25.10.2014 Aufrufe

3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

164<br />

Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />

- Minderheitenrecht und vergleichendes Verfassungsrecht<br />

föderaler Systeme / Autonomien;<br />

- Ökonomie der Minderheiten;<br />

- Wirtschaftsgeographie und Regionalplanung;<br />

- vergleichende Regionalgeschichte sowohl mediävistischer<br />

und frühneuzeitlicher Ausrichtung<br />

wie neuzeitlicher Ausprägung (Fokus<br />

auf Nationalismus und Nationalstaatsbildung)<br />

.<br />

Zielrichtung eines derartigen Studiengangs wäre<br />

zum einen die breite akademische Ausbildung des<br />

Führungsnachwuchses in Minderheitenfragen (an<br />

einer solchen Ausbildung besteht bislang ein<br />

deutlicher Mangel) wie die Ermöglichung entsprechender<br />

disziplinenübergreifender Forschung.<br />

Wichtig wäre dabei die vergleichende Dimension,<br />

die – ausgehend von der reichhaltigen Forschung<br />

zu <strong>sorbische</strong>n Fragen – die Situation der Sorben<br />

in Beziehung setzt zur Situation anderer marginalisierter<br />

Regionalkulturen und –sprachen. Das<br />

erhebliche intellektuelle Potential des Sorbischen<br />

Instituts könnte mit einer derartigen Neuausrichtung<br />

eine gesamteuropäische Strahlkraft gewinnen.<br />

Viertes Element in einer derartigen Neuausrichtung<br />

von Forschung und Lehre sollte die regelmäßige<br />

Organisation von Veranstaltungen der<br />

´professional education´ sein, also der Fortbildung<br />

von bereits im Beruf stehenden Funktionsträgern.<br />

Zu denken wäre hierbei insbesondere an ´best<br />

practice´-Seminare, in denen über einen Erfahrungsaustausch<br />

der Transfer bewährter Modelle<br />

des Schutzes und der Förderung von Regionalkulturen<br />

und –sprachen systematisch organisiert wird.<br />

Käme es zu einer derartigen Neuordnung, so böte<br />

der Standort Bautzen als Ort der konzentrierten<br />

Lehre und Forschung in der Sorabistik wie in der<br />

vergleichenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />

mit Minderheitenfragen die Möglichkeit, ein<br />

akademisches Zentrum mit gesamteuropäischer<br />

Ausstrahlung zu begründen.<br />

In ihrem Beitrag Mehrwert durch Minderheiten?<br />

Aktuelle Probleme des <strong>sorbische</strong>n Bildungswesens<br />

16 zum Collegium PONTES 2009<br />

zieht Jana Schulz, Dozentin am Institut<br />

<strong>für</strong> Sorabistik der Universität Leipzig und<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sorbischen<br />

Institut Bautzen, <strong>das</strong> Fazit:<br />

Die klare Antwort auf die Frage »Mehrwert<br />

durch Minderheiten? Kann der Lissabon-Prozeß<br />

durch Immersion der Mehrheitsbevölkerung gesteigert<br />

werden?« lautet: Ja, sofern Konzepte durchdacht<br />

und konsequent umgesetzt, regionale Besonderheiten<br />

beachtet und die Bereiche Vorschule,<br />

Schule, universitäre Ausbildung miteinander<br />

verknüpft werden und wenn die Angebote attraktiv<br />

sind. Die Anwendung der Immersionsmethode,<br />

idealerweise die totale Immersion statt der partiellen,<br />

hat sich international bewährt.<br />

Die <strong>für</strong> den Lissabon-Prozess wirkungsvollen<br />

Regelungsmechanismen, beispielsweise <strong>das</strong> Verfahren<br />

der ›offenen Koordinierung‹, <strong>das</strong> Aufbrechen<br />

starrer Strukturen über nationale Interessen<br />

hinweg, bieten auch eine reelle Chance <strong>für</strong> die<br />

Minderheitensprache Sorbisch, sich im Kontext<br />

mit anderen Sprachen in Schul- und Bildungsangeboten<br />

zu etablieren. Ein ›Perspektivwechsel‹ ist<br />

daher notwendig - und daher kann es in Bildungskonzepten<br />

nicht mehr nur um eine ›Bewahrung<br />

des Sorbischen‹ gehen, sondern um eine<br />

»bewahrende Bereicherung« 17 durch zwei- bzw.<br />

mehrsprachige Erziehung von frühester Kindheit<br />

16 Schulz, Jana: Mehrwert durch Minderheiten? Aktuelle<br />

Probleme des <strong>sorbische</strong>n Bildungswesens. In: Vogt,<br />

Matthias Theodor u.a. (Hrsg.): Minderheiten als<br />

Mehrwert. Schriften des Collegium PONTES<br />

Band VI. Frankfurt etc. 2010.<br />

17 Gantefort, Christoph / Roth, Hans-Joachim:<br />

Historische und aktuelle Perspektiven <strong>für</strong> Zwei- und<br />

Mehrsprachigkeit in Europa. Zum Beitrag sorbischdeutscher<br />

Schulen mit bilingualem Unterricht. In:<br />

Sorbischer Schulverein (Hrsg.): Witaj a 2plus<br />

wužadanje za přichod / Witaj und 2plus – eine<br />

Herausforderung <strong>für</strong> die Zukunft. Bautzen<br />

2009, S. 94-104.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!