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Romanist: Im Dienste der deutschen Nation - KOBRA - Universität ...

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<strong>der</strong> Demokratie unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Rolle in <strong>der</strong> Gesellschaft und um<br />

ihr jeweils individuell ausgeprägtes Selbstverständnis als Intellektueller:<br />

„In <strong>der</strong> Verbindung dieser Momente erscheint dann das Verhalten vieler Weimarer<br />

Intellektueller als `Verrat´. Sie versäumten es, so lautet <strong>der</strong> doch weitgehend einhellige<br />

Befund <strong>der</strong> Forschung in dieser Frage, das zu gewähren, was kraft ihrer Tätigkeit in ihrer<br />

Macht gestanden hätte: <strong>der</strong> Republik `inneren Zuspruch´ […] zu gewähren, also eine Art<br />

geistiger Rückendeckung – zumindest – gegen existentiell bedrohliche Angriffe, gegen solche<br />

Attacken, die offenkundig auf den Bestand <strong>der</strong> Republik zielten.“ 39<br />

Ein an<strong>der</strong>er Zweig <strong>der</strong> Forschung beschäftigt sich mit dem gewandelten Selbstverständnis<br />

<strong>der</strong> Intellektuellen unter den verän<strong>der</strong>ten staatlichen und gesellschaftlichen Bedingungen <strong>der</strong><br />

Weimarer Zeit. Gefragt wird, ob und wie Intellektuelle ihr traditionelles Selbstverständnis<br />

unter neuen sozioökonomischen Bedingungen überdachten, „ob sie also ihre gesellschaftliche<br />

Funktion und ihren Anspruch auf soziales Prestige und öffentliche Wirksamkeit neu<br />

definierten“ 40 . Dabei wird auch die Zusammenarbeit zwischen <strong>deutschen</strong> und französischen<br />

Intellektuellen analysiert und wie<strong>der</strong>um vor dem Hintergrund des <strong>Nation</strong>alsozialismus<br />

bewertet. Symptomatische Bedeutung für den hier interessierenden Zeitraum deutscher<br />

Intellektuellengeschichte haben dabei mehrere Arbeiten erlangt, die das lange transportierte<br />

Bild des Gelehrten einer kritischen Prüfung unterzogen: <strong>Im</strong> Rahmen seiner Forschungen zu<br />

den deutsch-französischen Kulturbeziehungen im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t und zur Geschichte und<br />

Funktion deutscher und französischer Intellektueller legte Hans Manfred Bock im Jahr 1990<br />

eine umfangreiche Studie zu Ernst Robert Curtius vor 41 , in <strong>der</strong> er das Interesse weniger auf<br />

den Literaturwissenschaftler Curtius als vielmehr –vor dem biographischen Hintergrund –<br />

auf den politisch engagierten Intellektuellen <strong>der</strong> Weimarer Zeit lenkte und insgesamt<br />

innerhalb <strong>der</strong> umfangreichen Curtius-Forschung eine Neubewertung dieses Intellektuellen<br />

einleitete 42 . Der Anlass für diese Veröffentlichung ist nach Bocks eigener Aussage die Rolle,<br />

39 Büssgen, Antje: „Intellektuelle in <strong>der</strong> Weimarer Republik“, in: Schlich, Jutta: Intellektuelle im 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t. Ein Forschungsreferat, Tübingen 2000, S. 162. Die Rede vom „Verrat“ geht auf den französischen<br />

Historiker und Mathematiker Julien Benda zurück, <strong>der</strong> mit „La trahison des clercs“ eine Streitschrift über die<br />

europäischen Intellektuellen veröffentlicht hatte, denen er vorwarf, es habe sich bei ihnen „ein kataklysmischer<br />

Umsturz <strong>der</strong> moralischen Begriffe“ ereignet. Ebenda, S.162ff.<br />

40 Ebenda.<br />

41 Bock, Hans Manfred: „Die Politik des ‚Unpolitischen’. Zu Ernst Robert Curtius’ Ort im politischintellektuellen<br />

Leben <strong>der</strong> Weimarer Republik“, in: Lendemains. Etudes comparées sur la France.Vergleichende<br />

Frankreichforschung, 1990, Nr. 59, S.16-62.<br />

42 Vgl. dazu die Darstellung <strong>der</strong> kritischen wissenschaftlichen Auseinan<strong>der</strong>setzung zu Ernst Robert Curtius bei<br />

Antje Büssgen, s.o., S. 230-240.<br />

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