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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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„Zweites Buch: Die helfenden Geister und ihr Zusammenwirken beim Aufstieg:<br />

Purgatorio.“ (S. 239-573)<br />

In diesem Teil stehen nicht mehr die „Naturkräfte“ <strong>der</strong> beiden Völker, son<strong>der</strong>n ihr<br />

„eigentümliches Denkverfahren, wodurch ein jedes seine Welt im eigenen Innern aufbaut und<br />

befestigt“ im Vor<strong>der</strong>grund. Ausschlaggebend für das jeweilige Denkverfahren sei dabei die<br />

zentrale erkenntnistheoretische Frage nach <strong>der</strong> Erfassbarkeit <strong>der</strong> Außenwelt: Je<strong>der</strong> antworte<br />

darauf auf seine Weise und wähle „aus den allgemein gegebenen Erkenntnismitteln“ auf seine<br />

Art aus. Dabei „sieht, bildet und erkennt“ <strong>der</strong> Franzose ein „an<strong>der</strong>es Ganzes“, als es <strong>der</strong><br />

Deutsche „schafft“ 1106 . Diese Zusammenhänge untersucht Wechssler in den anschließenden<br />

Kapiteln, um wie<strong>der</strong>um zu vollkommen entgegen gesetzten Ergebnissen zu gelangen, die er<br />

auf zwei Grundbegriffe bringt: in Frankreich sei <strong>der</strong> „Positivismus“, in Deutschland <strong>der</strong><br />

„Kritizismus“ „die letzte Antwort auf die schwerste Frage, ob Wahrheit einer Außenwelt<br />

erkennbar sei“ 1107 .<br />

1. L’imagination française fait peur ou ravit/ Die Phantasie als Botin deutscher Sehnsucht<br />

(S. 244-271)<br />

Der Franzose bevorzugt den klaren Verstand, weil er „sich <strong>der</strong> trügerischen Schreck- und<br />

Wunschgestalten weniger als an<strong>der</strong>e Völker erwehren konnte“ 1108 . Gebe er nun „den festen<br />

Halt des Verstandes und <strong>der</strong> Sinne“ auf, „wird er umringt, überlaufen und erdrückt von<br />

allerlei jeux d’imagination, visions, fantômes, cauchemars, hallucinations, apparences,<br />

apparitions, chimères, revenants, spectres, terreurs, frayeurs paniques, vaines, fureurs,<br />

frénésies“ 1109 . Wie<strong>der</strong> einmal „beweist“ Wechssler die Existenz eines Geisteszustandes mit<br />

<strong>der</strong> Existenz eines bzw. einer Reihe von Worten. Beispiele für diesen Geisteszustand seien u.<br />

a. Baudelaire – „Sur le fond de mes nuits Dieu de son doigt savant Dessine un cauchemar<br />

multiforme et sans trêve“ – und Jean Moréas, <strong>der</strong> geschrieben habe : „Et je traîne après moi<br />

des fantômes sans nombre“ 1110 . Wenn die Ebene des Verstandes verlassen würde, stoße man<br />

umso mehr auf Hysterie und Fanatismus. Paarten sich diese überdies noch mit „religiös-<br />

politischer Verblendung“, dann „werden Schreckgespenste grausige Tat“ 1111 . All dies zeige<br />

deutlich, „was <strong>der</strong> Franzose unter Phantasie versteht“ 1112 .<br />

1106 Ebenda, S. 241.<br />

1107 Ebenda, S. 243.<br />

1108 Ebenda, S. 246.<br />

1109 Ebenda, S. 247.<br />

1110 Ebenda.<br />

1111 Ebenda, S. 250.<br />

1112 Ebenda, S. 247.<br />

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