3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...
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Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />
vorzulegen [...] Werden Ziele nicht erreicht, ist ein<br />
Scheitern zu akzeptieren. [...] Die im Grundgesetz<br />
angemahnte ‚Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse’<br />
ist ein Konstrukt der alten Bundesrepublik,<br />
die nichts als Wachstum kannte. Eine<br />
Angleichung der Lebensverhältnisse ist unter<br />
Schrumpfbedingungen nicht möglich. Diese simple<br />
Wahrheit sollte politikfähig werden.“ 4<br />
Schlußendlich kann mit dem schleswigholsteinischem<br />
Landtagspräsidenten Martin<br />
Kayenberg, mit Blick auf die „Kompetenzanalyse:<br />
Minderheiten als Standortfaktor in der deutschdänischen<br />
Grenzregion der Europäischen Akademie<br />
Bozen – Bolzano von 2007“ postuliert<br />
werden: „Obwohl die Minderheiten über eine<br />
Vielzahl an Kompetenzen verfügen, werden sie im<br />
Rahmen der Regionalentwicklungsstrategien wenig<br />
berücksichtigt. Dies war bisher so, muß aber –<br />
wenn alle regionalen Verantwortungsträger die<br />
Empfehlungen der Kompetenzanalyse ernst nehmen<br />
– in Zukunft nicht mehr so sein.“ 5 Im Ergebnis<br />
der „Kompetenzanalyse“ sollen die Minderheiten<br />
„mehr als bisher an der grenzüberschreitenden<br />
Regionalentwicklung teilhaben und die<br />
gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische<br />
Wirklichkeit in ihrer Heimat aktiv mitgestalten<br />
[...] Unter diesem Blickwinkel markiert <strong>das</strong> [...]<br />
geradezu einen Paradigmenwechsel in der Minderheitenpolitik<br />
[...] Minderheiten sollen nicht<br />
länger bei den jährlichen oder zweijährigen Haushaltsrunden<br />
immer wieder in die Rolle eines Bittstellers<br />
geraten. Die staatlichen Mittel <strong>für</strong> die<br />
Minderheiten sind keine Subventionen! Das<br />
haben Landtag und Landesregierung in absoluter<br />
Übereinstimmung in den letzten Jahren immer<br />
wieder betont. [...] Die Minderheiten sind auf<br />
beiden Seiten der Grenze ein Standortfaktor und<br />
verkörpern einen Mehrwert <strong>für</strong> die Region und<br />
ihre Entwicklung! Das DialogForumNord<br />
schlägt vor, aus den 40 Empfehlungen der Kompetenzanalyse<br />
zunächst zwei Leuchtturmprojekte<br />
im Rahmen eines Minderheiten- / Mehrheitsclusters<br />
zu entwickeln. Leitgedanke des ersten Projektes<br />
[...] ist es, Menschen aus Konfliktregionen<br />
in den grenznahen Akademien und Bildungsstätten<br />
des Nordens zum Dialog zusammenzuführen.<br />
Das zweite Projekt befasst sich mit der grenzüberschreitenden<br />
Wissensregion durch verstärkte<br />
universitäre Zusammenarbeit.“ 6 Diese Projektvorschläge<br />
können natürlich nur ein allererster<br />
Ansatz sein. Im <strong>sorbische</strong>n Siedlungsgebiet in der<br />
Ober- und Niederlausitz wären Projekte denkbar,<br />
die sich mit einer inhaltlich konkreten Beigabe<br />
an die gesamte Bevölkerung in ihrer Alltagserfahrung<br />
richten.<br />
An die beiden Ministerpräsidenten und die<br />
Bundeskanzlerin gerichtet, erhebt sich<br />
damit die Frage, ob Sorbenpolitik weiterhin<br />
im Ghetto der Minderheitenkulturpolitik<br />
betrieben werden soll oder ob sie als<br />
ein zukunftsweisendes Thema der Entwicklung<br />
von Schrumpfung, Wirtschaftskrise,<br />
Peripherizität etc. besonders problematischer<br />
Regionen in eine<br />
übergreifende Regierungspolitik<br />
aufgenommen werden soll. Für diesen Fall<br />
bräuchte es anderer Strukturen der<br />
deutschen Verwaltung, der Sorbenpolitik,<br />
insbesondere <strong>für</strong> die Möglichkeiten einer<br />
ressortübergreifenden Abstimmung.<br />
Im gleichen Sinne sind Bundestag und die<br />
beiden Landtage gefragt, unter welchen<br />
Auspizien die Sorbenpolitik künftig stehen<br />
soll. Welches bildungspolitische Konzept<br />
nicht <strong>für</strong> die <strong>sorbische</strong> Sprache, sondern<br />
<strong>für</strong> eine angemessene Darstellung der<br />
<strong>sorbische</strong>n Geschichte und Gegenwart in<br />
4 Klingholz, Reiner: Direktor des Berlin-Instituts<br />
<strong>für</strong> Bevölkerung und Entwicklung. In FAZ<br />
vom 30. Juni 2009, S. 31<br />
5 Pressemitteilung des Schleswig-Holsteinschem<br />
Landtags; 77/2008<br />
6 Schwarz, Caroline, Beauftragte des Ministerpräsidenten<br />
<strong>für</strong> Minderheiten und Kultur und Vorsitzende<br />
des DialogForumNorden: Bericht zum<br />
aktuellen Umsetzungsstand der Kompetenzanalyse<br />
Minderheiten als Standortfaktor in der deutschdänischen<br />
Grenzregion. Bozen 2008.