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3. Serbski dom Budyšin a Choćebuz - Stiftung für das sorbische Volk ...

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48<br />

Teil II – Gesamtkonzept zur Förderung der <strong>sorbische</strong>n Sprache und Kultur<br />

Feinheit des Tschechischen herankommt<br />

und ihre Herkunft aus dem bäuerlichen<br />

Milieu nicht verleugnen kann. Insofern ist<br />

der 1848 ff. im Obersorbentum vollzogene<br />

Beschluß, sich bei der Standardisierung<br />

in manchem nach dem Tschechischen zu<br />

richten und die unterschiedlichen Sprachebenen<br />

nebeneinander bestehen zu lassen,<br />

von neuem bedenkenswert. Das jetzige<br />

phonetische und grammatische Bild des<br />

Sorbischen als Hybrid zwischen Deutsch<br />

und Slawischem ist problematischer, als es<br />

die derzeitige Diskussion um Schülbücher<br />

etc. vermuten läßt.<br />

Zwischen 1945 und 1948 besuchten rund<br />

700 Obersorben <strong>das</strong> tschechische Gymnasium<br />

in Varnsdorf. Vor dem Hintergrund<br />

der durch Jugoslawien vermittelten Bestrebungen<br />

der Sorben um einen Anschluß<br />

der Oberlausitz an die Tschechoslowakei<br />

ist unschwer zu erkennen, daß<br />

den deutschen Machthabern in der SBZ<br />

wie der staatlich geförderte Aufbau einer<br />

fünften Kolonne erscheinen mußte. Der<br />

Aufbau umfassender Bildungs- und Kulturförderungsstrukturen<br />

sowie die beiden<br />

Landesgesetze Brandenburg und Sachsen<br />

1948 ist von daher stets auch als Unterbindung<br />

einer solchen staatenübergreifenden<br />

Fraternisierung zu lesen – die <strong>sorbische</strong>n<br />

Institutionen sind der Preis <strong>für</strong> die<br />

Mitwirkung am sozialistischen Menschenbild,<br />

aber auch <strong>für</strong> den Verzicht auf panslawische<br />

Annäherung.<br />

Heute, mit dem auf allen vier Seiten<br />

der sächsisch-brandenburgisch-polnischtschechischen<br />

Grenzen verfassungsrechtlich<br />

geschützten Annäherungsgeboten<br />

wäre es sinnvoll und unschwer zu verwirklichen,<br />

an die Varnsdorfer Erfahrungen<br />

wiederanzuknüpfen. Hierbei bietet sich<br />

einerseits die alte Hauptstadt der beiden<br />

Lausitzen, Prag, als Ort an. Andererseits<br />

gibt es im östlichen Schlesien mit seinem<br />

autochthonen Dialekt des Schlesischen<br />

eine ihrerseits wiederum multilinguale<br />

Möglichkeit des Sprachenerwerbs. In den<br />

Gastfamilien und auf dem Pausenhof wird<br />

Schlesisch gesprochen, <strong>das</strong> auf der Grundlage<br />

des Polnischen gleichwohl eine hohe<br />

Affinität mit dem Tschechischen aufweist;<br />

in den Schulen wird Hochpolnisch unterrichtet<br />

(An die Nichtlinguisten sei hinzugefügt,<br />

daß man nur nicht glauben möge,<br />

daß wer Schulfranzösisch viele Jahre gebüffelt<br />

hat, auch nur ein Wort des Argot<br />

auf dem Pausenhof oder gar der gebildeten<br />

Zirkel verstehen würde. Die Differenz<br />

zwischen Umgangssprache und Standardsprache<br />

ist überall enorm). Daher würde<br />

sich parallel zu Prag die Partnerschaft mit<br />

Nysa (wo Eichendorff begraben liegt) und<br />

dem Raum Kattowitz fast stärker anbieten<br />

als der Raum Breslau mit seinen Zuwanderern<br />

aus Ost- und Zentralpolen.<br />

Mit einem Blick auf die besondere Benachteiligung<br />

der Mittel- und Hauptschüler<br />

in den EU-Regularien zum Auslandsspracherwerb<br />

(Hintergrund ist die in die<br />

romanischen, angelsächsischen und nordischen<br />

Länder nicht vermittelbare Dualität<br />

der deutschen, schweizerischen und österreichischen<br />

Berufsausbildung) sollte dabei<br />

ein besonderer Augenmerk auf der Vermittlung<br />

von <strong>sorbische</strong>n Mittelschülern<br />

bzw. Lehrlingen liegen.<br />

Prämisse 16: Verantwortung des Bundes<br />

Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall und 19<br />

Jahre nach dem Abschluß von 2+4-<br />

Vertrag und Einigungsvertrag, die zusammen<br />

Deutschland eine ganz neue Stellung<br />

in der Welt verschafften, wird es Zeit,<br />

daß die Bundesrepublik Deutschland sich<br />

auch auf Bundesebene zu ihrer Verantwortung<br />

<strong>für</strong> die <strong>Volk</strong>sgruppe der Sorben<br />

ebenso bekennt wie dies die beiden Länder<br />

seit ihrer Neugründung in ihren Ge-

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