücher<br />

Zur Lehrbuchgestaltung finden sich in den „Richtlinien“ keine geson<strong>der</strong>t aufgeführten<br />

Vorgaben. Inhaltliche For<strong>der</strong>ungen an Schulbücher sind jedoch implizit und zum Teil auch<br />

explizit, beson<strong>der</strong>s im zweiten Teil <strong>der</strong> Richtlinien, den „Lehraufgaben“ enthalten. Für den<br />

Anfangsunterricht in Französisch als erster neuerer Fremdsprache gilt, was den „Lesestoff“<br />

betrifft: „Darstellungen aus <strong>der</strong> Umwelt des Kindes, Schule, Haus, Heimatort, Familie,<br />

555 Ebenda, S.45.<br />

556 Übereinstimmend formuliert Paul Hartig in seinen Lebenserinnerungen, „daß sich die Prinzipien <strong>der</strong><br />

Kulturkunde damals ernsthaft und kraftvoll durchgesetzt haben“ (Hartig, Paul: Lebenserinnerungen eines<br />

Neuphilologen. Aufgenommen in Berlin am 14.November 1980. Gesprächspartner: Werner Hüllen und Konrad<br />

Schrö<strong>der</strong>. Augsburg 1981, S.31). Auf die Frage, ob es sich bei den Richtlinien um eine Reform von oben<br />

gehandelt habe, antwortete Hartig: „Nein, `verordnet´ waren die Richertschen Richtlinien für uns gewiß nicht;<br />

vielmehr entsprachen sie voll und ganz unserem eigenen philosophischen und pädagogischen Bewusstsein und<br />

auch dem, was wir von <strong>der</strong> <strong>Universität</strong> an philosophischem, psychologischem, weltanschaulichem und<br />

pädagogischem Gedankengut mitgebracht hatten“ (Ebenda, S.30f.).<br />

557 Trabant, Jürgen: „Xenophobie als Unterrichtsfach“, in: Dithmar, Reinhard/Willer, Jörg: Schule zwischen<br />

Kaiserreich und Faschismus. Darmstadt 1981, S. 45.<br />

558 Ebenda, S.46f.<br />

559 Lehberger, Reiner: „Geschichte des Fremdsprachenunterrichts“, in: Bausch, K.-R., Christ, H., Hüllen, W.,<br />

Krumm, H.-J.: Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen 1991, S.477.<br />

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