3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...
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Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />
entrechteten Sorben.“ 3 Es versteht sich,<br />
daß weder die nationalsozialistischen<br />
Machthaber noch <strong>das</strong> SED-Regime Wert<br />
auf diese Tradition legte. Nach 1989 waren<br />
die Grenzen zwar wieder geöffnet, seit<br />
1999 gehören die Nachbarstaaten Polen<br />
und Tschechische Republik zwar zur NA-<br />
TO und seit dem 1. Mai 2004 zur Europäischen<br />
Union, doch hat die Fortführung<br />
fast identischer Strukturen ausschließlich<br />
im Binnenland eine Wiederanknüpfung an<br />
die erfolgreiche <strong>sorbische</strong> ‚Außenpolitik’<br />
bis 1937 verhindert. Mit Nachdruck sei in<br />
diesem Zusammenhang noch einmal auf<br />
die juridische Fiktion des <strong>sorbische</strong>n Siedlungsgebietes<br />
ausschließlich rund um<br />
Bautzen bzw. Cottbus verwiesen, wie es in<br />
den Anhängen der beiden Sorbengesetze<br />
abschließend aufgeführt wird. Diese abschließende<br />
Aufzählung verdankt sich<br />
einem – mit Paul Feyerabend zu sprechen<br />
– parmenidischen Denken, <strong>das</strong> Verflechtungen,<br />
Doppelidentitäten und <strong>das</strong> Prozeßhafte<br />
<strong>sorbische</strong>r Identität unzureichend<br />
in die Verwaltungspraxis übersetzt.<br />
1<strong>3.</strong>2 Konzeptionelle und operativbezogene<br />
Empfehlungen<br />
Es wird empfohlen, an die Tradition <strong>sorbische</strong>r<br />
‚Außenpolitik’ und insbesondere<br />
an die Tradition der „Gesellschaften der<br />
Freunde der Sorben“ anzuknüpfen. Konkret<br />
wird empfohlen, in Prag, Warschau,<br />
Berlin, Brüssel und Straßburg fünf <strong>sorbische</strong><br />
Kulturbüros zu gründen, die jeweils<br />
drei Aufgaben haben: (1) eine vorhandene<br />
oder zu gründende „Gesellschaft der<br />
Freunde der Sorben“ zu unterstützen, (2)<br />
3 Susanne Hose, Herbert Schirmer, Katharina Elle:<br />
Kulturelle Kompetenz im Ehrenamt. Über Akteure der<br />
<strong>sorbische</strong>n Zivilgesellschaft. In: Vogt, Matthias Theodor<br />
u.a. (Hrsg.): Minderheiten als Mehrwert.<br />
Schriften des Collegium PONTES Band VI. Frankfurt<br />
etc. 2010.<br />
Kenntnisse über die <strong>sorbische</strong> Gesellschaft,<br />
Kultur und Sprache im Gastland zu<br />
verbreiten, (3) Interessierte im Gastland<br />
auf mögliche Verbindungen mit dem <strong>sorbische</strong>n<br />
Binnenland aufmerksam zu machen<br />
und so <strong>für</strong> geistigen Zufluß, Wirtschaftskontakte<br />
und Zuwanderung zu<br />
sorgen, (4) modellhafte Interaktionen mit<br />
anderen Minderheiten anzustoßen. Analog<br />
zu den Goethe-Instituten ist hierbei eine<br />
strikte formale Trennung von der politischen<br />
Ebene zu wahren, was nicht hindert,<br />
daß bestimmte Aufgaben der brandenburgisch-sächsischen<br />
Außenkulturpolitik<br />
im Fokus der Aktivitäten Mitberücksichtigung<br />
erfahren können – wenn, wie<br />
dargestellt, der brandenburgische und der<br />
sächsische Staat immer auch die Interessen<br />
der <strong>sorbische</strong>n Kurie vertreten, so<br />
müssen ihrerseits die Sorben, zumal im<br />
Ausland, immer gehalten sein, die Interessen<br />
ihrer Heimatstaaten angemessen zu<br />
vertreten und keine unangebrachte Differenz<br />
zu vermitteln.<br />
1<strong>3.</strong>3 Personalbezogene<br />
Empfehlungen<br />
Die Leitung des jeweiligen Kulturbüros<br />
sollte einem promovierten Leiter <strong>für</strong> den<br />
Zeitraum von fünf Jahren anvertraut werden.<br />
Wiederbewerbung am gleichen oder<br />
einem der anderen Büros sollte ausgeschlossen<br />
sein, um jeweils neue Gedanken<br />
in die Arbeit einfließen zu lassen. Wer ein<br />
solches Kulturbüro fünf Jahre erfolgreich<br />
geleitet hat, ist ideal qualifiziert <strong>für</strong> eine<br />
Position sei es im <strong>sorbische</strong>n zivilen Wirtschaftsleben,<br />
sei es bei Bund und Ländern.<br />
Auf die völlig unzureichende Vertretung<br />
Deutschlands bei internationalen Organisationen<br />
sei nachdrücklich hingewiesen –<br />
es mangelt im Vergleich speziell zu den<br />
ostmitteleuropäischen Ländern an qualifiziertem,<br />
diplomatisch und sprachtechnisch