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3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

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2<br />

Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />

dem Kreis der <strong>sorbische</strong>n Zivilgesellschaft<br />

sind nicht zu verbuchen. Während die<br />

Gemeinde Cottbus und der Landkreis<br />

Spree-Neiße sich mit bis zu 50% an den<br />

dort gelegenen Einrichtungen beteiligen,<br />

wird <strong>das</strong> rechtlich vom Landkreis Bautzen<br />

getragene Sorbische Museum von jenem<br />

nur zu 6% (und über die Kulturraumumlage<br />

mit ca. weiteren 2%) finanziert. Im<br />

Fall des Deutsch-Sorbischen <strong>Volk</strong>stheaters<br />

Bautzen, ebenfalls in Trägerschaft des<br />

Landkreises Bautzen, werden jährlich etwa<br />

1 Mio. € aus <strong>Stiftung</strong>smitteln <strong>für</strong> die Finanzierung<br />

des deutschsprachigen Betriebsteils<br />

zweckentfremdet. (2) Die Zivilgesellschaft<br />

artikuliert sich in der Domowina<br />

als traditioneller Selbstverwaltung, in<br />

einer Reihe von Vereinen sowie in Pro-<br />

Probleme des <strong>sorbische</strong>n Bildungswesens. In: Vogt,<br />

Matthias Theodor u. a. (Hrsg.): Minderheiten<br />

als Mehrwert. Schriften des Collegium PONTES<br />

Band VI. Frankfurt etc. 2010.) und unter Berücksichtigung<br />

der zahlreichen Teilzeitverhältnisse<br />

und Abordnungen entspricht dies ganz<br />

grob 350 VZÄ. Legt man hierauf die durchschnittlichen<br />

Personalkosten (2010) von 51,1<br />

TEUR des empfohlenen neuen Gesamtsystems<br />

Kultur an, ergeben sich theoretisch 18 Mio.<br />

Personalkosten.<br />

Nun müßte allerdings im einzelnen hinterfragt<br />

werden, worin der minderheitenbedingte Mehraufwand<br />

der einzelnen Stellen liegt. Müßte <strong>das</strong><br />

Kind nicht ohnehin in der Kita untergebracht<br />

oder im staatlichen Schulsystem unterrichtet<br />

werden, so daß wir es nicht mit einer Zusatzmenge<br />

an VZÄ (Mehrkosten), sondern mit einer<br />

Teilmenge des staatlichen Systems der Gesamtbevölkerung<br />

zu tun haben? Berechnet man<br />

nur diejenigen VZÄ, die aus der Notwendigkeit<br />

eines gegliederten Schulsystems hervorgehen<br />

und setzt bei allen übrigen 10% als Zusatzaufwand<br />

an, kommt man auf ca. 45 Stellen entsprechend<br />

2,0-2,5 Mio. € ohne Sachaufwand.<br />

Eine wirklich faßbare Zahl gibt es derzeit nicht.<br />

Die Kosten des Bildungssystems der dänischen<br />

Minderheit in Südschleswig sind zwar bekannt,<br />

aber auch dort müßte eine Mehrkostenrechnung<br />

durchgeführt werden, um zu validen Aussagen<br />

zu kommen. Im übrigen sind dies nur betriebs-<br />

und noch keine volkswirtschaftlichen<br />

Kennziffern.<br />

jektvorhaben. Diese werden häufig jenseits<br />

der <strong>Stiftung</strong>s- und Domowinastrukturen<br />

durchgeführt, man könnte sagen: von dort<br />

erfahren sie Förderung in negativer Symmetrie<br />

zu ihrer Interessantheit. (3) Zwei<br />

Museen, ein Theater und ein Theaterteilbetrieb,<br />

ein Verlag und zwei wissenschaftliche<br />

Institute bilden <strong>das</strong> institutionelle<br />

Gerüst der Kulturpflege. (4) Die Sprachpflege<br />

erfolgt in zwei Bildungszentren,<br />

einer Schule <strong>für</strong> Erwachsenenerziehung,<br />

einem Schulverein, diversen Kindergärten<br />

sowie im Netz der staatlichen Schulen.<br />

Parallelstrukturen sind häufig; näheres<br />

auch hierzu wurde von den Gutachtern in<br />

Teil I des Gesamtkonzepts (Ist-Analyse der<br />

von der <strong>Stiftung</strong> geförderten Einrichtungen) im<br />

Frühjahr 2009 ausgeführt.<br />

Ursache der Dysfunktionalität des <strong>sorbische</strong>n<br />

Institutionenbündels ist erstens eine<br />

nicht zeitgemäße Definition <strong>sorbische</strong>r<br />

Identität. Ihre Konstruktion folgt noch<br />

weitgehend den Argumentationen aus<br />

dem Völkerfrühling 1848. Die Satzung der<br />

Domowina ist recht unverblümt von einer<br />

Blut- und Bodenideologie geprägt. Das<br />

Sorbentum ist über Jahrhunderte von<br />

Endogamie als Exklusionsverfahren zur<br />

Konstruktion sozialer (kollektiver) Identität<br />

geprägt (was sich derzeit die Gesundheitsforschung<br />

zunutze macht). 3 Traditionellerweise<br />

wenden endogame Clan-<br />

Strukturen ein Adoptionsverfahren an.<br />

Ein Interesse am Sorbentum von außen ist<br />

durchaus vorhanden und hat in bemer-<br />

3 Vgl. Stumvoll, Michael (Universität Leipzig):<br />

Isolatbevölkerungen als Pfadfinder in der Gesundheitsforschung.<br />

In: Ralf Prescher (Hrsg.): Minderheiten<br />

in Europa. Hamburg 2009. S. 29-32 führt aus,<br />

daß bestimmte Krankheitsbilder aufgrund der<br />

langen Endogamiekette stark von der Umgebungsbevölkerung<br />

abweichen. Aus Sicht der<br />

Medizinforschung plädiert Stumvoll <strong>für</strong> eine<br />

Fortführung der Endogamietraditionen (Referat<br />

und Diskussion 1.10.2008 an der TU Dresden).

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