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3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

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110<br />

Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />

Theaterbetrieb, knapp drei Viertel jedoch<br />

<strong>für</strong> den Unterhalt eines deutschsprachigen<br />

Stadttheaters Bautzen aufgewendet werden.<br />

Im Gefolge dieses offenkundigen<br />

Mißbrauchs von genuin <strong>für</strong> <strong>sorbische</strong>s<br />

Theaterspiel zweckgebundene Fördermittel<br />

sind eine fehlende künstlerische Programmatik<br />

im <strong>sorbische</strong>n Spielplan ebenso<br />

feststellbar gewesen wie die verschwindend<br />

geringe Beachtung des <strong>sorbische</strong>n<br />

Angebots in <strong>sorbische</strong>r Sprache in den<br />

marketingüblichen Informations- und<br />

Kommunikationskanälen des Theaters;<br />

hinzu kommen, wie bereits auch beim<br />

SNE festgestellt, die weitgehend eingestellte<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>sorbische</strong>n<br />

Laienschaffen und dessen Betreuung<br />

sowie als weitere Gemeinsamkeit die<br />

vergleichsweise geringe Bespielung der<br />

Niederlausitz.<br />

In den folgenden Empfehlungen zur Behebung<br />

der Defizite gehen die Gutachter<br />

von einer am kulturpolitischen Bedarf<br />

orientierten Theaterarbeit aus, die sich<br />

insgesamt in vier Tätigkeitsfeldern zur<br />

Beförderung traditioneller wie zeitgenössischer<br />

Ausdrucksformen <strong>sorbische</strong>r Kultur<br />

und Sprache vollzieht:<br />

1. Theaterpädagogik: Das erste Element der<br />

zukünftigen Theaterarbeit im <strong>sorbische</strong>n<br />

Siedlungsgebiet besteht in der Verstärkung<br />

bzw. Wiederaufnahme der theaterpädagogischen<br />

Arbeit in allen Sparten. Sie sollte<br />

sich generationsübergreifend sowohl an<br />

<strong>sorbische</strong> Kinder und Jugendliche als auch<br />

an die <strong>sorbische</strong> Laienbewegung richten<br />

und sich in Kooperation mit Bildungsträgern<br />

der Region sowie bereits bestehenden<br />

Theaterinitiativen der Sorben vollziehen.<br />

Dabei haben sich die beiden Institutionen<br />

um die bilaterale Partizipation am regionalen<br />

Theaterleben zu bemühen, die im Gefolge<br />

des gemeinsamen Aufführens von<br />

Sorben und Deutschen zur vorbildhaften<br />

Vermittlungsarbeit zwischen den Kulturen<br />

sowie zum Alleinstellungsmerkmal der<br />

Region werden muß.<br />

Unter Theaterpädagogik kann allgemein<br />

die Arbeit mit Menschen mittels darstellenden<br />

Spiels zur Anregung ästhetischer,<br />

moralischer und sozialer Erfahrungs- und<br />

Lernprozesse verstanden werden. Dabei<br />

ist Theaterpädagogik insbesondere da<strong>für</strong><br />

prädestiniert, Kinder und Jugendliche<br />

nicht nur an die Theaterkunst behutsam<br />

heranzuführen, sie also da<strong>für</strong> zu begeistern<br />

und somit ein Urteilsvermögen durch jene<br />

ästhetische Kompetenz auszubilden, die<br />

so wesentlich in Zeiten der Neuen Medien<br />

und des ästhetisierten Massenkonsums ist,<br />

sondern ebenso die Ausbildung von sozialen<br />

Schlüsselkompetenzen der Gegenwart<br />

wie etwa Kommunikations- und Teamfähigkeit,<br />

Kreativität, Toleranz und Selbstständigkeit<br />

zu fördern. Die Begeisterung<br />

von Kindern und Jugendlichen <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Theaterspiel ist letztendlich auch die Quelle<br />

schlechthin <strong>für</strong> die Nachwuchsgewinnung<br />

auf diesem Gebiet.<br />

Die Wiederaufnahme und verstärkte Anleitung<br />

künstlerischer Laiengruppen hingegen<br />

stärkt die Position und Akzeptanz<br />

der Theatereinrichtungen bei der <strong>sorbische</strong>n<br />

Bevölkerung und führt ebenso wie<br />

die theaterpädagogische Arbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen zur Gewinnung<br />

neuer Publikumsgruppen über Multiplikatoreneffekten.<br />

Überdies gestattet <strong>das</strong> Theaterspiel<br />

generationsunabhängig jene seltenen<br />

Momente, die es erlauben, der Gegenwart<br />

zu entrücken und sie gleichsam zu<br />

transzendieren. So wird es möglich, die<br />

gesellschaftlichen Bedingungen quasi von<br />

außen kritisch zu hinterfragen, öffentlich<br />

zur Diskussion zu stellen und im Gefolge<br />

dessen zu jener gesellschaftlichen Selbstreflexion<br />

entscheidend beizutragen, die den

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