3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...
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185<br />
15 Zusammenfassung<br />
15.1 Ergebnishorizont<br />
Im Fall einer Umsetzung der Empfehlungen<br />
(insbesondere bei Abbau der Verwaltungsdoppelstrukturen,<br />
Beendigung der<br />
Nutzung von <strong>Stiftung</strong>smitteln <strong>für</strong> außer<strong>sorbische</strong><br />
Zwecke, angemessene Kommunalbeteiligung)<br />
würde <strong>das</strong> derzeitige Finanzierungsabkommen<br />
ausreichen, um<br />
zusätzlich zu den alten, aber auch einigen<br />
neuen Institutionen einen jährlichen<br />
Fonds von 3,5 Mio. € <strong>für</strong> Projekte zur<br />
Erneuerung der <strong>sorbische</strong>n Zivilgesellschaft<br />
und zum Abbau der Informationsasymmetrie<br />
zwischen Deutschen und Sorben<br />
aufzulegen.<br />
15.2 Aktuelles Verwendungsergebnis<br />
der <strong>Stiftung</strong>smittel<br />
Gemessen am Anspruch einer kontinuierlichen<br />
Erneuerung der <strong>sorbische</strong>n Gesellschaft,<br />
Kultur und Sprache ist <strong>das</strong> derzeitige<br />
<strong>sorbische</strong> Institutionenbündel hochgradig<br />
dysfunktional. Eine übergreifende<br />
Strategie, die sowohl die <strong>sorbische</strong> Kulturwie<br />
die <strong>sorbische</strong> Sprachpflege einbegreifen<br />
würde, ist nicht zu erkennen. Die unterschiedlichen<br />
Interessen der zweisprachigen<br />
sorbisch-deutschen Minderheit und<br />
der deutschsprachigen Mehrheitsbevölkerung<br />
sind nicht zu einem übergreifenden<br />
Konzept gebündelt. Das System prämiert<br />
Mediokrität, exkludiert die Jugend und<br />
bildet ein überwiegend in sich selbst geschlossenes<br />
Subsystem der <strong>sorbische</strong>n<br />
Gesellschaft ohne sichtbare Effekte beispielsweise<br />
auf <strong>das</strong> Nachwachsen einer<br />
Funktionselite. Es setzt keine Anreize,<br />
sich als Sorbe zu bekennen, sondern verstärkt<br />
die negativen Stereotypen über die<br />
angebliche Rückständigkeit des <strong>sorbische</strong>n<br />
<strong>Volk</strong>es und fördert so faktisch die Assimilation<br />
gerade der potentiellen Eliten. Es<br />
leistet keine relevanten Beiträge zum Ansehen<br />
der Sorben in der Mehrheitsbevölkerung,<br />
zu einem Miteinander von Sorben<br />
und Deutschen oder im Äußeren zur Stellung<br />
Deutschlands. Es verhilft den Sorben<br />
bzw. der Sorbenpolitik nicht zu einem<br />
besonderen Rang in Europa bzw. in der<br />
europäischen Minderheitenpolitik.<br />
15.3 Vier Problemkreise <strong>für</strong> eine Umsetzung<br />
dieser Empfehlungen<br />
(1) Für eine Umsetzung der Empfehlungen<br />
ist nüchtern zu überlegen, wer von<br />
dieser Umsetzung profitieren und wer von<br />
ihr nicht profitieren würde. An die deutsche<br />
Seite ist die Frage zu stellen, ob die<br />
um mindestens 50% zu steigernde Effizienz<br />
bei der Verwendung der Steuermittel<br />
den Krafteinsatz lohnt oder ob sich auch<br />
ohne Strukturreformen <strong>das</strong> <strong>sorbische</strong><br />
Problem in zwei Generationen durch Assimilation<br />
speziell der Elitenpotentiale im<br />
<strong>sorbische</strong>n <strong>Volk</strong> von selbst erledigt hat.<br />
Angesichts der Herausforderungen durch<br />
Wirtschafts- und Kassenkrise ist zu prüfen,<br />
ob Politik und Verwaltung hinreichende<br />
Potentiale <strong>für</strong> den <strong>sorbische</strong>n Problemkreis<br />
aufzubringen bereit sind. Auch<br />
50% sind gerade einmal 8 Mio. € im Jahr,<br />
also eine im Staatskontext minimale<br />
Summe. Die Verwendung doch erheblicher<br />
Verwaltungskräfte auf eine Reform<br />
des <strong>sorbische</strong>n Institutionenbündels lohnt<br />
sich dann allerdings, wenn die hierbei<br />
gewonnenen Erfahrungen als best practice<br />
im Umgang mit anderen Minderheiten<br />
und <strong>für</strong> die Außenwahrnehmung der Bundesrepublik<br />
genutzt werden könnten. Dies<br />
ist in der aktuellen Cluster-Struktur nicht<br />
oder sogar negativ der Fall.