10.12.2012 Aufrufe

Herausforderungen der Familienmedizin - Združenje zdravnikov ...

Herausforderungen der Familienmedizin - Združenje zdravnikov ...

Herausforderungen der Familienmedizin - Združenje zdravnikov ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zapušek J: Gespräch mit einem angeblich missbrauchten Kind 56<br />

KIND, MISSBRAUCH UND SUGGESTIBILITÄT<br />

Kin<strong>der</strong> reagieren sehr unterschiedlich auf verschiedene Interaktionen mit Erwachsenen. Für<br />

ein Kind ist es überhaupt nicht dasselbe, wenn es ein Ereignis aus <strong>der</strong> Perspektive des<br />

Zeugens sieht o<strong>der</strong> es selbst erlebt. Das typische Beispiel ist ein Verkehrsunfall o<strong>der</strong> eine<br />

Prügelei vor <strong>der</strong> Schule. Die meisten Kin<strong>der</strong> werden gesprächig, wenn <strong>der</strong> Interviewer<br />

Informationen über das Ereignis erfahren möchte und sie über dies ausfragt. Es ist aber wöllig<br />

an<strong>der</strong>s, wenn das Kind selbst eine Art des Missbrauchs erlebt. In diesem Fall ist es sehr<br />

schwer etwas vom Kind zu erfahren. Die Missbrauchserfahrungen eines Kindes sind für ihn<br />

völlig Tabu und es fürchtet sich davor, mit irgendjemandem darüber zu sprechen, auch mit<br />

den Eltern, insofern sie nicht Täter sind, was aber lei<strong>der</strong> nicht selten <strong>der</strong> Fall ist (1). Die Arten<br />

des Missbrauchs sind sehr unterschiedlich: von den meist direkten und offensichtlich groben<br />

bis zu indirekten, unentdeckten, verborgenen, jedoch langfristigen, <strong>der</strong>en Folgen noch<br />

schlimmer sind. Diese Folgen zeigen sich gewöhnlich erst stufenweise, nicht als eine Wunde<br />

o<strong>der</strong> ein blauer Fleck auf dem Körper des Kindes, son<strong>der</strong>n als ein tiefer Schmerz,<br />

Betroffenheit o<strong>der</strong> Benachteiligung <strong>der</strong> Persönlichkeit des Kindes und seiner geistigen<br />

Entwicklung, was auch einen Einfluss auf sein späteres Leben haben wird. Bei so manchen<br />

zeigen sich diese Folgen indirekt und zwar in seiner Erfahrung, seinem Verhalten und seiner<br />

Handlung denjenigen gegenüber, die hilflos und irgendwie von ihm abhängig sind, z.B. den<br />

Kin<strong>der</strong>n, seinen eigenen sowie den fremden (2).<br />

Mehrere Studien haben bestätigt, dass die Kin<strong>der</strong> im Durchschnitt erst nach zwei Jahren seit<br />

dem ersten Missbrauch zum ersten Mal über den Missbrauch sprechen. Das geschieht am<br />

häufigsten in einer Konfliktsituation, z.B. während des Familienstreits. So haben die Kin<strong>der</strong><br />

das Gefühl, dass ihr Problem nicht so groß erscheinen wird, wo sich die Eltern schon sowieso<br />

streiten (1). In dieser Weise endet für das Kind eine sehr lange und traumatische Zeit, bevor<br />

sich irgendwas verän<strong>der</strong>t, wenn überhaupt! Deshalb haben sich in den letzten vierzig Jahren<br />

zahlreiche Interviewermethoden entwickelt, wie ein Kind dazu gebracht werden kann, über<br />

seine Probleme zu sprechen. So manche von diesen Techniken wurde lange Jahre regelmäßig<br />

verwendet, bis intensivere Studien im Bereich <strong>der</strong> Suggestibilität von Kin<strong>der</strong>n durchgeführt<br />

wurden. Es wurde festgestellt, dass bei den meisten bis damals verwendeten<br />

Interviewertechniken <strong>der</strong> Interviewer extrem großen Einfluss auf die Antwort des Kindes<br />

hatte. In dieser Richtung haben sich zahlreiche Studien entwickelt (manche sind auch im<br />

Weiteren beschrieben), die solche suggestibile Einflüsse des Interviewers bestätigt haben.<br />

Wie die Suggestibilität auf ein Kind wirkt, ist im Weiteren in konkreten Beispielen zu sehen.<br />

VORHERIGE INTERVIEWER-BIAS<br />

Bei dieser Form des falschen Ansatzes geht es darum, dass <strong>der</strong> Interviewer eine Hypothese<br />

des Ereignises als die einzig wahre einnimmt und dem Kind unabsichtlich suggeriert, wie es<br />

antworten soll. Somit scheidet er aber alle alternativen Hypothesen aus. Noch immer gibt es<br />

einzelne Vertreter solcher Art von Befragung, weil sie meinen, dass das Kind die Wahrheit<br />

sonst nicht erzählen bzw. es sich nicht trauen wird. Die folgende Studie aus dem Jahr 1989<br />

vom Thompson und Lepore zeigt, dass solcher Ansatz trotz allem nicht entsprechend ist.<br />

<strong>Herausfor<strong>der</strong>ungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Familienmedizin</strong> – Sammelband <strong>der</strong> Seminararbeiten von Studenten <strong>der</strong> medizinischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> Universität in Maribor (MF UM), 2007/2008

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!