3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...
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Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />
Gläubigen Europas gilt, die beispielsweise<br />
gleichzeitig Franzosen und Katholiken<br />
sein können, ohne daß <strong>das</strong> eine <strong>das</strong> andere<br />
beeinträchtigt. Man könnte sich im übrigen<br />
fragen, ob nicht schon der rheinische<br />
Kapitalismus 7 mit seiner hälftigen Gewaltenteilung<br />
zwischen Investoren und Belegschaft<br />
die Wirtschaftsunternehmen als<br />
eine spezifische Art von Personalkörperschaft<br />
aufgebaut und ihnen von daher eine<br />
spezifische win-win-Kraft verliehen hat.<br />
Aus dem Gesagten dürfte unstreitig sein,<br />
daß es im besonderen Interesse des deutschen<br />
Staates liegt, im Kontext der globalen<br />
Entwicklung und angesichts seiner<br />
Integrationsherausforderungen mit dem<br />
Typus Personalkörperschaften zu experimentieren.<br />
Kaum ein Feld bietet da<strong>für</strong> so<br />
gute Ausgangsbedingungen wie die historisch<br />
bereits vorgebildete Personalkörperschaft<br />
des <strong>sorbische</strong>n <strong>Volk</strong>es. Die Staatsrechtler<br />
des Bundes und der Länder wären<br />
gut beraten, ein solches Experiment mit<br />
aller Sorgfalt zu begleiten und zu beobachten.<br />
Prämisse 6: Die <strong>sorbische</strong> Zivilgesellschaft<br />
muß im Zentrum der Strukturempfehlungen<br />
stehen.<br />
Die <strong>sorbische</strong> Zivilgesellschaft bedarf<br />
einer neuen Rechtsform bei der Selbstverwaltung.<br />
Hier<strong>für</strong> bedarf sie einer nachhaltigen<br />
Stimulierung bei der Förderung<br />
einer neuen Funktionselite, diese muß sich<br />
selbständig in Vorhaben artikulieren und<br />
nicht von Förderentscheidungen Dritter<br />
abhängig sein. Die kontrafaktische Dysfunktionalität<br />
des derzeitigen <strong>sorbische</strong>n<br />
7 Vgl. Bátiz-Lazo, Bernardo, Robert R. Locke,<br />
Kristine Müller: Perceptions of Rhineland Capitalism<br />
on the Görlitz-Zgorzelec Border. A Retail Banking<br />
Perspective. In: Vogt. Matthias Theodor u. a.<br />
(Hrsg.): Europäisierung im Alltag Schriftenreihe<br />
Collegium PONTES Band IV. Frankfurt 2009.<br />
Institutionenbündels wirkt sich am gravierendsten<br />
im Bereich Zivilgesellschaft aus.<br />
Hierbei muß gelten, daß niemand den<br />
Sorben helfen soll. Vielmehr muß die<br />
<strong>sorbische</strong> Zivilgesellschaft im Sinne des<br />
Subsidiaritätsgedankens in die Lage versetzt<br />
werden, sich selbst zu helfen.<br />
Prämisse 7: Skaleneffekte sind zu beachten.<br />
Eine In-Diskriminierung 8 ist notwendig.<br />
Die Gerechtigkeit gebietet es, <strong>das</strong> volkswirtschaftliche<br />
Paradigma der Skalenerträge<br />
(Massenfertigung bringt Kostenvorteile)<br />
in die Minderheiten-Diskussion adäquat<br />
mit einzubeziehen. Während im<br />
Falle deutscher Schulbücher die Entwicklungskosten<br />
sich anschließend auf die<br />
Schulklassen eines ganzen Landes umlegen<br />
lassen, sind die Entwicklungskosten<br />
<strong>für</strong> ein <strong>sorbische</strong>s Schulbuch dem Grunde<br />
nach die gleichen wie beim deutschen<br />
Schulbuch, sie lassen sich aber nur auf<br />
einige wenige Exemplare umlegen. Daher<br />
sind Mehrheiten- und Minderheitenwirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
niemals direkt<br />
vergleichbar.<br />
Umgekehrt muß aber <strong>das</strong> Rad nicht immer<br />
neu erfunden werden. So wie die Sorben<br />
nach dem Vorbild des dänischen Schulvereins<br />
den <strong>sorbische</strong>n Schulverein und<br />
nach dem kanadisch-bretonischen Vorbild<br />
der Immersionsmethode <strong>das</strong> Witaj-<br />
Konzept entwickelt haben, so können<br />
einerseits die Sorben von den Überlegungen<br />
anderer Minderheiten profitieren und<br />
könnten andererseits die best practice-<br />
Beispiele aus dem Sorbenland stärker als<br />
bislang anderen Minderheiten in Europa<br />
zur Verminderung der Gestehungskosten<br />
verhelfen.<br />
8 Vgl. zum Terminus In-Diskriminierung die<br />
Prämisse 1.